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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Gesicht. »Erzähl mir keinen Scheiß, okay? Bitte. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast du mir gedroht, mich wegen Georgias Testament vor Gericht zu schleppen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dir gesagt habe, du sollst dich verpissen. Können wir bitte darauf verzichten, vor Becks die glückliche Familie zu spielen? Sie weiß sowieso Bescheid.«
    Langsam erstarb Dads Lächeln. Schließlich sagte er: »Vielleicht ist es nicht nur wegen ihr. Ist dir der Gedanke mal gekommen? Vielleicht haben wir dich einfach vermisst.«
    »Und vielleicht willst du auch nur das bestmögliche Filmmaterial bekommen, bevor ich wieder weg bin«, sagte ich. Plötzlich fühlte ich mich erschöpft, zog einen der Stühle zurück und ließ mich darauf fallen. »Du hast mich vermisst. Schön. Habe euch auch vermisst. Das ändert aber nichts daran, wer wir sind.«
    »Nein, vermutlich nicht.« Dad wandte sich Becks zu, und das scheinbare Bedauern in seiner Miene wirkte aufrichtig. »Würden Sie vielleicht in der Küche warten, während wir dieses Gespräch führen? Sicher ist es nicht sonderlich angenehm für Sie.«
    »Ich bin mit Ihrem Sohn den ganzen Weg hierhergekommen. Da kann ich es auch noch ein bisschen länger bei ihm aushalten.« Becks setzte sich neben mich, faltete die Hände im Schoß und sah meinen Adoptivvater ruhig und unverwandt an.
    Er blinzelte. Sein Blick wanderte ein paar Mal zwischen uns hin und her, bis er ganz offensichtlich zum falschen Schluss kam. Da schlich sich wieder ein Lächeln in sein Gesicht. »Ah, ich verstehe.«
    Nein, tust du nicht , wollte ich schreien. Doch stattdessen sagte ich: »Wir sind hier, weil wir deine Hilfe brauchen. Wir wussten nicht, wohin wir uns sonst wenden sollten.«
    »Das hört eine Mutter doch immer gern von ihrem einzigen verbliebenen Kind«, sagte Mom, als sie ins Zimmer trat. Auf einem Tablett trug sie eine Quiche, Scheiben von dampfendem künstlichem Schinken und sogar einen Stapel Waffeln. Das Ganze wäre um einiges eindrucksvoller gewesen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie alles aus dem Gefrierfach geholt hatte. Aber es war Essen, und es war heiß, und es roch wie in meiner Kindheit – dem Teil meiner Kindheit, bevor ich wusste, wie meine Familie tatsächlich tickte.
    »Wenigstens bin ich ehrlich.« Sobald sie das Tablett auf dem Tisch abgestellt hatte, beugte ich mich vor und spießte die oberste Waffel mit der Gabel auf. Mom lächelte nachsichtig, während sie den Vorlegelöffel nahm und mir damit eine Scheibe Quiche auf den Teller legte. »Ist das hier nicht eine Tugend?«
    »Manchmal. Rebecca? Was darf ich Ihnen geben?«
    »Das sieht alles fantastisch aus, Ms. Mason. Ich hätte gerne von allem etwas, wenn das nicht zu viele Umstände bereitet.«
    »Unsinn. Wieso hätte ich es denn kochen sollen, wenn ich nicht wollte, dass es gegessen wird?« Mom winkte mit der freien Hand in Richtung einer der übrigen Stühle. »Michael, setz dich. Shauns großartige Eröffnung kann warten, bis du etwas im Magen hast.«
    »Ja, mein Schatz«, sagte er und setzte sich. Er zwinkerte mir zu, was ganz eindeutig verschwörerisch sein sollte, als säßen wir nur darum im selben Boot, weil Mom uns beiden Essen aufdrängte. Ich achtete nicht darauf, sondern spießte eine Scheibe Schinken auf, anstatt mir eine weniger gewalttätige Reaktion zu überlegen. Alles, was ich jetzt gesagt hätte, wäre in Geschrei geendet – oder ich hätte gleich von Anfang an geschrien. Das Zimmer, die Uhrzeit, die falsche Häuslichkeit, das alles zerrte mehr an meinen Nerven, als ich befürchtet hatte.
    Es mag ja in mir spuken, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich emotional dazu in der Lage war, im Spukhaus eines anderen zu sitzen, zu frühstücken und so zu tun, als wäre alles normal.
    Das Frühstück dauerte etwa zehn Minuten. Während des Essens herrschte Schweigen, das nur vom Klappern des Silberbestecks auf dem Porzellan und von gelegentlich zu lauten Kaugeräuschen unterbrochen wurde. Immer wieder sah ich für Augenblicke George. Sie saß auf einem der freien Stühle, hatte keinen Teller vor sich und sah uns wehmütig beim Essen zu. Wenn ich sie geradewegs ansah, löste sie sich in Luft auf, und ich war froh darüber. Wenn ich gezwungen gewesen wäre, mit diesen Leuten in diesem Haus zu sitzen und dabei ihrem Geist ins Gesicht zu schauen, dann wäre ich vermutlich vollends durchgedreht.
    Schließlich schob Dad seinen Teller beiseite, tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab und

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