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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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allgemein gut auf abnorme Kinder. Sie würde wissen, was man ihm mitbringen konnte, und es käme nicht zu peinlichen Fragen etwa der Art: Wie alt ist der Junge? An der Haltestelle, die dem Geschenkartikelladen am nächsten lag, verließ er den Bus wieder und ging auf dem Bürgersteig
dahin, erfreute sich am Anblick der kleinen, gut geführten Läden und Büros. Neu-Israel erinnerte ihn in vieler Hinsicht an zu Hause; es war eine richtige Stadt, mehr noch als Bunchewood Park oder Lewistown. Man sah eine Menge Leute, die es meistens eilig hatten, als müssten sie dringenden Geschäften nachgehen, und er sog diese Atmosphäre von Handel und Wandel genüsslich ein.
    Er erreichte den Geschenkartikelladen mit dem modernen Schild und den schräg abfallenden Glasfenstern. Abgesehen vom Marsgestrüpp auf dem Fenstersims hätte es auch ein Laden mitten in Berlin sein können. Er trat ein und sah Mrs. Esterhazy hinter der Theke stehen und lächeln, als sie ihn erkannte. Sie war eine attraktive, gesetzte Frau Anfang vierzig, mit dunklen Haaren und immer gut gekleidet, immer munter und intelligent aussehend. Wie jeder wusste, war Mrs. Esterhazy in der Stadtpolitik und im Gemeinwesen ungeheuer aktiv; sie gab ein Nachrichtenblatt heraus und gehörte ständig irgendwelchen Komitees an.
    Dass sie ein Kind in Camp B-G hatte: Das war ein Geheimnis, das nur wenige der anderen Eltern kannten, und natürlich die Belegschaft im Camp selbst. Es war ein kleines Kind, erst drei Jahre alt, das an schrecklichen körperlichen Missbildungen litt, die damit in Zusammenhang gebracht wurden, dass es während seines intrauterinen Daseins Gammastrahlen ausgesetzt war. Er hatte es einmal gesehen. In Camp B-G gab es viele ernüchternde Abnormitäten, aber er hatte sie mit der Zeit akzeptiert, unabhängig von ihrem Äußeren. Anfangs hatte es ihn erschreckt, dieses Esterhazy-Kind; es war so klein und verschrumpelt, mit großen Augen wie denen eines Lemuren. Es hatte eigenartige Spinnwebhände, als wäre es für eine Wasserwelt vorgesehen. Irgendwie hatte er den Eindruck gehabt, dass seine Sinne erstaunlich scharf waren; mit gespannter Aufmerksamkeit hatte es ihn beobachtet und
offenbar Tiefen in ihm ergründet, die sonst niemandem zugänglich waren, vielleicht nicht einmal ihm selbst … Es war ihm vorgekommen, als streckte es irgendwelche Fühler aus und sondierte seine Geheimnisse, und dann hatte es sich zurückgezogen und ihn auf der Grundlage dessen, was es empfangen hatte, anerkannt.
    Das Kind, hatte er vermutet, war ein Marsianer, das heißt auf dem Mars geboren, von Mrs. Esterhazy und einem Mann gezeugt, der nicht mehr ihr Gatte war, denn sie war nicht verheiratet. Das hatte er zufällig im Gespräch von ihr erfahren; sie hatte es nebenbei erwähnt, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Sie war schon seit einigen Jahren geschieden. Anscheinend war das Kind in Camp B-G also unehelich zur Welt gekommen, was Mrs. Esterhazy, wie so viele moderne Frauen, jedoch nicht als Schande empfand. Steiner teilte ihre Einstellung.
    Steiner setzte sein schweres Gepäck ab und sagte: »Was für einen hübschen kleinen Laden Sie doch haben, Mrs. Esterhazy.«
    Â»Danke.« Sie kam hinter der Theke hervor. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Steiner? Sind Sie hier, um mir Yoghurt und Weizenkeime zu verkaufen?« Sie zwinkerte mit ihren dunklen Augen.
    Â»Ich brauche ein Geschenk für Manfred.«
    Ihr Gesicht nahm einen sanften, mitfühlenden Ausdruck an. »Verstehe. Nun …« Sie entfernte sich und ging zu einer der Theken. »Ich habe Ihren Sohn gestern gesehen, als ich das B-G besuchte. Zeigt er vielleicht Interesse an Musik? Autistische Kinder finden oft Gefallen an Musik.«
    Â»Er zeichnet gern. Er malt ständig Bilder.«
    Sie griff nach einem kleinen flötenartigen Instrument aus Holz. »Das wurde hier angefertigt. Und gut gemacht ist es auch.« Sie hielt es ihm hin.

    Â»Ja. Das nehme ich.«
    Â»Miss Milch verwendet die Musik als Methode, um an die autistischen Kinder im B-G heranzukommen«, sagte Mrs. Esterhazy, als sie die Holzflöte einpackte. »Besonders Tanz.« Dann zögerte sie. »Mr. Steiner, Sie wissen, dass ich ständig Verbindung mit der politischen Szene zu Hause habe. Ich … es geht das Gerücht um, dass die UN erwäge …« Sie senkte die Stimme, das Gesicht blass. »Ach, ich hasse es, Ihnen Kummer

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