Blanche - Die Versuchung
geradeheraus: „Was hindert mich daran, diesem Arziel die Kinder und dich auszuli e fern, eh?“
„Weil du an deinem Leben hängst?“, bot sie hilfreich an, doch Enzo mac h te eine Handbewegung, als wollte er eine Mücke verscheuchen.
„ Das reicht nicht.“
„Weil sie unter deinem Schutz stehen“, verkündete Beliar mit Grabe s stimme. „Und ein Wortbruch ist das Letzte, das du dir in deiner Situation leisten kannst.“
Enzo nickte. Ein illoyaler Patron war schlimmer als tot, er würde alles ve r lieren. Und seine ach so wichtige Ehre, die Typen seines Schlages vor sich hertrugen wie eine Monstranz, wäre er als Erstes los. Obwohl er nachden k lich aussah , wusste sie, dass er nicht einmal in Erwägung zog , sie zu verpfe i fen. Ziel war lediglich , das Gespräch in Bahnen zu leiten, die seinen Intere s sen nutzten. Beliar schien zu demselben Schluss zu gelangen, denn die ang e spannten Muskelstränge seines Halses lockerten sich ein wenig, während sich die Schwärze um ihn verdichtete.
Nach ihrem letzten Flüssigkeitsaustausch nahm sie Dinge wahr, die ihr nach menschlichen Maßstäben nicht zugänglich sein sollten. Neben dem üblichen Kram, wie die multiple Stärkung ihrer Sinne, spürte sie Sachen, die andere nicht bemerkten, wie zum Beispiel Beliars Aura, die ihn wie dunkler Rauch umgab. Ein pulsierender Schatten, der sich mal ausbreitete, mal z u rückzog. Manchmal tastete er umher, berührte sie, sodass sich die feinen Härchen ihrer Arme aufstellten. Es war nicht unangenehm, nur ungewohnt. Wie das Gefühl seiner Narben unter ihren Fingerspitzen, warm und rau.
Blanche beschloss , ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben, als B e liar erneut das Wort ergriff.
„Dein Problem stellt eine geringe Herausforderung dar.“
„Ah ja?“, fragte Enzo, dessen Sarkasmus nicht zu überhören war. „Dann erleuchte mich, denn bisher habe ich keine Lösung gefunden, die mir nicht weitere Scherereien einbrockt.“ Er begann wieder den Raum zu durchstre i fen, während er redete, wobei es eher wie ein Selbstgespräch klang. „Ich brauche mehr Leute , um meine Gebäude angemessen zu schützen“, murme l te er. „Außerdem fehlen mir Männer um diese stronzi zu finden, die Drec k schweine, die mir das antun. Meine Spitzel durchkämmen die ganze Stadt, es ist, als wären die Informa n ten auf einmal blind und taub. Selbst meine Ve r bindungsleute bei den Russen geben vor, von nichts zu wissen. Das Ganze ist ein groß angelegtes Komplott, und ich habe nichts, aber auch gar nichts in der Hand!“ Er stieß ein paar italienische Flüche aus, während er weiter umhertigerte.
Abermals traf en sich Blanches und Beliars Blick e . Letzterer wirkte irritiert. „Es ist ein offenes Geheimnis, wer deine Häuser in die Luft sprengt.“
Enzo stolperte beinahe, so abrupt hielt er in seiner Wanderung inne. „Ah ja?“, blaffte er. „Lass hören!“
Die Augen des Dämons verengten sich zu Schlitzen. Anscheinend konnte er nicht glauben, dass Enzo keine Ahnung hatte, wer in Waynes Fußstapfen getreten war.
„Zoey bekommt das C4 kiloweise von Sergejs Mittelsmännern“, begann er, hielt jedoch inne, denn Enzos sah aus, als würden ihm gleich die Augen aus dem Kopf fallen.
Er nahm die Weinflasche und warf sie gegen die holzgetäfelte Wand, wo sie laut klirrend zerschellte. Es folgte eine Flut italienischer Schimpfworte, mit der er nur innehielt, um die zweite Flasche zu zertrümmern, die er in den Kamin warf. „Weißt du , wo sich dieser figlio de puttana verkriecht?“, do n nerte er außer sich.
„Selbstverständlich“, erwiderte Beliar ruhig.
Enzo blieb wie angewurzelt stehen und sah ihn an, als hätte er den Ve r stand verloren. „Na, und wo?“, brüllte er schließlich mit hochrotem Kopf.
So ein Mist. Wenn er jetzt einen Herzinfarkt bekam, wäre Nella stinksauer.
„In einem von Sergejs Sicherheitshäusern im elften Arrondissement, in der Nähe der Bastille.“
Na toll, im Zentrum von Sergejs Bezirk, der hatte vielleicht Nerven. Er versteckte Enzos neuen Erzfeind, damit dieser ihn mit seinem Sprengstoff aus Paris bombte. Was wiederum die Behörden auf den Plan rief, sodass Enzo gleich von zwei Seiten in die Zange genommen wurde. Wie es aussah , war Arziel bei Sergej erfolgreicher gewesen als bei Enzo. Er hatte keine Zeit vergeudet, das musste man dem Höllenfürsten lassen.
Vor drei Wochen hatte der Petersburger an Enzos Seite gegen Zoey g e kämpft, denn der Moskauer Spross hatte es im Kern auf
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