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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Betrachter hätte es ausgesehen, als verschwinde er einfach unter dem flatternden Umhang. Doch das war ein Irrtum. Er bewegte sich so schnell, dass ein menschliches Auge ihn nicht mehr wahrzunehmen vermochte.
    Tycho hatte gerade das Dach des Hauses gegenüber der Ca’ Friedland erklommen, als Giuliettas zweiter Wachposten gurgelnd aus dem Leben schied. Der Mörder hielt ein Stilett mit dreikantiger Klinge in der Hand.
    Der Mann lächelte.
    »Mein Onkel lässt dich töten«, drohte Giulietta. »Auf dem Molo reißen dich die wilden Pferde auseinander. Fünfzigtausend Venezianer werden zusehen, wie du stirbst.«
    Er lachte nur.
    »Nimm das.« Gräfin Eleanor löste ihr Armband. Es war aus Silber gefertigt und mit Onyxsteinen besetzt. Giulietta hätte es niemals getragen, geschweige denn versucht, sich damit freizukaufen. »Wir geben dir alles, was du willst.«
    »Ach ja? Wirklich alles?«
    Gräfin Eleanor errötete.
    Als der Mann einen Schritt vortrat, stellte sich Eleanor schützend vor Giulietta. In diesem Augenblick beschloss Tycho, dass er genug gesehen hatte. Er setzte mit wallendem Umhang und ausgebreiteten Armen vom Dach herab, als Eleanor nach der Klinge des Mannes griff. Er wich ihr mit einer geschickten Bewegung aus und stach zu. Eleanor keuchte auf.
    »Süßes Jesuskind«,
hauchte sie.
    Der Mörder kam nicht dazu, ein zweites Mal zuzustechen.
    Der herabsinkende Schatten hinter ihm wurde zu einer schwarzgekleideten Gestalt, die den Hof schneller als ein Wimpernschlag durchquerte. Dem Mann blieb keine Zeit mehr, sich umzuwenden. Sein Handgelenk brach, das Stilett fiel klirrend zu Boden, und dann ertönte das grässliche Splittern der Wirbelsäule.
    »Ich bin verletzt«, stöhnte Eleanor.
    Als hätte Tycho das nicht gewusst! Der Duft ihres Blutes stieg ihm betörend in die Nase.
    Während Giulietta zitternd nach den Schlüsseln suchte, setzte Eleanors verspätete Schockreaktion ein. Ihre olivfarbene Haut wurde fahl und ihr Blick ging ins Leere.
    »Ich werde sterben«, hauchte sie.
    »Nein«, sagte Tycho. »Wirst du nicht.«
    Sie erstarrte, als er sie hochhob. Ihre Gestalt war noch kindlich, mit knochigen Hüften. Der Riss in ihrem Gewand war blutbespritzt. Speichel strömte in Tychos Mund, und seine Kiefer schmerzten.
    »Die Tür …«
    »Ich beeile mich ja!« Giulietta stocherte erfolglos im Schloss herum, begriff schließlich, dass die Tür nicht verschlossen war, und stieß sie auf, bevor Tycho sie daran hindern konnte. Drinnen war alles dunkel. Giulietta rief aus Leibeskräften nach den Bediensteten und bemerkte den Gestank nicht.
    Tycho spürte sofort, dass Gefahr drohte.
    Er legte Eleanor auf den Boden, trat über sie hinweg und schob Giulietta hinter sich. Die dunkle Halle färbte sich scharlachrot vor seinen Augen, als sich die Fangzähne durch seinen Kiefer bohrten. Seine Kehle zog sich zusammen. Es schmerzte jedes verdammte Mal.
    »Tycho, was hast du?«
    Ich kämpfe gegen mich selbst.
    Er war ein
Gefallener
. Er war ein Mensch.
    Jemand hier war verletzt, aber noch am Leben. Der Blutgeruch musste seine Verwandlung bewirkt haben. Einen toten Diener hatte man hinter eine Truhe gezerrt, eine Dienstmagd lag zusammengekrümmt und mit durchschnittener Kehle unter einer Bank. Vor ihr sammelte sich das Blut in einer Lache auf dem Marmorboden.
    Giuliettas Dienerschaft.
    Auf halber Höhe der Treppe ertönte ein Geräusch. Tycho zog den Dolch und schleuderte ihn auf den Unbekannten. Hoffentlich war dieser Mann, der dort ins Stolpern geraten war, der Anführer. Er trug jedenfalls ein sauberes Wams, und seine Armbrust war neu. Als der Angreifer vor Schmerz ächzte, begriff auch Giulietta, dass etwas nicht stimmte.
    Alle anderen in ihren Verstecken begriffen es ebenfalls.
    »Hinlegen!«, donnerte Tycho.
    Als Giulietta nicht sofort gehorchte, wirbelte er herum und versetzte ihr einen kräftigen Stoß. Sie ging stöhnend zu Boden.
    »Leo«, keuchte sie leise. »Wo ist Leo?«
    Tycho drückte Giulietta gewaltsam zu Boden, bis sie still liegen blieb. »Leo ist in Sicherheit.«
    »Woher weißt du das?«
    Weil ich kein Millioni-Blut rieche.
    Prinz Leopold zum Bas Friedland hatte seine Frau und seinen Sohn Tychos Obhut anvertraut. Dass Tycho die junge Witwe liebte und ungute Vorahnungen in Bezug auf das Kind hatte, machte seine Aufgabe äußerst kompliziert.
    »Was willst du?«, rief Tycho dem Mann auf der Treppe zu.
    »Wer bist du?«, tönte es zurück.
    »Einer, der zufällig vorbeigekommen ist.«
    »Dann würde ich an

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