Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
doch war es im Vergleich mit ihrer lichtvollen Schönheit schwach.
Ich bin wach, dachte Blair, das ist also etwas Neues. Ich bin völlig wach, aber sie ist trotzdem da.
»Larkin, siehst du …«
Aber er hatte sich bereits auf ein Knie niedergelassen und den Kopf gebeugt.
»Mylady.«
»Mein Sohn, du kniest tatsächlich vor etwas, woran du nie geglaubt hast?«
»Ich glaube mittlerweile an vieles.«
»Dann glaube dies«, sagte Morrigan. »Ihr seid mir kostbar. Jeder von euch. Ihr alle. Ich habe beobachtet, wie ihr
hierher gereist seid, durch das Licht und die Dunkelheit. Und du, Tochter meiner Töchter, willst du nicht knien?«
»Brauchst du das?«
»Nein.« Die Göttin lächelte. »Es war nur eine Frage. Erheb dich, Larkin. Du hast meine Dankbarkeit und meinen Stolz.«
»Bekommt man dafür eine Armee der Götter?«, fragte Blair, was ihr ein schockiertes »Psst« von ihrem Gefährten eintrug.
»Ihr seid meine Armee, ihr und was ihr beide in euch tragt für morgen und übermorgen. Würde ich das von euch verlangen, wenn es nicht möglich wäre?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Blair. »Ich weiß nicht, ob Götter nur das Mögliche fordern.«
»Und doch seid ihr hierher gekommen, bereitet euch vor, kämpft. Und daher habt ihr meine Dankbarkeit, meinen Stolz und meine Bewunderung. Der zweite Monat, die Zeit des Lernens, ist beinahe vorüber. Jetzt kommt die Zeit des Wissens. Ihr müsst wissen, ob ihr den Kampf gewinnen werdet.«
»Wie sollen wir das wissen, Mylady?«
»Ihr werdet es wissen, wenn ihr es wisst.«
»Siehst du.« Blair hob die Hände. »Kryptisch. Warum muss immer alles so kryptisch sein?«
»Ich weiß, es frustriert dich.« Ein Lachen stand in Morrigans Augen, als sie näher trat. Als sie mit ihren Fingern – warm und real – über Blairs Wange strich, lag jedoch echte Zuneigung in der Geste. »Sterbliche mögen die Wege der Götter erkennen, aber es liegt an ihnen, ob sie der angegebenen Richtung folgen. Ich will euch sagen, dass ihr meine Hoffnung seid, ihr und die vier anderen, die den Zirkel bilden. Ihr seid meine Hoffnung, die Hoffnung der Menschheit. Ihr seid meine Freude und die Zukunft.«
Dann berührte sie Larkins Wange. »Und du bist gesegnet.«
Sie trat einen Schritt zurück, und an die Stelle des Lachens traten Kummer und eine fast stählerne Strenge. »Was kommt, muss kommen. Es wird Schmerz, Blut und Verlust geben. Ohne diesen Preis gibt es kein Leben. Die Schatten werden fallen, Dunkelheit auf Dunkelheit, und Dämonen werden daraus aufsteigen. Ein Schwert flammt durch die Dunkelheit, und eine Krone glänzt. Magie schlägt wie ein Herz, und was verloren war, kann zurückgewonnen werden, wenn dieses Herz willig ist. Sagt diese Worte allen im Kreis, und erinnert euch an sie. Denn nicht der Wille der Götter wird an jenem Tag siegen, sondern der Wille der Menschheit.«
Sie verschwand mit dem Licht, und Blair stand mit Larkin am Rand des Schlachtfeldes.
»Uns daran erinnern?« Blair hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Wie sollen wir uns an all das erinnern? Hast du es behalten?«
»Ja, ich habe jedes Wort behalten. Es war mein erstes Gespräch mit einer Göttin, deshalb werde ich nicht die kleinste Kleinigkeit vergessen.«
Vom Tal des Schweigens flogen sie zu dem ersten der drei Orte, die Blair für die Fallen vorgesehen hatte. In einer grünen Schlucht, durch die ein hübscher Fluss sich schlängelte, landeten sie.
Blair stand am Fluss und holte die Landkarte heraus, die sie zu sechst erarbeitet hatten. »Okay, wenn wir davon ausgehen, dass unser Portal hier sich fast an derselben Stelle befindet wie in Irland, dann wagen wir einmal die Annahme, dass das auch für Liliths Übergang gilt. Die Klippen liegen ungefähr zwanzig Meilen westlich.«
»Wie du sehen kannst, sind sie hier.« Larkin fuhr mit dem Finger über die Küstenlinie. »Und hier gibt es auch Höhlen, die sie als Ausgangspunkt nutzen könnte.«
»Ja, das könnte sie«, stimmte Blair zu. »Und dort könnte sie auch Truppen stationieren. Allerdings macht es mehr Sinn, wenn sie näher am Schlachtfeld sind. Irgendwie muss sie sich von Westen nach Osten bewegen, und wenn sie die direkteste Route nimmt, muss sie hier über diesen Fluss. Vermutlich überquert sie ihn hier, wo er schmaler ist. Moira hat gesagt, sie hätte sich darum gekümmert.«
»Ja, sie hat den heiligen Mann hierher bringen lassen, wie du vorgeschlagen hast, und er hat das Wasser geweiht.«
»Nichts gegen deinen heiligen Mann,
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