Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
sondern beleidigt haben, Glenna. Es prickelt bis in meine Zehen. Und weißt du, was ich gerne tun würde?«
»Ich glaube schon. Ich glaube, du würdest gerne noch einmal dort stehen.«
»Darauf kannst du wetten. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, und das ist die reine Wahrheit. Aber es wäre dumm und eitel, und es würde uns wahrscheinlich alle das Leben kosten. Nimm den Sieg an, Glenna, weil du ihn dir verdient hast. Und akzeptiere, dass du so wahrscheinlich nicht noch einmal vorgehen kannst.«
»Ich weiß.« Glenna trat an den Herd, weil das Wasser zu kochen begann. »Ich weiß, dass du Recht hast, aber es fällt mir schwer, es zu akzeptieren. In den letzten Wochen habe ich Magie erlebt, die stärker ist als alles, was ich mir
jemals erträumt habe. Es ist aufregend, aber es kostet auch Kraft. Mir ist klar, dass wir mehr Zeit und Vorbereitung brauchen, wenn wir so etwas noch einmal machen wollen.«
Sie goss das Wasser in die Teekanne. »Ich dachte, wir würden Moira verlieren«, sagte sie leise. »Ich habe gespürt, wie sie einfach so weggeglitten ist. Sie ist in magischer Hinsicht nicht so stark wie ich und ganz sicher nicht so stark wie Hoyt.« Sie drehte sich zu Blair um. »Wir haben sie losgelassen. Kurz bevor es explodierte, haben wir sie losgelassen. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert wäre, wenn wir sie weiter mitgenommen hätten.«
»Hättet ihr ohne sie so viele herausholen können?«
»Nein, nein, wir haben sie gebraucht.«
»Nimm den Sieg an. Es war ein guter Tag. Nur noch eine Frage. Woher wusstest du, wohin du sie schicken musstest? Ich meine nicht die Zauberei, sondern einfach nur die Logistik.«
»Oh, ich hatte eine Karte.« Glenna lächelte. »Ich hatte sowieso schon den schnellsten Weg ins Krankenhaus ausgearbeitet, für den Fall, dass einer von uns dorthin musste. Deshalb brauchte ich bloß der Karte zu folgen.«
»Eine Karte.« Blair lachte und trank einen Schluck. »Na, du bist mir vielleicht eine, Glenna. Wenn das Vampirluder dich in ihrer Mannschaft hätte, wären wir rettungslos verloren. Mann, was für ein Tag«, seufzte sie. »Und ich bin auf einem echten Drachen geritten.«
»Süß, nicht wahr, wie überrascht er war, als er erfuhr, dass es hier gar keine gibt.« Kichernd holte Glenna Tassen und Untertassen aus dem Schrank. »Wie sah er denn aus? Ich male sie manchmal.«
»So, wie du es erwarten würdest. Er war golden, mit einem langen, stacheligen Schwanz. Damit hat er noch
ein paar erledigt. Und der Körper ist irgendwie lang und geschmeidig. Goldene Augen. Gott, er war so schön. Und die Flügel groß, gezackt und durchsichtig. Goldene Schuppen, so groß wie meine Hand. Und schnell, Gott, so schnell, als ob man auf der Sonne reiten würde. Es war einfach …«
Sie brach ab, als sie sah, dass Glenna sich lächelnd an die Küchentheke lehnte. »Was ist?«
»Ich habe mich gerade gefragt, ob der Ausdruck in deinen Augen etwas mit dem Mann oder mit dem Drachen zu tun hat.«
»Wir reden von dem Drachen. Aber der Mann ist auch nicht übel.«
»Er ist hinreißend, mit dem Herz eines Löwen.«
Blair zog die Augenbrauen hoch. »Hey, hast du nicht kürzlich erst jemand anderen geheiratet?«
»Das hat mich ja noch lange nicht blind gemacht, oder? Ab und zu hat Larkin auch so einen Ausdruck in den Augen, wenn er dich ansieht.«
»Vielleicht, und vielleicht komme ich darauf ja auch noch mal zurück. Aber im Moment …« Blair rutschte vom Tisch. »Ich gehe jetzt nach oben und nehme eine schöne, heiße Dusche.«
»Blair? Manchmal hat auch ein Löwe ein verwundbares Herz.«
»Ich bin nicht darauf aus, Herzen zu brechen.«
»Ich dachte dabei auch eher an deins«, sagte Glenna, als sie allein war.
Blair hörte Stimmen aus der Bibliothek, als sie vorbeiging, und spähte rasch hinein. Zufrieden stellte sie fest, dass Larkin mit Moira redete. Dann lief sie eilig die Treppe hinauf. Sie sehnte sich danach, sich das Salz des Meeres, das Blut und den Tod abzuwaschen.
Oben an der Treppe blieb sie stehen, als sie Cian im dämmerigen Flur stehen sah. Sie hatte gemerkt, dass ihre Hand unwillkürlich zu dem Pflock in ihrem Gürtel geglitten war, und gab sich gar keine Mühe, es zu verbergen. So war es eben. Jäger und Vampir standen einander gegenüber. Das mussten sie beide akzeptieren und zusehen, wie sie damit umgingen.
»Ist es nicht noch ein bisschen zu früh für dich, um schon auf zu sein?«
»Mein Bruder hat keinen Respekt vor meinem Schlafzyklus.«
»Hoyt hatte
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