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Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I

Titel: Blau unter Schwarzen - Gesammelte Prosa I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gsella
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scheint’s auch in Schweden, wortwörtlich »Gutvik« und ist, nomen atque omen, »in zwei gleich hohe Einzelbetten teilbar«. Und eben erst dann: Gutvik, nämlich 160 x 200. Sehr komisch; wenn auch nicht allzu verzwickt.

ALS LYRIKJUROR IN ROSTOCK
    »Denn daß in diesem Staat nur das Stumpfsinnige und die Mittellosigkeit und der Dilettantismus geschützt sind und immer wieder gefördert werden und daß in diesem Staat nur in das Stümperhafte und in das Überflüssige alle Mittel gestopft werden, ist klar.«
    Thomas Bernhard
    Natürlich war es meiner in Dummheit mündenden Eitelkeit geschuldet, die sich in meinem Falle mischt mit zuweilen absoluter Gedankenferne und Hirnverdunklung einerseits und verachtenswertester Geldgier andererseits, dass ich die Einladung eines im ostdeutschen Rostock wirksamen und bei Gott fürchterlichst wirksamen sogenannten »Literaturhauses Kuhtor« annahm, wobei mir damals, zum Zeitpunkt der Annahme der Einladung, sofort auffiel, dass ja sowohl das Wort Kuh als auch und noch entschiedener das Wort Tor das Blödige, Landmännisch-Inzestuöse und elementar Beschränkte dieses urostdeutschen Literaturhauses und Literaturirrenhauses bereits in gewollt schamloser Weise demonstriert; dass mich damals in meiner damaligen und übrigens noch heutigen finanziellen und steuerlichen Situation allerdings sogar ein »Literaturhaus Eseldummkopf« zur quasi automatischen Annahme der Einladung veranlasst hätte, muss ich ebenso eingestehen wie den in meinen Augen noch viel ekelhafteren Umstand, dass ich über den

Titel der mich als Hauptjuror ladenden Veranstaltung ja durchaus und pünktlichst informiert worden war: Es ging, im Nachhinein dann unerträgliche sechs Stunden lang und begleitet bzw. zum Glück doch halbwegs regelmäßig unterbrochen vom bei derlei provinziellen Kollektivmasturbationen längst obligaten Pausenklavierspieldesaster, jenen abscheulichen Darbietungen zehntelpianistischen Bauerngedudels und Verbrechens am Instrument, die immer peinlich darauf achten, um kein Jota virtuoser und überhaupt geistnäher zu agieren als das namengebende sogenannte Textprogramm – »der/die Lyrikmeister/in Mecklenburg-Vorpommern« sollte also im Rahmen der »8. Rostocker Lyriknacht« mit unter anderem meiner »Hilfe und Fachkompetenz« ermittelt werden, ausgerechnet, wie ich bereits zur Minute der Brieföffnung und -lektüre sehr deutlich empfunden hatte, meiner Hilfe und Fachkompetenz, denn weder bin ich ein ausgewiesener Freund und Fürsprecher moderner Lyrik, noch kenne ich mich überhaupt irgend aus auf diesem bis in die Fundamente verderbten und verfaulten Tummelplatz grotesk missratener Postabiturienten und unglücklichster Junggesellen einerseits und aufstapelnder Gauner, Sinnhuber und verrückt gewordener Ministerialdirektorgattinnen andererseits, die beide ihre verlehmte Seele im Vers verewigen zu müssen glauben, in einer sogenannten Verskunst und in meinen Augen grotesken Mistschreiberei und letzten Endes Versscheiße –
    »ADORNO AD SURDUM
    Machen
    Wachen
    Lachen
    Adorno
    Ad surdum
    Malen
    Zahlen
    Qualen
    Adorno
    Um zorno
    Aufhören
    Anfangen
    Gen i tief
    Phila
    Philo
    Viel i
    Kunst
    Kann
    Kochen
    Adorno
    Fortissimo
    A und O
    Nach wie vor
    Adorno
    Adorno« *
    –, auf dem Felde moderner Lyrik also mich als Stümper zu bezeichnen ist die reine Untertreibung, ich wusste und weiß da definitiv gar nichts und hatte im Gegenteil und wiederum aus monetären Erwägungen wohl zweidrei Sammlungen witziger Reimchen hingeschludert, welche mit moderner Lyrik nicht das Geringste gemein haben und allein dem Zweck dienten, die deprimierend teuren Reit-, Ballet- und anderweitigen Hüpfkurse meiner absolut sinnlosen Töchter gegenzufinanzieren, woraufhin mich die F.A.Z. damals völlig zu Recht als »blassen und extrem nichtssagenden Reimer« abqualifizierte und beruflich vernichtete, weshalb ich ja erst gezwungen bin, Einladungen wie dieser unbedingte Folge zu leisten –
    »rohlingHome
    matrosen, die sind roh
    sind romantisch sowieso
    sie schlürfen mit niveau
    cointreau und bordeaux
    vorm klo dort irgendwo in soho
    der moses, der ist neu
    ist neurotisch und recht scheu
    im teuren freudenhaus
    von shangheu, voller reu’
    häuft er die heuer treu seinem boy
    (…)
    piraten haben mut
    mutation in fleisch und blut
    der tut der wut recht gut
    dieser brut von robin hood
    die glut ist ein tribut an fast food«
    –, und da saß ich nun, einen auch entsetzlich unbeheizten Abend lang, etwa vier Meter

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