Blackout - Kein Entrinnen
sein sollte. Außerdem haben wir einen hohen Zaun. Eine stabile Tür. Uns wird schon nichts passieren.
Paul, Susan, Debbie: Falls jemand von euch das liest, dann hinterlasst bitte einen Kommentar und lasst mich wissen, dass ihr wohlauf seid. Ich habe meinen Kleinbus und kann euch holen kommen, falls nötig. Dazu muss ich aber ganz genau wissen, wo ihr seid. Kommt schon! Haltet mich auf dem Laufenden.
Das ist ja schließlich nicht das Ende der Welt, oder?:)
Aus Alltägliche Gedanken , dem Blog von Stacy Mason,
18. Juli 2014. Zitiert nach den Archiven von der Mauer.
13
Der schrille Klang einer Sirene im Korridor vor meinem Zimmer riss mich aus tiefem Schlaf, und ich war sofort hellwach. Noch ehe mir klar war, dass ich nicht mehr schlief, war ich auf den Beinen und hielt mir die Ohren zu. Alle Muskeln krampften sich in mir zusammen, drängten mich zu laufen, zu laufen, zu laufen. Ich wusste nicht, ob ich vor der Gefahr fliehen oder auf sie zueilen wollte. In einem klareren Moment hätte ich diese Unentschiedenheit willkommen geheißen, denn sie entsprang meinen angelernten Reporterinstinkten – der Wunsch, an eine Geschichte heranzukommen, stand im Widerstreit mit dem Wunsch, am Leben zu bleiben.
Wenn man stirbt, von den Toten zurückkehrt und feststellt, dass man nicht mehr die Frau ist, für die man sich hält, ist alles, was so läuft, wie es laufen soll, auf eine eigenartige Weise ungemein beruhigend.
Die Sirene plärrte noch immer und machte es schwer, einen Gedanken zu Ende zu denken. Neugier und mein über Jahre antrainierter Jagdtrieb nach Nachrichten für die Titelseite siegten über die Reste gesunden Menschenverstands. Ich lief zum Einwegspiegel, nahm die Hände von den Ohren und beschirmte damit seitlich meine Augen, während ich angestrengt versuchte, durch das Glas hindurch etwas zu erkennen. Allerdings vermochte ich nur die verschwommenen Umrisse von vorbeieilenden Gestalten auszumachen. Keine blieb lange genug stehen, als dass ich hätte sagen können, um wen es sich handelte.
Keine wandte sich meiner Tür zu. Und die Sirene schrillte immer noch.
»Hey!«, rief ich und trat vom Spiegel zurück. »He, ihr Spanner! Was ist hier los?« Keine Antwort. Furcht kroch durch meine Eingeweide wie ein Wurm, der sich zuckend und beißend zu meinem Herzen durchfraß. Ich war allein hier drin. Zwar hatte ich eine kleine Pistole, aber die würde nicht ausreichen, wenn es hier richtig rund gehen würde. Und wenn sie mich nicht rausließen … »Hey!«
Auf dem Korridor rannte ein ganzer Trupp vorbei, der so viel Lärm machte, dass ich ihn trotz der Sirene und der Fenster hören konnte, auch wenn ich nicht herausbekam, was diese Leute genau taten. Schrien sie? Sangen sie? Lachten sie? Oder – die weitaus schlimmste Möglichkeit, die jedoch mit jeder verstreichenden Sekunde wahrscheinlicher wurde – stöhnten sie?
Ich wich einen weiteren Schritt vom Spiegel zurück. Wenn dies ein Ausbruch war, dann kam es auf einen Schritt in die eine oder andere Richtung auch nicht mehr an. Entweder die Infizierten würden merken, dass ich hier war, oder nicht. Wo ich dabei in meiner Zelle genau stand, würde daran keinen Deut ändern.
Ob das Klonlabor wohl zombiesicher ist? , fragte ich mich unsinnigerweise. Ein Kichern entfuhr mir, das unter dem Kreischen der Sirene hell und spitz klang.
Anscheinend war es dieser Laut, der mich aus der aufsteigenden Panik herausriss und mich wieder zu dem eigentlichen Problem brachte. Draußen passierte etwas. Was auch immer es war, es war nichts Gutes. Ich war nicht gänzlich unbewaffnet, aber so gut wie, denn meine Miniaturwaffe würde mir nicht viel bringen, wenn dies tatsächlich ein Ausbruch war. Aber ich befolgte Michael Masons erste Regel im Umgang mit den lebenden Toten: so viele Kugeln zu haben, dass sie einen nicht lebend erwischen würden.
Plötzlich fühlte ich mich gefasster, sah zu den Lautsprechern auf und sagte: »Hier sprich Georgia Mason. Ich weiß nicht, was außerhalb meines Zimmers vor sich geht, aber ich bin nicht infiziert. Ich wiederhole, ich wurde nicht infiziert. Bitte teilen Sie mir mit, was ich tun soll. In der Zwischenzeit gehe ich davon aus, dass keiner Ihrer Leute Zeit für mich hat. Ich werde mich jetzt hinsetzen.«
Ich ging zum Bett zurück, straffte die Schultern und reckte das Kinn. Ohne das Dröhnen der Sirene wäre es um einiges leichter gewesen. Falls ich lange genug überlebte, würde das ein ordentliches Kopfweh geben. Ich drückte die Hände
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