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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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etwas zusammenhängender, hinzu: »Ich bin gleich da. Danke.« Er stand auf, ging hinaus und ließ mich allein im Bad sitzen. Ich hatte angenommen, dass ich nervös werden würde, wenn er mich verließ, aber das Gegenteil war der Fall. Zum ersten Mal, seit der Seuchenschutz beschlossen hatte, mich zurückzubringen, war ich unbeobachtet. Ich war wirklich frei. Aus dem Korridor drangen leise Stimmen und dann das Geräusch einer sich schließenden Tür. Shaun kehrte mit einem in braunes Papier eingeschlagenen Bündel in der einen und mit einer Flasche Haartönung in der anderen Hand zurück. »Was willst du zuerst machen?«, fragte er.
    Ich lächelte.
    Eine Stunde später fühlte ich mich wieder wie ich selbst. Meine Haare waren feucht und dunkelbraun, und beim Trocknen klebten sie mir an den Ohren und auf der Stirn fest. Die Kleider, die Maggie hatte kommen lassen, waren perfekt, wenn auch zwei Größen kleiner als das, was ich sonst anzog. Schwarze Freizeithosen, ein weißes Hemd und ein schwarzer Blazer mit Taschen für mein Diktiergerät und Notepad. Im Moment besaß ich zwar weder das eine noch das andere, aber allein schon die Taschen dafür zu haben war ein gutes Gefühl. Sogar die Schuhe passten. Nur meine Augen stimmten nicht, aber dafür hatte ich die Sonnenbrille. Wenn ich die aufsetzte, sah ich so aus, als wäre mir eine Weile schlecht gewesen, aber immerhin nicht wie ein Klon.
    Ich sah aus wie Georgia Mason.
    Offenbar sah Shaun das genauso. Als ich die Sonnenbrille aufsetzte, verfiel er in Schweigen und starrte mich an. Irgendwann sagte er sachlich und ruhig: »Sollte sich herausstellen, dass das alles ein kranker Witz ist und du in Wirklichkeit ein beschissener Android oder so etwas bist, dann bringe ich uns beide um.«
    »Klonen finde ich schon krank genug, von daher bin ich einverstanden«, sagte ich. »Können wir davor aber erst ein paar andere Leute umbringen?«
    »Ja«, sagte Shaun und lächelte. »Das können wir.«
    »Wie viel Schuld tragen wir, Shaun? Wie viele … wie viele Fragen haben wir gestellt, die wir besser nicht gestellt hätten? Menschen sterben.« Ich ging zum Bett hinüber und setzte mich darauf. »Wegen uns?«
    Shaun bellte ein kurzes, freudloses Lachen hervor. »Es liegt an den Leuten, die uns in diese Scheiße geritten haben. Wir haben nur dafür gesorgt, dass es ein bisschen schneller ging. Ich glaube … wir tragen genug Schuld, dass wir versuchen sollten, es wiedergutzumachen, wenn wir können.«
    »Das können wir.«
    »Gott, wie ich das hoffe.« Er setzte sich neben mich und ergriff meine Hände. »Ich erzähle dir jetzt, was du verpasst hast. Dein Artikel wurde gesendet – das weißt du ja –, und es hat vieles verändert, aber andererseits wieder gar nichts. Es war zum Teil der Grund dafür, dass Ryman gewählt wurde. Du hast ziemlich deutlich klargemacht, dass er an Tates Sache nicht beteiligt war. Und es hat Tate auch nicht geholfen, dass er den Filmbösewicht gegeben hat, als ich ihn in die Enge getrieben hatte.«
    Ich bekam große Augen. »Als du was? Shaun …«
    »Hör einfach zu, okay? Schau mal, nachdem du … nachdem ich … Ich musste aus dem Wagen raus. Steve – du erinnerst dich an Steve aus Rymans Sicherheitsteam? Großer Kerl, der es allein mit einem ganzen Schlägertrupp aufnehmen könnte.«
    »Bitte sag mir nicht, dass Steve gestorben ist«, sagte ich.
    »Nein, dem geht’s gut. Er schreibt mir noch manchmal, zumindest hat er es getan, bevor wir untertauchen mussten. Also, Steve und ich haben uns aus der Quarantäne gestohlen, um zu Ryman zu gelangen …«
    Seine Geschichte war verrückt und unmöglich und brach mir fast das Herz. Ich hatte schon immer gewusst, dass Tate böse war, doch Shaun war derjenige, der ihn gestellt hatte und sich seinen Sermon anhören durfte, wie Amerika durch Furcht und Kontrolle zu seinen Wurzeln zurückfinden würde. Tate hatte sich selbst zum Märtyrer stilisiert, was vielleicht Wirkung gezeigt hätte, wenn er vorher nicht mich zur Märtyrerin gemacht hätte.
    Shaun hatte mich begraben und versucht, über mich hinwegzukommen, aber die Welt wollte das nicht zulassen. Stattdessen wurde er bis zum Hals in Verschwörungen und Irrsinn verwickelt. Dave starb. Kelly Connolly starb. Es stellte ich heraus, dass Dr. Wynne nicht unser Verbündeter, sondern ein weiterer Psychopath war, der die Welt nach seinen Vorstellungen verändern wollte. Je länger Shaun erzählte, desto klarer wurde mir, dass unsere einzigen Verbündeten die Leute

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