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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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installiert, damit ich mich selbst überwachen kann. Ich checke auf meinem Tacho, ob ich das Haus verlassen habe. Die auf der Hand liegende Erklärung für all das würde lauten, dass ich verrückt bin. Aber ich weiß, dass ich nicht verrückt bin.«
    »Vielleicht bist du ja nur ein
bisschen
verrückt, so wie wir alle.«
    »Glaubst du, ich habe mich selbst in den Fuß geschnitten?«
    Chic zuckte mit den Schultern. »Dein erster Tag in der normalen Welt, du bist völlig durch den Wind … Tja, da würde ich fast auf
Ja
tippen. Vor allem mit dieser Geschichte mit dem verheimlichten Tumor und so – Mann, ist doch klar, dass du total aus dem Ruder läufst. Aber eins sag ich dir: Wenn hier irgendjemand
tatsächlich
sein schmutziges Spielchen mit dir treibt, dann ist das hier erst der Anfang.«
    »Warum?«
    »Sie machen das ja aus einem bestimmten
Grund.
Und da du weder Politiker noch Donald Trump bist, macht sich hier irgendjemand große Mühe, um
was
zu kriegen?«
    Er fuhr sich mit seiner riesigen Hand übers Haar, das raspelkurz geschnitten war, vorne mit einem dämlichen diagonal verlaufenden Schnitt, der aussah wie ein Scheitel.
    »Was soll ich also hoffen?«, wollte ich von ihm wissen. »Dass man tatsächlich ein übles Spiel mit mir spielt? Oder dass ich langsam verrückt werde?«
    »Was hätten wir denn hinter der dritten Tür?«
    Ich atmete geräuschvoll aus. »Ich muss ja selbst dauernd darüber nachdenken. Aber gleichzeitig frage ich mich, was soll ich tun, wenn mir nicht gefällt, was ich hinter der dritten Tür finde?«
    Er trank sein alkoholfreies Bier aus und sinnierte auf diese einzigartige Chic-Art. Dann riet er mir: »Stell dich den Dingen.« Er warf die leere Flasche zielsicher in die offene Mülltonne, die ungefähr zehn Meter entfernt von uns stand. »Einen Tag nach dem anderen.«
    Schweigend fuhren wir nach Hause zu mir. Chic streckte ab und zu die Hand zu mir rüber, um mir den Nacken zu drücken. Als ich schon fast vor meiner Haustür angekommen war, pfiff er durch die Zähne. Er stand am Bordstein, hinter ihm sein Auto mit laufendem Motor. »Alle reden irgendwie drum herum, aber niemand sagt es dir direkt ins Gesicht …« Er leckte sich über die Lippen und blickte mir in die Augen. »Es tut mir leid, dass dir das alles passiert ist.«
    Als er zu seinem Wagen zurückging, zeigte ihm ein vorbeilaufender Jogger den Mittelfinger.
    Chic winkte.

[home]
    8
    A n diesem Abend schaute ich mir Werbespots an. Einfach nur Werbung. Weil ich dem pausenlosen Drama nicht gewachsen war. Auf dem Bildschirm lief die übliche Action: Waschmittel führten ihren eifrigen Kampf gegen den Schmutz, unaufgeräumte Schränke gaben völlig erschöpften Hausfrauen den Rest. Zeichentrick-Fußpilz nistete sich unter Zehennägeln ein.
    Mein Handy vibrierte angenehm in meiner Tasche. Ich zog es heraus.
    »Was machst du gerade?«, erkundigte sich Preston.
    »Teilnahmslos rumliegen. Und die Ungerechtigkeit des Universums beklagen.«
    »Ich bin gerade in der Gegend. Kann ich vorbeischauen?«
    »Nein?«
    »Bin in zehn Minuten bei dir.«
    Eine Dreiviertelstunde später klingelte es an der Tür. »Du hast einen Schlüssel«, rief ich.
    Preston kam herein und sah sich im Wohnzimmer um. »Zugezogene Vorhänge. Dreckiges Geschirr. Zerlumpte Kleidung. Wie wär’s, wenn wir die Szene ein bisschen umschreiben?«
    Preston ist ein besserer Freund, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Er war nach Chic der Zweite gewesen, der mich im Gefängnis besucht hatte, und hatte den jungen Wachmann gezwungen, die Besuchszeiten etwas auszudehnen. Obwohl er kein Raucher war, hatte er sich hinter der Plexiglasscheibe eine Zigarette angezündet. Wegen der Atmosphäre, nahm ich an. Während er sich bemüht hatte, sein Husten zu unterdrücken, hatte er den Rauch an seinem Pony vorbeigepustet und bemerkt: »Für solche Gelegenheiten gibt es so gar keine vorgefertigten Grußkarten, stimmt’s?«
    Preston, der schon über vierzig ist und meine ersten fünf Bücher verlegt hat, hat leuchtend blaue Augen und kantige Kiefer, die besonders stark hervortreten, wenn er auf Hochtouren läuft, und das ist nicht selten. Er ist aufreizend resolut, hält die Zügel immer gern selbst in der Hand und nimmt an allem größten Anteil. Es sieht so aus, als würde er durch die Bücher, die er verlegt, erst richtig leben. Er liebt den schönen Schein, aber ich konnte seinem Gesicht ansehen, dass es ihm nun enorm gefiel, mitten im richtigen Leben dabei zu sein.
    Er

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