Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Einfühlungsvermögen, weist einen Defekt auf, aber auf den erstreckt sich unser Test nicht, ich meine Ihre Empfindungen gegenüber Androiden.«
»Natürlich wird das nicht getestet.«
»Vielleicht sollten wir es aber tun.« Dieser Gedanke kam Rick zum ersten Mal. Bisher hatte er gegenüber den Androiden, die er tötete, noch nie etwas empfunden. Er war einfach davon ausgegangen, dass hier seine Psyche seinem Verstand folgte und den Androiden als nichts anderes ansah als eben eine superkluge Maschine.
Im Vergleich zu Phil Resch machte sich nun aber ein Unterschied bemerkbar. Instinktiv spürte er, dass er recht hatte. Gefühle gegenüber einem künstlich hergestellten Gegenstand?, fragte er sich. Gegenüber einem Ding, das nur so tut, als lebte es? Aber Luba Luft schien doch echt zu leben, bei ihr war es nicht Simulation.
Resch sagte ganz ruhig: »Ihnen ist doch wohl klar, wie es sich auswirken müsste, wenn wir Androiden in den Bereich unserer gefühlsmäÃigen Identifizierung mit einbeziehen würden, wie wir das mit Tieren tun.«
»Wir wären schutzlos.«
»Absolut. Diese Nexus-6-Typen würden uns glatt überrollen und plattwalzen. Sie und ich und alle anderen Prämienjäger â wir stehen zwischen Nexus-6 und der Menschheit, eine Barriere, die beide trennt. AuÃerdem â¦Â« Er hielt inne, weil er bemerkte, dass Rick seinen Testapparat noch einmal hervorholte. »Ich dachte, der Test sei abgeschlossen?«
»Ich möchte mir selbst eine Frage stellen«, sagte Rick. »Sie sollen mir sagen, was die beiden Nadeln dabei anzeigen. Nennen Sie mir nur den Ausschlag, die Berechnung mache ich schon selbst.« Er klebte sich die Scheibe an die Backe und stellte den Lichtstrahl ein, bis er genau in sein Auge schien. »Fertig? Beobachten Sie die Zifferblätter. Diesmal lassen wir den Zeitfaktor weg. Ich brauche nur die Amplitude.«
»Gut, Rick«, sagte Phil Resch bereitwillig.
Rick sagte laut: »Ich fahre mit einem Androiden, den ich gefangen habe, im Lift nach unten. Plötzlich tötet ihn jemand ganz unvermittelt.«
»Keine besondere Reaktion«, meldete Resch.
»Wie weit haben die Nadeln ausgeschlagen?«
»Die linke 2,8, die rechte 3,3.«
»Es handelt sich um einen weiblichen Androiden«, fuhr Rick fort.
»Jetzt beträgt der Ausschlag 4,0 und 6,0.«
»Das ist hoch genug.« Rick entfernte die Klebescheibe von seiner Backe und schaltete den Lichtstrahl aus. »Das war eine ausgesprochen emotionelle Gefühlsreaktion, wie man sie in etwa bei einer menschlichen Testperson bei den meisten Fragen findet: abgesehen von den extremen Fragen, den wirklich
pathologischen â zum Beispiel, wenn es um den Gebrauch von Menschenhaut zu Dekorationszwecken geht.«
»Und was bedeutet das?«
»Dass ich zumindest auf gewisse Androiden gefühlsmäÃig reagiere. Nicht auf alle, aber auf einen oder zwei.« Luba Luft zum Beispiel, sagte er sich. Also habe ich mich geirrt. An Phil Reschs Reaktionen ist nichts Ungewöhnliches oder Unmenschliches â es liegt an mir!
Ob wohl schon jemals zuvor ein Mensch einem Androiden ähnliche Gefühle entgegenbrachte?, überlegte er.
Es ist natürlich durchaus möglich, dass mir etwas Derartiges in meiner Arbeit nie wieder unterläuft, dass es sich um eine Anomalie handelt, die beispielsweise mit meiner Vorliebe für die Zauberflöte zusammenhängt. Und für Luba Lufts Stimme, ihre ganze Karriere als groÃe Sängerin. Gewiss ist mir etwas Ãhnliches noch niemals begegnet, jedenfalls habe ich es nie wahrgenommen. Bei Polokov nicht und auch nicht bei Garland. Noch etwas wurde ihm klar: Wenn sich Phil Resch bei dem Test als Androide entpuppt hätte, so hätte ich ihn ohne jede Gemütsbewegung umgebracht â jedenfalls bestimmt nach Lubas Tod.
So viel zur Unterscheidung von echten Menschen und menschenähnlichen Gebilden. In jenem Lift im Museum, dachte Rick, fuhr ich hinunter in Begleitung zweier Wesen, einem Menschen und einem Androiden ⦠und meine Gefühle waren genau das Gegenteil von dem, was ich beabsichtigte, von dem, was ich normalerweise fühle oder fühlen muss.
»Sie sitzen in der Klemme, Deckard«, sagte Phil Resch in leicht amüsiertem Ton.
»Und was kann ich dagegen tun?«, fragte Rick.
»Es liegt am Sex.«
»Sex?«
»Es liegt daran, dass sie â oder es â
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