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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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betrachtete mich mit ruhigem Blick. Becks ignorierte er vollständig. Sie hatte die Chance bekommen, in diesem kleinen Drama mitzuspielen, sich entweder auf Seite der Masons zu schlagen oder als dritte Partei einzusteigen. Doch sie hatte beschlossen, sich an mich zu halten. In den Augen meines Dads existierte sie deshalb im Grunde nicht mehr.
    »Nun, Shaun?«, fragte er. »Welchem Umstand haben wir das Vergnügen deines Besuchs zu verdanken?«
    »Wir brauchen eure Hilfe«, wiederholte ich, weil ich nicht wusste, wo ich beginnen sollte.
    »Womit, mein Schatz?«, fragte Mom, die forschend den Kopf zur Seite neigte. Das Licht spiegelte sich in ihrem Diamantohrring. Meine Mutter schlief nie mit Diamantohrringen. Es musste sich in Wahrheit um eine Kamera im Miniaturformat handeln, da war ich mir sicher. Sie filmte uns.
    Das überraschte mich nicht. »Becks und ich müssen nach Florida, ohne dass uns die Grenzpatrouillen aufhalten«, sagte ich. Dabei gab ich mir nicht die Mühe, die Sache zu beschönigen. »Ich weiß, dass ihr Leute kennt, die uns in die Gefahrenzone bringen können. Die muss ich kennenlernen.«
    »Warum schaust du dich nicht unter deinen eigenen Kontakten um?«, fragte Dad. »Du hast uns bisher auch nicht darum gebeten, dir die Recherche abzunehmen.«
    »Weil uns keine Zeit bleibt, und weil alle Kontakte, die ich bemühen könnte, schlechter wären als die, mit denen ihr schon seit Jahren zusammenarbeitet.« Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin klug genug, um zu wissen, dass ein Plan nur so gut ist wie die Werkzeuge, mit denen man ihn ausführt.«
    »Wie wollt ihr mit den Moskitos fertigwerden?«, fragte Mom. »Momentan ist Florida eine Todesfalle.«
    »Mit Insektenspray«, gab Becks zurück. »Moskitonetze. Das Zeug, mit denen sie in malariaverseuchten Gegenden über Generationen überlebt haben.«
    »Kellis-Amberlee ist ein bisschen bösartiger als Malaria, junge Frau«, sagte Dad.
    »Die Anrede ›Miss Atherton‹ ist wohl nicht mehr in Mode, was?« Ich nahm mir noch eine Scheibe Schinken. »Wir haben einen Plan, wie wir das mit den Mücken regeln. Was wir nicht haben, ist eine Möglichkeit, nach Florida zu gelangen, ohne verhaftet zu werden.«
    »Um was du da bittest, Shaun … Das ist keine Kleinigkeit. Sondern der Name eines zuverlässigen Verbündeten, der oder die womöglich nie wieder mit uns zusammenarbeiten wird, wenn wir dir seine oder ihre Identität preisgeben.« Mom kniff die Augen zusammen, in denen die vertraute berechnende Kälte glomm. »Was willst du uns im Tausch dafür geben?«
    »Georgias Dateien.«
    Kurz herrschte Schweigen in dem Zimmer. Die Masons glotzten mich verdutzt an, während Becks ruhig neben mir saß und alle warteten, was als Nächstes passieren würde. Dann, endlich, fing Dad an zu lächeln. Zum ersten Mal seit unserer Ankunft nahm ich ihm das Lächeln ab.
    »Nun, warum hast du das nicht gleich gesagt? Lass uns nach oben gehen. Ihr werdet eine Karte brauchen, Kinder.«

    Dr. Abbey ist nervös, deswegen werden alle anderen im Labor nervös, und deswegen werde wiederum ich nervös. Erst jetzt, als meine Kollegen gegangen sind, wird mir bewusst, wie viel Raum sie eingenommen haben. Ständig rechne ich damit, dass Mahir vor einem der Rechner sitzt, dass Maggie mich aus dem Bad scheucht oder dass ich Shaun über den Weg laufe, wenn er lauthals mit sich selbst streitet, als ginge es ihm am Arsch vorbei, dass er vor unseren Augen zum Irren wird. Dass Dr. Abbey wegen des Fehlers im Sicherheitssystem ein Drittel ihrer Leute verloren hat, macht die Sache nicht besser – und es ist sowieso unbegreiflich, wie das System versagen konnte. Als wären alle Programme zur selben Zeit zurückgesetzt worden, und so etwas passiert nicht aus Versehen.
    Wenn hier jemand die Toten zum Spielen rauslässt, dann gibt derjenige auch Informationen an die Person weiter, die diesen verrückten Zug in die Hölle rauschen lässt. Wenn hier jemand gegen uns arbeitet, dann wissen die Leute, die für all das verantwortlich sind, ganz genau, wo wir stecken und was wir machen.
    Mein Gott, hab ich eine Angst.
    Aus Auf die Kwong-Tour , dem Blog von Alaric Kwong,
    27. Juli 2041. Unveröffentlicht.
    Michael holt Phillip gerade von der Schule ab. Das Büro bleibt heute geschlossen, und ich konnte gerade noch rechtzeitig zum Supermarkt, bevor sie die Türen verriegelten. Eigentlich sollten wir genug Konserven im Haus haben, um über die nächste Woche zu kommen – vielleicht auch länger, falls es nötig

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