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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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aber war das der Grund, dass sie in Paris geblieben war? Marcel deutete ihr Schweigen als Zustimmung.
    „Was ich nicht verstehe …“ Er schüttelte den Kopf. „Wie konntest du dich innerhalb weniger Wochen in jemanden verlieben? Es hat mich ein ganzes Jahr gekostet, dein Vertrauen zu gewinnen.“
    „Er und ich – wir haben einiges zusammen durchgemacht.“
    „Genau wie wir.“
    „Es ist kompliziert.“
    „Wie kompliziert?“
    „Er kannte Wayne besser als jeder andere.“ Eine Notlüge, aber sie brachte es nicht über sich, Beliar zu erwähnen.
    „Verstehe.“
    Schön wär’s.
    Marcel zog sie näher zu sich und sein sauberer Geruch, eine Mischung aus Seife und Minze, stieg ihr in die Nase. Darunter lag noch etwas anderes, harziges. „Blanche“, flüsterte er, und der Blick seiner goldenen Augen wurde eindringlicher. „Weißt du nicht, was ich für dich empfunden habe, was ich noch immer …“ Er schüttelte den Kopf, als hätte er zu viel gesagt.
    „W-was hast du für mich empfunden?“ Die Frage war draußen, bevor sie sie aufhalten konnte.
    Er schwieg einen Moment, während sein Blick wie eine Liebkosung auf ihr lag. Als er schließlich sprach, war seine Stimme belegt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich je für einen Menschen solche Gefühle aufbringen würde, aber nachdem du fort warst, ohne ein Wort, ohne dass ich wusste, was geschehen war …“
    „Marcel, ich – das war falsch, ich hätte das nicht tun sollen.“
    Er hob eine Hand, und sie schwieg betroffen. „Ich verstehe das. Damals kannte ich diesen Wayne nicht, du hast ihn nie erwähnt. Heute weiß ich, dass er wie ein Vater für dich war. Das muss ein Schock für dich gewesen sein.“
    Das konnte man wohl sagen. Blanche war in Panik geraten. Sie hatte ihre Siebensachen zusammengepackt und den ersten Flieger Richtung Paris genommen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    „Als du nicht mehr da warst, habe ich die Stadt auf den Kopf gestellt, das ganze Land, um genau zu sein. Ich habe dich überall suchen lassen, weil ich befürchtete, dass dich einer meiner Gegner verschleppt hat.“
    Oh Mist! Dieser Gedanke war ihr nie gekommen. Ihr Entsetzen musste sich in ihrer Miene gespiegelt haben, denn er lächelte schwach und drückte ihre Hand.
    „Mir ist klar, dass deine Abreise kopflos war, und dass du an diese Möglichkeit nicht gedacht hast. Aber ich konnte an nichts anderes denken. In den ersten Tagen war ich davon überzeugt, dass du in Lebensgefahr schwebst, womöglich bereits tot bist. Bis mir irgendwann aufgefallen ist, dass du all deine Waffen mitgenommen hast. Danach wusste ich, dass du fortgegangen warst, und habe damit begonnen, Erkundigungen einzuziehen.“
    Und war am Ende bei Enzo gelandet. Aber das sprach sie nicht aus. War er deswegen in Paris? „Marcel, es tut mir leid. Ich wollte das nicht, ehrlich. Nachdem ich von Leo erfahren habe, dass Wayne ermordet wurde, war mein einziger Gedanke, so schnell wie möglich nach Paris zu fliegen. Als ich erst mal hier war …“ Sie rieb sich die Stirn „In der Zwischenzeit ist viel geschehen.“
    Eine Pause entstand.
    „Wie dieser Mann, mit dem du jetzt zusammen bist?“, fragte er schließlich, und sie bewunderte seine Selbstbeherrschung, denn er klang kein bisschen bitter.
    „Ja“, erwiderte sie leise. „Er, und andere Dinge, um die ich mich kümmern muss.“
    „Liebst du ihn?“
    Diese Frage überrumpelte sie. Sie hatten zwar vereinbart, sich nichts vorzumachen, aber das ging selbst für seine Verhältnisse zu weit.
    „Denn ich liebe dich, Blanche.“
    So etwas hatte er noch nie zu ihr gesagt. Nicht einmal in ihren leidenschaftlichsten Momenten. „Ich glaube, du verwechselst Lust mit Liebe, Marcel.”
    Bei diesem Gedanken wurde sie sich mit einem Mal seiner körperlichen Präsenz bewusst, sowie der Tatsache, dass er sie an sich gezogen hatte. Marcel war größer als sie, aber mit rund eins fünfundsiebzig immer noch kleiner als die meisten Männer, die sie kannte. Dennoch war sein kompakter Körperbau muskulös und kräftig – durchtrainiert. Wenn man ihm einer Sportart zuordnen wollte, gehörte er in den Boxring, denn er war randvoll mit komprimierter Kraft. Dazu passte seine leicht schiefe Nase, die ihm vor Jahren gebrochen wurde, und die er nie hatte richten lassen. Wahrscheinlich, weil er für einen Gangster zu gut aussah, und er keine Lust hatte, ständig herausgefordert zu werden. Während Blanche ihn betrachtete, bemerkte sie, dass er unter seinem schwarzen Jackett nur

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