Blankes Entsetzen
dies die Wiederholung einer Sendung war, die vor mindestens zwei, vielleicht drei Jahren aufgezeichnet worden war.
Sie lachte über irgendetwas, das der Mann sagte.
Ihr Lachen macht sie wunderschön, dachte Allbeury. Solange es andauerte, verlieh es ihr eine heitere, unbekümmerte Ausstrahlung, bevor es verschwand und ihr anderes Gesicht zurückließ: Jenes Gesicht, das aller Welt verkündete, alles sei in schönster Ordnung und dass es Lizzie Piper Wade bestens ging und sie imstande war, sich allem zu stellen, was das Schicksal für sie bereithielt, auch wenn einiges davon schwer zu verdauen war. Das Gesicht, das er jetzt auf dem Bildschirm sah, war dasselbe, das Lizzie letzte Woche beim Abendessen der Wades getragen hatte.
Das Gesicht, das ihn so bezaubert hatte.
Ihn immer noch bezauberte.
Allbeury drückte die Stumm-Taste seiner Fernbedienung, schaute auf die Uhr und fragte sich, ob die Wades dieses Wochenende in Marlow oder in Holland Park waren.
Finde es heraus.
Er hatte eigentlich ein bisschen länger warten wollen, bis er sie wieder anrief, zumindest ein paar Tage – und in der Regel war er ein geduldiger Mensch.
Doch es gab Ausnahmen.
Lizzie war eine davon.
Er legte die Fernbedienung hin, nahm sein elektronisches Notizbuch, suchte die Nummer der Wades und wählte sie.
»Hallo?«
Ihre Stimme.
»Lizzie, hier spricht Robin Allbeury.«
»Oh, hallo.« Sie klang erfreut. »Wie schön, von Ihnen zu hören.«
»Guter oder schlechter Zeitpunkt?«, fragte er. »Obwohl ich Sie nicht lange aufhalten werde.«
»Ganz guter Zeitpunkt, eigentlich«, sagte Lizzie.
Er glaubte hören zu können, wie sie sich hinsetzte, und stellte sich vor, wie sie es sich bequem machte, vielleicht mit einem Hund auf dem Schoß …
Um Himmels willen.
»Ich habe gehofft«, sagte er forsch, »Ihnen die Zusage abzuringen, dass Sie und Christopher bald zum Abendessen zu mir kommen. Nächste Woche vielleicht, oder in der Woche darauf.«
»Das würden wir nur allzu gern«, antwortete sie. »Allerdings erscheint Ende der Woche ein neues Buch von mir, und der Verlag schickt mich auf Promotion-Tour.«
»Wie schade.« Allbeury verbarg seine Enttäuschung gut. »Und wenn Sie zurückkommen, werden Sie sicher sehr erschöpft sein.«
»Wahrscheinlich«, gab Lizzie zu. »Aber wenn ich mich recht erinnere, bin ich zur Mitte der Tour für ein paar Tage in London.«
»Falls unsere freien Stunden sich überschneiden sollten, können wir uns dann ja auf einen Drink treffen«, sagte Allbeury.
Lizzie saß in ihrem Arbeitszimmer im Haus in Marlow und sagte zu Allbeury, das wäre reizend. Sie gab ihm ihre Handynummer, legte auf und lehnte sich zurück.
Der Gedanke, sich mit ihm zu treffen, falls es sich so ergeben sollte, möglicherweise sogar alleine (schließlich hatte Christopher bereits alles arrangiert, um zumindest während eines Teils ihrer Tour bei den Kindern in Marlow sein zu können), erschien ihr erstaunlich verlockend.
Vorsicht, Lizzie.
Sie dachte zurück an das Abendessen und durchforstete ihre Erinnerung, ob sie zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt hatte, der Anwalt flirte mit ihr. Sie kam zu dem Schluss, dass das nicht der Fall gewesen war, auch wenn Susan das Gegenteil behauptet hatte. Und sie selbst war mit ihren Gedanken viel zu sehr bei ihren kranken Kindern gewesen, um den Eindruck zu erwecken, sie habe mit ihm geflirtet.
Doch ihre Erinnerung an Robin Allbeury war die an einen sehr attraktiven, ausgesprochen charmanten Mann. Und an einen sehr netten, fügte sie in Gedanken hinzu.
Susan hatte gesagt, ihrer Meinung nach habe Allbeury ein Auge auf sie geworfen.
Das war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte – noch eine Komplikation mehr.
Vorsicht, ermahnte sie sich wieder.
76.
Am Mittwochmorgen war Sandra am Küchentelefon und tat so, als würde sie Lilian West zuhören – ihrer Nachbarin in Edmonton, die ihr von der bevorstehenden Prostataoperation ihres Mannes erzählte –, als es an der Tür klingelte.
»Lilian, ich muss Schluss machen.«
Sie hörte Bewegungen aus dem Wohnzimmer und wusste, dass es Constable Dean und nicht Tony war, die an die Tür ging. Es war fast schon zum Normalzustand geworden, dass ihr Schwiegersohn verdrießlich in seinem Sessel saß und andere Leute sich um alles kümmern ließ. Sandra wusste, dass es keine Faulheit war – sie konnte ihm seine ständige Angst in den Augen ablesen. Ein Gefühl, das sie sehr gut kannte, denn sie sah es jedes Mal in ihren eigenen Augen,
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