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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Brief geschickt. Zur Erinnerung an meine Heimat.«
    »Und, erinnert es dich an Zuhause?«
    Alexa nickte. »Meine Liebe, wir müssen über Tycho reden. Ich habe gehört, ihr seid euch auf dem Schiff sehr nahe gewesen.«
    Das war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Nach der Schlacht war ich erschöpft und traurig. Leopold war ums Leben gekommen und …«
    »Humor ist ein gutes, aber Mitgefühl ein noch viel besseres Mittel der Verführung. Sieh dich vor. Wenn du dich mit Kreaturen wie Tycho einlässt, bist du verantwortlich für das, was du zähmst.«
    »Wir haben nicht …«
    »Aber ihr wart nah dran?«
    Giulietta wurde hochrot und beließ es bei einem Achselzucken.
    »Ob du es glaubst oder nicht, die Sache hat inzwischen staatstragende Bedeutung.« Alexa hatte sich erhoben und stand wie zufällig zwischen ihr und der Tür. In Gegenwart ihrer Tante fühlte sich Giulietta immer noch wie ein kleines Mädchen.
    Sollte sie lügen? Oder die Wahrheit sagen? »Leopold war tot, und ich war verzweifelt und einsam«, bekannte sie schließlich aufrichtig. »Tycho hatte … etwas an sich.«
    »Und ihr beide seid noch sehr jung. Ich habe zwei Fragen an dich. Beide sind wichtig.« Tante Alexa machte eine kurze Pause. »Ist Leopold der Vater des Kindes? Hat er das Bett mit dir geteilt? Man sagte von ihm, dass er Männer bevorzuge. Hast du ihn wirklich geliebt, oder ist dieser Witwenaufzug nur Effekthascherei?«
    »Das sind schon drei Fragen«, stellte Giulietta fest. Sie brauchte nicht lange, um sie zu beantworten. »Leopold ist nicht der Vater, und unsere Ehe war keusch. Aber ich habe ihn geliebt. Er war mein Freund, und er hat mir geholfen.«
    »Wer ist dann Leos Vater?«
    Ohne Nachzudenken sprang Giulietta auf und wollte zur Tür hinaus, doch die Dogaressa packte ihr Handgelenk mit eisernem Griff und hielt sie fest. Als es ihr nicht gelang, sich zu befreien, kamen Giulietta die Tränen.
    »War es Tycho?«
    »Nein!«
    Giulietta riss mit ihrer anderen Hand an der Umklammerung ihrer Tante, und Alexa ließ sie los.
    »Das war mein letzter Besuch bei dir«, erklärte Giulietta mit rauer Stimme. »In Zukunft kannst du mir schreiben. Ob ich dir antworten werde, weiß ich allerdings noch nicht.«
    Alexa trat von der Tür zurück.
    »Bedenke eines«, sagte die Dogaressa, »wir haben dem Gesandten mitgeteilt, dass du und Tycho ein Liebespaar seid. In deinem Kummer hast du Trost bei ihm gesucht. In der Öffentlichkeit verhältst du dich besser entsprechend.«
    »Niemals. Lieber sterbe ich.«
    »Meine Güte«, rief ihre Alexa aus. »Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?«
    Giulietta griff nach der Silberkette und warf die Tür hinter sich ins Schloss.

27
    D er erste Besuch der Insel hatte wenig gebracht. Die drei verängstigten Männer hatten sich geweigert an Land zu gehen, und Tycho hatte lediglich wilde Rosen, Dornensträucher und Grabhügel erkannt. Der Wind war durch das hohe Gras gefahren, und er spürte nichts als eine geisterhafte Leere. Deshalb hatte er den Männern ihre Feigheit erlaubt.
    Am nächsten Abend waren sie an Land gegangen und hatten drei tote Meuchelmörder der Castellani entdeckt. Sie trugen mit Stroh ausgestopfte Lederwämser, rostige Helme und mächtige Saufedern. Keine Spur von einem Dämon.
    Am dritten Abend erhob sich Tycho von seiner Pritsche in der Krypta des Küsters, dem einzigen Ort ohne Sonnenlicht, und öffnete die Tür im Dunkeln. Die drei Männer erwarteten ihn bereits an der Anlegestelle.
    »Heute Abend finden wir sie«, sagte er.
    »Wie könnt Ihr das wissen, Herr?«
    »Ich weiß es einfach.« Sein beginnender Hunger, sein Gefühl, dass heute etwas anders war, ließ sich nur schwer erklären. Zarte Nebelgespinste trieben über das Wasser. Die Lagune schien nur noch aus Sandbänken und Untiefen zu bestehen, und da die Dogen seit jeher untersagt hatten, dass Karten angefertigt wurden, musste man alle Wasserwege auswendig kennen, was nur erfahrenen Steuermännern gelang.
    Die Toteninsel war einst dem Wasser abgetrotzt worden. Man hatte Pfähle in den Schlamm gerammt, mit Weidenruten umflochten und diese Konstruktion mit Erde und Gras aufgefüllt. Seit fünfhundert Jahren wurden dort Menschen bestattet, die Insel wurde höher und höher.
    »Ist der Nebel hier häufig so dicht?«
    »Was für ein Nebel, Herr?«
    Das war auch eine Antwort. »Seid ihr sicher, dass ihr sie an dieser Stelle gesehen habt?«
    »Gnädiger Herr, das werden wir bestimmt nie vergessen.«
    Tycho musste ihnen recht geben. Das Leben

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