Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
Geall begeben, wenn sie es schaffen. Es heißt, dass Dämonen uns heimsuchen würden und ein Krieg ausbrechen werde.«
Die Frau neben ihm drückte den Säugling, den sie im Arm hielt, fester an ihre Brust. »Hier ist es nicht sicher«, ergänzte sie. »Alle verlassen ihre Häuser. Prinzessin Moira selbst hat verfügt, dass jeder Bürger von Geall nach Sonnenuntergang das Haus nicht mehr verlassen darf. Ihr dürft gerne in unserem Wagen Platz nehmen und mit uns zu meinem Vetter nach Dunglas fahren.«
»Das ist sehr freundlich von Euch, Frau. Danke für Euer gastfreundliches Angebot, aber wir sind im Auftrag der königlichen Familie hier. Wir kommen schon zurecht.«
»Wir mussten unsere Schafe und unsere Ernte zurücklassen.« Der Mann warf einen Blick zurück. »Aber die Reiter vom Schloss haben gesagt, wir hätten keine andere Wahl.«
»Das stimmt.«
Der Mann musterte Blair. »Es heißt auch, Krieger und Zauberer aus Welten außerhalb von Geall seien hierher gekommen, um diese Schlacht zu führen und die Dämonen zu vertreiben.«
»Das ist die Wahrheit.« Aber Larkin sah die Angst und den Zweifel in seinem Gesicht. »Ich selbst bin aus dieser Welt in eine andere gegangen. Ich bin Larkin, Lord of Mac Dara.«
»Mylord.« Jetzt nahm der Mann seine Kappe ganz vom Kopf. »Es ist uns eine Ehre, mit Euch zu sprechen.«
»Das ist die Dame Blair, eine große Kriegerin aus einer anderen Welt.«
Der Junge, der auf einem der Pferde neben dem Wagen saß, hüpfte aufgeregt im Sattel auf und ab. »Dann hast
du Dämonen getötet? Hast du gekämpft und sie getötet, Lady?«
»Seamas.« Die Frau, offenbar seine Mutter, tadelte ihn streng. »Niemand hat dir erlaubt, den Mund aufzumachen, geschweige denn die Dame mit deinen Fragen zu behelligen.«
»Es ist schon in Ordnung.« Blair streichelte sein Pferd. Der Junge hatte ein rundes, offenes Gesicht mit zahlreichen Sommersprossen. Er war höchstens acht. »Ich habe gegen sie gekämpft und sie getötet. Und Lord Larkin auch.«
»Und das werde ich auch tun.«
Das hoffte sie nicht. Sie hoffte bei Gott, dass er bei Einbruch der Nacht und an jedem der folgenden Abende sicher in seinem Bett liegen würde. »Ein starker Junge hat eine andere Aufgabe. Er muss jeden Abend, bis der Krieg vorüber ist, im Haus bleiben, um seine Mutter und seine Geschwister zu beschützen. Es erfordert viel Mut, auf sie aufzupassen.«
»Kein Dämon wird sie anfassen!«
»Ihr fahrt besser weiter, und gute Reise«, sagte Larkin.
»Auch für Euch, Mylord, Mylady.«
Der Mann schnalzte und ruckte an den Zügeln. Blair blickte ihnen nach, bis beide Wagen in der Ferne verschwanden. »Sie haben großes Vertrauen in deine Familie, dass sie ihr Hab und Gut einpacken und ihr Heim verlassen. Das ist auch eine starke Waffe, diese Art von Vertrauen.«
»Es war gut, dass du diesem Jungen gesagt hat, er müsse im Haus bei seiner Mutter bleiben. Liliths Zögling war auch ungefähr in dem Alter – sogar noch ein bisschen jünger.« Larkin tastete unter den Haaren im Nacken nach der Narbe. »Und er sah auch niedlich aus. Bevor sie ihn in ein Monster verwandelt hat, war auch er der Sohn einer Mutter.«
»Dafür und für alles andere wird sie bezahlen. Hat der Biss dir noch einmal Probleme bereitet?«, fragte sie, als sie weitergingen.
»Nein. Ich werde ihn jedoch ganz bestimmt nie vergessen. Aber das weißt du ja selbst.« Er zog ihre Hand an die Lippen und küsste ihre Narbe. »Ich bin immer noch wütend, dass der kleine Scheißkerl mich gebissen hat. Er ist fast noch ein Baby und hat mich doch beinahe umgebracht.«
»Kindervampire sind kaum weniger gefährlich als die Erwachsenen. Und ich finde sie sogar noch unheimlicher.«
Die Hecken wuchsen immer spärlicher, und vor ihnen erstreckte sich das Tal des Schweigens.
»Wo wir gerade von unheimlich sprechen«, murmelte sie. »Der Anblick macht mir Gänsehaut. Ich bin kein Feigling, aber ich wäre nicht beleidigt, wenn du jetzt meine Hand hieltest.«
»Mir wäre es auch recht, du hieltest meine.«
Gemeinsam blickten sie auf das, was Blair wie das Ende der Welt erschien.
Der Hang fiel zum Tal hin steil und zerklüftet ab. Der Boden des Tals war übersät mit Felsbrocken und -platten. Endlos, dachte sie. Ein endloses, dunkles Jammertal, durch das ein kalter Wind gezogen kam, der das hohe Gras rauschen ließ.
»Reichlich Gelegenheit zum Verstecken«, sagte sie. »Daraus können wir natürlich genauso wie sie unseren Vorteil ziehen. Wir werden überwiegend zu
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