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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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eine letzte Sache«, sagte sie.
    »Alles, was du willst.«
    »Getrennte Schlafzimmer. Hier, in der Londoner Wohnung und überall sonst, wo wir sind. Mach dir keine Gedanken, ich werde den Kindern und Gilly schon irgendwelche Gründe nennen.«
    Christopher ließ sich Zeit, dies alles in sich aufzunehmen.
    »Kannst du mir je wieder vertrauen?«, fragte er schließlich.
    »Nein«, antwortete Lizzie. »Ich glaube nicht.«

34.
    Clare war am Donnerstagmorgen allein im Büro, hütete die Telefone, aktualisierte die Berichte im Computer, brachte Ordnung in Mikes Chaos und nutzte ganz allgemein die Zeit, während er einen langweiligen, aber profitablen Firmenauftrag in Dagenham erledigte, als eines der Telefone klingelte. Joanne Patston war am Apparat.
    »O nein«, rief Joanne, als sie hörte, dass Mike Novak nicht im Büro war.
    »Schon gut, Joanne«, sagte Clare sanft. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie Joanne nenne?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich bin Clare, okay?« Sie wartete nicht auf Antwort. Ihr war klar, dass im mühsam ausbalancierten Zeitplan Joannes jede Sekunde zählen konnte. »Hören Sie, Joanne, ich weiß, Sie möchten wahrscheinlich nicht, dass Mike Sie zurückruft. Was wäre Ihnen am liebsten? Sie können ihn entweder jetzt gleich auf dem Handy anrufen – es kann allerdings sein, dass er gerade nicht allein ist –, oder ich sorge dafür, dass er an einem ruhigen Platz ungestört telefonieren kann. Sagen wir, in einer halben Stunde?«
    Kurze Pause.
    »Ja. In einer halben Stunde.«
    Joanne spülte das Frühstücksgeschirr. Als sie eine Tasse auf den Boden fallen ließ, brach sie in Tränen aus, hörte jedoch sofort wieder auf, als Irina ebenfalls zu weinen anfing. Als die Scherben sicher entsorgt waren, setzte sie sich mit Irina aufs Wohnzimmersofa und las ihr aus Der Maulwurf und der kleine Vogel vor. Sie bekam alle paar Minuten feuchte Augen, gerührt von der Geschichte, aber noch unendlich viel mehr vom gespannten Gesichtsausdruck ihrer Tochter.
    Um zehn Minuten nach zehn hörte Joanne zu lesen auf.
    »Lies doch weiter, Mami.«
    »Gleich, Schätzchen.«
    »Jetzt, Mami«, sagte Irina.
    Joanne erhob sich vorsichtig vom Sofa und legte dem kleinen Mädchen das Buch in den Schoß. »Du schaust dir die Bilder an. Mami braucht nicht lange.«
    Auf einem Parkplatz in Dagenham überprüfte Novak gerade den Empfang seines Mobiltelefons, als es läutete.
    »Mike Novak«, meldete er sich.
    »Hier ist Joanne Patston.«
    »Joanne.« Er schien ihre Anspannung durch die Leitung beinahe körperlich spüren zu können. »Clare hat mir gesagt, dass Sie anrufen. Was kann ich für Sie tun?«
    »Mr Allbeury sagte, ich soll Ihnen meine Antwort geben«, sagte sie.
    »Das stimmt.« Er hielt inne. »Oder mir Fragen stellen.«
    »Die Antwort ist Ja«, sagte sie.
    Novak verspürte einen freudigen Stich. »Das ist prima.«
    »Wirklich?«, fragte Joanne.
    »Ja.« Er schwieg kurz. »Sind Sie auch sicher?«
    »Wie Mr Allbeury sagte – im Grunde habe ich keine Wahl.«
    »Und es geht nur um Sie und Irina?«, fragte Novak. »Oder auch um Ihre Mutter?«
    »Nur wir.« Ihre Stimme war jetzt sehr leise. »Ich weiß, dass sie versuchen wird, mir die Sache auszureden, wenn ich es ihr sage, und sie weiß nichts von …«
    »Irina«, beendete Novak den Satz. »Ich verstehe.«
    »Aber sie wird es nicht verstehen«, sagte Joanne.
    Als er die Traurigkeit in ihrer Stimme hörte, schluckte er schwer. Unglückliche Frauen hatten häufig diese Wirkung auf ihn. Clare nannte ihn ihren Mega-Softie, aber er wusste, dass sie diese Seite an ihm liebte – so wie es umgekehrt auch der Fall war.
    »Was passiert als Nächstes?«, fragte Joanne.
    »Erst einmal nichts«, sagte er. »Mir ist klar, dass es nicht leicht für Sie wird, stillzusitzen und sich normal zu verhalten, während Robin alles in die Wege leitet. Er wird sich bemühen, die Vorkehrungen so schnell wie möglich zu treffen, aber solche Dinge brauchen Zeit.«
    »Wie lange?«
    »Bis zu zwei Wochen«, antwortete Novak. »Vielleicht weniger.«
    »O Gott«, sagte Joanne.
    »Wie ist es zu Hause?«
    »Es geht so.« Sie zögerte. »In letzter Zeit war seine Laune besser.«
    Und das stimmte. Das Leben mit Tony war leichter geworden, seit Allbeury seine versprochene »Ablenkung«, geschaffen hatte. Mehr Arbeit an Eddie Blacks BMWs, mehr Geld, weniger Zeit zum Trinken. Nur dass dieser Zustand nicht andauern würde, das wusste Joanne ohne den Schatten eines Zweifels. Im Gegenteil, wenn die neue

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