Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

weiß nicht, was Sie sehen.«
    Â»Kommen Sie schon, Chip«, rief Tito Apostos ungehalten. »Eiern Sie nicht herum. Sagen Sie uns einfach, wie hier alles für Sie aussieht. Dieses Gefährt …«, er deutete auf den Willys-Knight, »mit dem Sie gekommen sind. Sagen Sie uns, was für ein Modell es ist.« Sie alle sahen Chip erwartungsvoll an.
    Â»Mr. Chip«, stammelte Sammy Mundo, »das ist ein wirklich echtes altes Automobil, nicht wahr? Stimmt’s?« Er kicherte. »Wie alt ist es denn genau?«
    Nach einer kurzen Weile sagte Chip: »Zweiundsechzig Jahre.«
    Â»Das wäre also 1930«, wandte sich Tippy Jackson an Don Denny. »Was so ziemlich dem entspräche, was wir berechnet haben.«
    Â»Wir kamen auf 1939«, sagte Don Denny mit ruhiger Stimme zu Chip, ein maßvoller, sachlicher Bariton, ohne jegliche Aufgeregtheit, nicht einmal unter diesen Umständen.
    Â»Es ist ziemlich einfach, das auszurechnen«, erwiderte Chip. »Ich habe in meiner New Yorker Wohnung eine Zeitung gefunden, vom 12. September 1939. Also ist heute der 13. September 1939. Die Franzosen glauben, dass sie die Siegfriedlinie durchbrochen haben.«
    Â»Was wirklich ein Riesenwitz ist«, sagte Jon Ild.
    Â»Ich hatte gehofft, dass ihr in einer späteren Realität leben würdet. Aber jetzt sind wir alle hier.«

    Â»Wenn es 1939 ist, ist es eben 1939«, verkündete Fred Zafsky in seiner hohen, sich überschlagenden Stimme. »Natürlich erleben wir alle dieselbe Zeit, was denn sonst?« Er flatterte energisch mit seinen langen Armen und erwartete offenbar, dass die anderen ihm zustimmten.
    Â»Gib Ruhe, Zafsky«, sagte Tito Apostos ärgerlich.
    Chip wandte sich an Pat: »Was hältst du von dem allen?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Â»Lass das«, sagte er. »Gib mir lieber eine Antwort.«
    Â»Wir sind in der Zeit zurückgegangen.«
    Â»Nein, das stimmt nicht.«
    Â»Also was ist dann mit uns los? Sind wir vielleicht in die Zukunft gereist?«
    Â»Wir sind weder vor noch zurück in der Zeit, wir sind da, wo wir immer waren. Aber aus irgendeinem Grund – einem von mehreren möglichen Gründen – hat die Wirklichkeit sich zurückentwickelt, hat den Halt verloren und ist vorangegangenen Formen gewichen. Formen, die sie vor dreiundfünfzig Jahren angenommen hatte. Und das ist womöglich nicht das Ende dieses Prozesses. Was mich im Augenblick aber mehr interessiert, ist, ob Runciter sich euch auf irgendeine Weise gezeigt hat.«
    Â»Runciter«, sagte Don Denny in einem jetzt ungewöhnlich sentimentalen Tonfall, »liegt hier in diesem Gebäude in seinem Sarg und ist mausetot. Das ist die einzige Weise, wie er sich uns gegenüber gezeigt hat, und wird wohl auch die einzige bleiben.«
    Â»Fällt Ihnen irgendetwas bei dem Wort UBIK ein, Mr. Chip?«, fragte Francesca Spanish unvermittelt.
    Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie da gesagt hatte. »Mein Gott«, erwiderte er dann, »können Sie eine Manifestation nicht von …«
    Â»Francy hat Träume«, unterbrach ihn Tippy Jackson. »Die hatte sie schon immer. Erzähl uns von deinem UBIK-Traum,
Francy.« Zu Chip sagte sie: »Francy hat diesen Traum vergangene Nacht geträumt.«
    Â»Ich nenne ihn so, weil er genau das ist«, begann Francesca Spanish, die Hände krampfartig verflochten. »Es war ein Traum, Mr. Chip, wie ich ihn noch nie zuvor geträumt habe. Eine große Hand kam vom Himmel herunter, wie der Arm und die Hand Gottes. Riesig, wie ein Berg. Und mir war klar, welch große Bedeutung das hatte. Die Hand hatte sich zu einer gigantischen Faust geschlossen und ich begriff, dass sie etwas sehr Wertvolles enthielt – etwas, von dem mein Leben und das Leben jedes anderen auf der Welt abhing. Und ich wartete darauf, dass die Faust sich öffnete, und sie öffnete sich tatsächlich. Und ich sah, was sie umschlossen hatte.«
    Â»Eine Aerosol-Spraydose«, sagte Don Denny trocken.
    Â»Ja, und in großen goldenen Buchstaben«, fuhr Francesca fort, »glitzerte ein Wort auf dieser Spraydose: UBIK. Sonst nichts. Nur dieses merkwürdige Wort. Und dann schlossen sich die Finger wieder und Hand und Arm verschwanden hinter einer grauen Wolkendecke. Nun, bevor die Trauerfeier heute begann, habe ich in einem Lexikon nachgesehen und dann die Bibliothek angerufen, aber niemand kennt dieses Wort, man