Blackout - Kein Entrinnen
zwei Tagen in Cliff’s Vergnügungspark in New Mexico und haben kaum noch etwas Sauberes anzuziehen. Bald sollte es gefahrlos möglich sein, nach Berkeley zurückzufahren. Im Moment tobt dort der Medienzirkus, und die einzige Möglichkeit, ihm zu entgehen, ist, so zu tun, als wäre alles normal. Gott sei Dank war Alisa die ganze Zeit sehr umgänglich. Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass nach den Ereignissen in Florida sie nichts mehr schrecken kann.
Sie ist ein liebes Mädchen. Trotz allem, was sie durchgemacht hat, ist sie ein gutes Kind. Shaun und Georgia … waren auch liebe Kinder. Trotz allem, was wir ihnen angetan haben, ist es ihnen irgendwie gelungen, gute Menschen zu werden. Ich weiß nicht, wie das möglich war. Das ist vermutlich nur logisch, ich habe sie ja nie richtig gekannt. Weil ich es nicht wollte. Damit bin ich wohl eine Heuchlerin, denn jetzt, da sie erwachsen und weggegangen sind – endgültig weggegangen in Georgias Fall –, bin ich stolz auf sie.
Ich wünschte, ich wäre eine bessere Mutter gewesen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte.
Aus Stacys Überlebensstrategien , dem Blog von Stacy Mason,
6. August 2041. Unveröffentlicht.
Georgia: 35
Präsident Ryman wurde von zwei seiner Bodyguards flankiert. Daneben stand ein Mann, den ich nicht kannte, doch er trug einen Laborkittel der Seuchenschutzbehörde, bei dessen Anblick mir das Herz raste. Ich vermochte mich nur deshalb zu beherrschen, weil ich mir ins Gedächtnis rief, dass Georgia Mason – die ursprüngliche Version – niemals Furcht gezeigt hätte, es sei denn, man hielt ihr eine Knarre an den Kopf. Und wahrscheinlich nicht einmal dann. Wenn ich mit diesen Leuten fertigwerden wollte, dann musste ich es so tun, wie sie es getan hätte. Alles andere würde nicht funktionieren.
»Sie scheinen nicht überrascht zu sein, mich zu sehen«, sagte ich und hob das Kinn gerade so weit, dass die Sonnenbrille auch sicher meine Augen verdeckte. Ich wollte nicht, dass er mich als wissenschaftliches Experiment betrachtete. Ich wollte, dass er Georgia in mir sah, und Georgias Augen sahen anders aus.
»Ich bin es auch nicht«, sagte er. Er wirkte müde. Keiner seiner Geheimdienstleute kam mir bekannt vor – das einzige vertraute Gesicht war Steve, und Steve würde seinen Job auch noch haben, wenn alle, die die Wahlkampagne betreut hatten, tot und vergessen waren. Eine solch ausgeprägte Loyalität hat schon etwas für sich.
Shaun trat einen Schritt nach vorn und stellte sich neben mich. Er musterte den Präsidenten beinahe finster. »Soll das heißen, Sie wussten von diesem Klonscheiß und haben mir nichts gesagt? Ist denn keiner von euch auf die Idee gekommen, mir eine E-Mail zu schicken?«
»Nein, niemand«, sagte ich so ruhig wie möglich. Es fiel mir erstaunlich leicht. Die Nerven zu verlieren würde nichts nützen, und allmählich gewöhnte ich mich an den Gedanken, dass mich – abgesehen von Shaun – die ganze Welt verriet. »Es war nicht vorgesehen, dass ich das Labor jemals verlasse.«
Rick stellte sich neben Präsident Ryman und begegnete meinem Blick. Nicht so Präsident Ryman, der mir auswich. Sein angespanntes Gesicht verriet alles, was er nicht aussprechen wollte.
»Du Dreckschwein«, flüsterte Shaun. Er wollte einen Schritt nach vorn machen, doch ich packte ihn am Ellbogen und hielt ihn zurück.
»Das würde uns gerade noch fehlen, dass du dich auf den Präsidenten stürzt«, sagte ich leise. »Atme einmal tief durch und beruhige dich.«
»Er hätte zugelassen, dass sie dich töten.«
»Zunächst einmal hat er dafür gesorgt, dass sie mich gemacht haben. Das ist schon einmal ein Ausgleich. Lass uns erst einmal hören, was er sonst so sagt.« Ich beobachtete unablässig das Gesicht des Präsidenten, der meinem Blick weiterhin auswich. »Warum sind wir hier, Mr. President? Sie hätten uns nicht bis hierher kommen lassen müssen.«
»Doch, das war notwendig.« Sein Kopf fuhr herum. Ganz kurz sah ich in den schattigen Tiefen seiner Augen den Menschen, der mir vertraut war. Er wirkte wütend. Nicht auf uns – auf die Welt. »Das war ich Ihnen schuldig.«
»Waren Sie uns das schuldig, bevor oder nachdem Sie einen Luftangriff auf Oakland befohlen haben?«, fragte Becks. »David Novakowski war noch dort, als die Bomben fielen. Er war ein Irwin. Ein guter Irwin. An Ihrer Kampagne hatte er nur deshalb nicht teilgenommen, weil er zu dem Zeitpunkt in Alaska war, aber er hätte Sie gemocht.« Ihr Tonfall war ruhig und
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