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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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ohrenbetäubende Explosion den Wagen in die Luft hob und auf die gegenüberliegende Häuserfront schleuderte.
    Das Letzte, was sie sah, waren Gesteinsbrocken der Fassade, die den Maybach unter sich begrub, dann wurde ihre Welt schwarz.

6
     
     
    D
    ormalerweise empfing Enzo keine Besucher am Sonnta g n achmittag, denn das war die Zeit, die er seiner Famiglia widmete. In diesem Fall würde er allerdings eine Ausnahme machen. Der Besuch war keine große Überraschung, o b wohl Enzo ihn zu einem sp ä teren Zeitpunkt erwartet hatte. Anscheinend arbeiteten die Behö r den schneller, wenn j e mand ihre schöne Stadt demolierte.
    Zwei Kojacs betraten Enzos Salon. Der Erste war mittelgroß, vielleicht eins achtzig, mit dunkelbrauen Augen. Der Typ erinnerte ihn an Zinédine Zidane, nur war der hier die kleinere Ausgabe. Und als wäre das ein gespie l ter Witz, sah der zweite Beamte wie Fabien Barthez’ kleiner Bruder aus. Manchmal karikiert sich das Leben selbst, dachte Enzo, und deutete einl a dend auf die Sitzgruppe.
    „Meine Herren, was kann ich heute für S ie tun?“, fragte er, nachdem die beiden Platz genommen hatten.
    Er kannte die z wei, vor einigen Wochen hatte er bereits das zweife l hafte Vergnügen ihres Besuchs gehabt. Damals hatten sie behauptet , von der Ge n darmerie zu sein, aber sie rochen nach Spezialeinheit. Wahrschein l ich gehörten sie zur GIGN, der Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nat i onale, eine Elitetruppe zur Terrorismusbekämpfung. Für so was hatte er ein G e spür.
    Der Zidane-Doppelgänger hieß Lieutenant Pascal Durand, und sein Par t ner Sergeant Mathis Bruel.
    „Monsieur di Lorenzo, entschuldigen Sie die Störung an einem Feiertag. Ich nehme an, dass Sie bereits von der Explosion im Guy Savoy gehört h a ben?“
    Enzo sah ihn mit unbewegter Miene an. Das war keine Frage, denn das Restaurant gehörte ihm. Natürlich hatte er vor der Polizei erfahren, was g e schehen war – noch in der Nacht hatte ihn sein aufgelöster Geschäftsführer über den Anschlag informiert. Pascal Durand erwartete anscheinend auch keine Antwort, denn er fuhr ohne mit der Wimper zu zucken fort .
    „Dann wissen Sie vielleicht auch schon, dass es einen weiteren Angriff auf eines Ihrer Etablissements gab.“
    Auch das war ihm bekannt. Louis hatte ihm vor einer Stunde mitgeteilt, dass die Horizon Videothek ausgebrannt war. Das Lagerhaus, das sich auf der Rückseite, der Rue Saint-Jean befand, war davon jedoch unberührt g e blieben.
    „Vor einem Monat fliegt Ihr Hotel auf spektakuläre Weise in die Luft“, fuhr der Lieutenant fort. „Danach verschwindet die halbe Rue d’Orsei …“
    „Die gehört mir nicht“, brummte Enzo.
    Durand tat, als hätte er diesen Einwand nicht gehört. „ G estern explodiert das Guy Savoy, und heute wirft jemand zwei Brandsätze in ihr Geschäft in der Avenue de Clichy.“ Er beugte sich vor und betrachtete Enzo aufmer k sam, damit ihm nicht die kleinste Regung entging. „Zweiundvierzig Tote plus die Männer, die in den Kellern der Rue d’Orsei ihr Leben gelassen h a ben. Gestern starben vier Menschen, zehn wurden schwer verletzt. Das macht an die hundert Tote in nicht ganz vier Wochen. Und alle haben i r gendwie mit Ihnen zu tun.“ Durand machte eine Pause und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Haben Sie dafür eine Erklärung, Monsieur di Lore n zo?“
    Enzo ließ sich mit der Antwort Zeit, doch als er sprach, sagte er nur ein Wort . „Nein.“
    Der Lieutenant nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. „Wir wissen mit Sicherheit, dass es nicht Monsieur Iwanow ist.” Enzo hob eine Braue. „Se r gej Wassilijewitsch Iwanow, der ist Ihnen doch bekannt, nicht wahr?“ Auch das war keine Frage, darum schwieg Enzo. „Wir wissen auch, dass keines der anderen Syndikate seine Finger im Spiel hat.“ Danke für die Information, dachte Enzo und nickte, als wäre ihm das alles längst bekannt. „Allerdings besteht die Möglichkeit, dass eine neue Organisation in Paris eingezogen ist, und sich zunächst den größten Konkurrenten vom Hals schaffen will, um ein Zeichen zu setzen.“ Er beugte sich noch weiter vor und fragte: „Ist das so, Monsieur di Lorenzo? Haben wir es hier mit einem neuen Mafiakrieg zu tun? Denn wenn das so ist, gilt keine der bisherigen Abmachungen mehr.“
    Was das hieß, war klar. Bisher hatte die Polizei dreieinhalb Augen zug e drückt, wenn es um die Angelegenheiten der Syndikate ging. Es war ein selbstreinigendes System, das sich

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