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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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dieser auf seinen Verfolger und überlegte, was er tun sollte. Nach unten springen konnte er nicht, da würde er sich mindestens die Beine brechen, und dann hätte der Arzt erst recht leichtes Spiel – weiter oben aber wurde die Luft dünn. Doch der Himmel kam ihm zu Hilfe. Pfarrer Cochlea, ein charismatischer Vierzigjähriger, der nach dem Ableben des vorherigen Pfarrers mitsamt seiner Köchin und deren seltsamen Sohn nach St.   Peter versetzt worden war, eilte herbei und brachte Johannes Gerlitzen zur Vernunft:
    »Herr Doktor, ein so ungebührliches Benehmen hätte ich von Ihnen niemals erwartet«, rief er, woraufhin Johannes mit den Klimmzügen innehielt, kurz auf Alois’ Hosenboden über sich starrte und schließlich den Rückzug antrat. Es war die höfliche Anrede mit Titel, die Johannes von seinem Vorhaben abbrachte. Zudem schätzte er Pfarrer Cochlea sehr, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger aufgeklärt war und die Gabe des rationalen Denkens besaß, eine Seltenheit in St.   Peter. In die Kirche ging er deshalb zwar nicht, aber er traf den Pfarrer gelegentlich zu einem Spaziergang, einer Abendjause, etwas geistigem Austausch.
    Nun gingen sie gemeinsam in den Pfarrhof, der Pfarrer bat seine Köchin, Tee zu kochen, und so saßen sie beisammen, bis sich Johannes wieder beruhigt hatte.
    »Denen, die man liebt, muss man zugestehen, selbst zu lieben«, sagte der Pfarrer, während Johannes den Kopf in die Hände stützte und betete, der Frühling möge bald enden. So rebellisch Ilse war, er hielt sie für klug genug, Alois fallen zu lassen, sobald sie wieder Kontrolle über sich erlangt hatte.

[Das Kolomaniwunder, Notizbuch I]
    [2.6.] Viele Male versuchten die Mönche, den Angerberg zu erklimmen, doch erst als ein begabter Bergbezwinger vom Ruf Gottes in das Kloster geführt wurde, gelangten sie unter seiner Anleitung dorthin, wo sie neue Untertanen zu unterwerfen begehrten. Koloman war sein Name, und ich habe recherchiert, daß er, am Angerberg angekommen, vor Stolz über seine Tat nicht gemeinsam mit seinen Begleitern ins Dorf einzog, sondern diese bat, im Wald zu warten. [2.7.] Allein triumphieren wollend, ging er in die Bergbarbarensiedlung und predigte laut von seinem Gott, der ihn geschickt habe, die Bewohner zu bekehren. Den Bergbarbaren jedoch war sein Sprechen unheimlich. Danebst empfanden sie große Irritation aufgrund seines Auftretens, und so kamen sie überein, daß jener Koloman ein Feind sein müsse. Schnell erschlugen sie ihn und hängten ihn an einem dürren Holunderstrauch auf, denn zu jener Zeit war es Sitte bei den Barbaren verschiedener Stämme, Missetäter unbestattet zu lassen, was sich, wie ich berichten kann, heutzutage nicht mehr so verhält. [2.8.] Kolomans Begleiter verfielen daraufhin in großes Jammern und beteten zu ihrem Gott, bis sie einen Einfall hatten, wie sie seinen Tod nutzen konnten. Nachdem nun die Sonne untergegangen war, schlichen zwei der Mönche zu dem im Wind baumelnden Leichnam und balsamierten ihn mit Salböl ein, das sie bei sich trugen. Wie ich herausgefunden habe, wiederholten die Mönche diese Prozedur sechs Nächte lang und verließen erst am siebten Tage ihr Versteck, um den Bergbarbaren zu predigen, daß es ein Zeichen des Himmels sei, daß dieser Leichnam nicht verwese und daß die Bergbarbaren einen Heiligen getötet hätten und nur dann vor dem Zorn ihres Gottes sicher wären, wenn sie sich dem Kloster unterwürfen. [2.9.] Vor einem Gott, der die Toten lebendig aussehen ließ, hatten die Bergbarbaren große Furcht, und so fielen sie auf die Knie und zahlten bereitwillig noch am selben Tag den ersten Teil der abzugebenden Opfergaben. Natürlich wird die Geschichte des Koloman von den offiziellen Chroniken anders dargestellt, doch der gelehrige Leser möge selbst entscheiden, welche Variante er für glaubhafter befindet.

Blanker Wahnsinn in Weiß
          
    Während Ilse zur Frau heranwuchs, versuchte Johannes Gerlitzen zu verdrängen, dass sie womöglich einen Sexualtrieb hätte. Intensiv widmete er sich seiner Helminthenforschung und wartete darauf, dass sie sich endlich von Alois trennte. Alois hatte bereits kurz nach der Maibaumaktion seinen Respekt im Dorf wieder verspielt, indem er das Ausrüstungshaus des Fußballvereins in Brand gesetzt hatte, als er nach einem verlorenen Spiel im Rausch versucht hatte, Fußbälle mit Krachern in die Luft zu sprengen. Was Johannes jedoch nicht bedachte, war, dass Ilse gerade Alois’ rebellische und wilde

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