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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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welche Grube er sich selbst gegraben hatte.
    »Moment mal«, sagte er, blickte zur Seite und schaute Slattery an, aber der dicke Mann saß einfach nur da. »Das ist verrückt. Das hat nichts damit zu tun, dass Joanne getötet wurde. Ich habe Ihnen nur erklärt, wie Irina verletzt wurde.«
    »Aber wenn Sie es getan hätten«, Keenan lehnte sich vor, seine Miene forschend, sein Tonfall aufmunternd, »wäre es in Anbetracht dessen, was Sie uns gerade erzählt haben, beinahe verständlich.«
    »Aber das habe ich nicht.« Tony starrte auf die Tonbänder, die sich unaufhörlich drehten.
    »Zu sehen, wie ein kleines Mädchen geschlagen wird«, auch Reed lehnte sich über den Tisch, »ist mehr als genug, um einen liebenden Vater zum Äußersten zu treiben.«
    »Sie verdrehen mir die Worte im Mund!« Tony blickte verzweifelt von Keenan zu Reed, dann zu Slattery, dem nutzlosen fetten Anwalt an seiner Seite. »Ich hatte nichts mit dem Mord an Joanne zu tun! Ich habe sie geliebt! Ich hab sie niemals angerührt … wollte sie nie tot sehen, nicht eine Sekunde lang!«
    Keenan lehnte sich wieder im Stuhl zurück. Sein Lächeln war gnädig, fast priesterlich. »Lassen Sie sich Zeit, Tony«, sagte er. »Denken Sie darüber nach. Tun Sie jetzt das Richtige, solange Sie noch können.«
    »Das Richtige?«, wiederholte Tony ungläubig. Er ließ den Blick vom einen zum anderen wandern und wusste – mit einem eisigen Gefühl im Magen –, dass er keine andere Wahl hatte.
    »Okay«, sagte er und holte tief Luft. »Ich erzähle Ihnen jetzt etwas, das ich sehr lange und unbedingt geheim halten wollte.«
    Er musste sich unterbrechen, sich mit dem Handrücken über die Augen reiben, weil ihn plötzlich wieder das Bedürfnis zu weinen überkam, aber er hatte jetzt keine Zeit, wie ein Baby zu plärren, er musste es ihnen sagen, musste es rauslassen, bevor alles noch mehr außer Kontrolle geriet.
    »Ist schon gut«, sagte Keenan. »Lassen Sie sich ruhig Zeit, Tony.«
    Tony ließ die Hand zurück aufs Knie fallen. »Nein«, sagte er. »Ist es nicht. Es hat nichts mit Jo zu tun. Es ist etwas anderes.«
    Endlich reagierte Richard Slattery. »Mr Patston«, sagte er. »Ich glaube, eine Pause …«
    »Nein«, fiel Tony ihm ins Wort. »Keine Pause. Jetzt wird nicht mehr um den heißen Brei geredet.« Er schwitzte wieder, und er zitterte.
    »Ich muss Ihnen wirklich raten …«
    »Nein.« Tony setzte sich aufrecht hin. »Sie müssen mir zuhören.« Er konzentrierte sich auf Keenan. »Denn sobald ich es Ihnen erzählt habe, werden Sie verstehen, warum ich so durcheinander bin. Gott weiß, es war schwer genug, Joanne zu verlieren, aber jetzt habe ich Angst, auch noch Irina zu verlieren …  Todesangst .«
    »Warum sollten Sie Irina verlieren?«, fragte Keenan. »Weil Sie das Mädchen geschlagen haben?«
    »Nein.« Tony schrie beinahe. »Damit hat es nichts zu tun … ich habe sie nicht geschlagen, das schwöre ich.« Er blickte in das schmale, aufmerksame Gesicht des Polizisten und holte noch einmal ganz tief Luft. »Ich habe Angst, Irina zu verlieren«, sagte er, »wegen der Art und Weise, wie wir sie adoptiert haben.«
    Keenan überflog im Geiste die Fakten, die Pat Hughes ihm in Bezug auf Irinas Adoption geliefert hatte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Mann ihm gegenüber.
    »Wir haben sie gekauft «, sagte Tony. »Wir konnten auf anderem Weg kein Baby bekommen, und Jo wünschte sich mehr als alles andere, Mutter zu sein.« Jetzt musste er doch weinen. »Ich habe es für Joanne getan, weil ich sie so sehr liebte … ich hätte alles für sie getan, alles. Ich hätte ihr niemals wehtun können, egal was Sie denken. Niemals.« Er schüttelte den Kopf, und seine Stimme wurde ganz leise. »Niemals.«

75.
    Am Samstagabend, zu Hause in seinem Wohnzimmer im Shad Tower, lehnte Robin Allbeury sich bequem in seiner maßgefertigten Lederliege zurück, zappte durch die Kanäle des Satellitenfernsehens und fand den Essen-und-Trinken -Kanal und die Sendung, von der er bereits wusste, dass sie um diese Zeit lief.
    Da stand sie in ihrer Studioküche und sah sehr einnehmend aus mit ihrer weißen Baumwollbluse, der wie angegossen sitzenden Jeans und einer blauweiß gestreiften Schürze. Neben ihr arbeitete ein Mann, der einen albernen Kittel trug. Ihr Haar sah ein wenig anders aus, länger und vielleicht einen Hauch blonder, aber das mochte auch am grellen Licht liegen. Ein bisschen jünger um die Augen herum – ein weiterer Hinweis, dass

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