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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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unterwegs waren, konnte sie nirgendwohin flüchten. Genauso wenig wie ich.
    Allmählich wurde uns bewusst, was wir da eigentlich vorhatten. Dr. Abbey hatte darauf bestanden, dass wir eine Weile schliefen, nachdem das Labor wieder aufgeräumt gewesen war. Allerdings nicht, bevor sie mir genug Blut abgezapft hatte, um ihre überlebenden Laboraffen ein paar Wochen lang zu beschäftigen. »Ein paar von uns müssen arbeiten, während ihr euren kleinen Ausflug macht«, hatte sie gesagt, als würde es sich um eine aufregende Vergnügungsfahrt handeln. Nur ich, Becks und Georges Geist, die wir unbekümmert auf dem Highway unserem sicheren Untergang entgegengondelten.
    Nicht dass wir den Highway tatsächlich benutzten, es sei denn, es ließ sich absolut nicht umgehen. Dr. Abbey hatte in unserem Navi ein neues Modul installiert, in dem alle Untergrundstrecken und etwaigen Straßensperren zwischen Shady Cove und Berkeley eingespeichert waren. Nachdem das getan war, hatten Alaric und Mahir unseren Routenrechner gemeinsam so umprogrammiert, dass er die am wenigsten frequentierten Straßen bevorzugte. Deshalb verließen wir Shady Cove nicht auf dem angenehmen und gut ausgebauten Highway 62, sondern auf einer schmalen Piste aus der Zeit vor dem Erwachen, die sich Rogue River Drive nannte.
    Fast vier Stunden waren wir unterwegs und ließen die größeren Bundesstraßen links liegen. Stattdessen schickte uns der von Alaric und Mahir programmierte Routenplaner über eine wilde Sammlung aus Nebenstraßen, Wohngebietszufahrten und halb vergessenen Feldwegen, die uns zusammengenommen ungefähr in dieselbe Richtung brachten wie erst der Highway 62 und dann der Highway 5, das große Rückgrat der Westküste. Solange wir uns an die Navigation hielten und nicht übermütig wurden, würden wir weitgehend unbeachtet vorankommen. Wenn wir das allerdings nicht taten …
    »In ungefähr achtzig Kilometern müssen wir tanken«, stellte Becks fest, den Blick auf ihren Computer gerichtet. Sie tippte zweimal auf den Bildschirm. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Anzeige aufblitzte, sich änderte und neu zusammensetzte. »Haben wir eine passende Tankstelle?«
    »Lass mich mal auf der Karte nachsehen.« Ich nahm eine Hand vom Steuer und drückte eine Taste unseres ans Armaturenbrett geklemmten Navis, um nach Tankstellen suchen zu lassen.
    »Die Route wird neu berechnet«, meldete sich das Navigationsgerät mit demselben angenehmen kanadischen Akzent wie Dr. Abbeys Computer. »Bitte nennen Sie die gewünschten Sicherheitsvorkehrungen.«
    »Äh, wir würden gerne am Leben bleiben, falls das für dich okay ist«, sagte ich.
    »Die Route wird neu berechnet.«
    »Fällt dir auf, dass sie das jedes Mal sagt, egal, was wir von ihr wollen?« Ich warf Becks einen Blick zu. »Meistens ändert sie die Route gar nicht.«
    »Vielleicht verarscht sie dich nur.«
    »Den Verdacht hatte ich auch schon.«
    »Die nächstgelegene sichere Tankstelle befindet sich in einer Entfernung von fünfzig Kilometern von Ihrer derzeitigen Position«, verkündete das Navi. »Möchten Sie den Vorgang fortsetzen?«
    Becks sah auf. »Definiere ›sicher‹.«
    »Die Tankstelle befindet sich in einer ausgewiesenen Gefahrenzone und ist seit achtzig Jahren verlassen. Die Funktionstüchtigkeit der Sicherheitsanlagen ist akzeptabel. Nach der letzten bekannten Übertragung vor drei Tagen sind Treibstoff, Nahrung und Munition erhältlich.«
    »Für mich klingt das in Ordnung«, sagte ich. »Lass uns dorthin fahren.«
    »Die Route wird neu berechnet«, sagte das Navi und verfiel darauf in Schweigen. Auf dem winzigen Bildschirm tauchten ein paar neue Straßennamen auf.
    »Ich würde mir so wünschen, dass wir über all das einen Artikel schreiben könnten«, sagte Becks wehmütig. »Ich meine, eine echte Schmugglerroute? Stell dir nur mal die Quoten vor!«
    »Zu dumm, dass es im Moment nicht mehr so ganz um Quoten geht, nicht wahr?«
    »Ja. Aber trotzdem …«
    »Sieh es doch mal so, Becks: Hätten sich diese Leute vor einem Jahr angesteckt, wären sie heute nicht mehr da, um uns zu helfen. Alles ist ein Kompromiss.« Ich bog von der Nebenstraße, auf der wir fuhren, in eine noch kleinere Nebenstraße ein.
    Becks seufzte. »Vermutlich hast du recht.«
    Ich bin in Kalifornien aufgewachsen, und wenn man mich vor zwei Jahren gefragt hätte, ob es möglich wäre, von Oregon in meine Heimatstadt zu fahren, ohne den Highway 5 zu nehmen, hätte ich Nein gesagt. Je länger ich die Strecke fuhr, die

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