Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
ihre Augen blicken. Dann weiß ich es.«
»Kluger Junge. Du machst mich stolz.«
Es waren mehr Käfige, als er sich vorgestellt hatte, und es überfiel ihn ein solches Entsetzen bei ihrem Anblick, dass er Mühe hatte, seine Gestalt zu behalten. Am liebsten
hätte er sich auf der Stelle in einen Mann verwandelt, einer der Wachen ein Schwert entrissen und um sich zu schlagen begonnen.
Er würde ein paar von ihnen niedermachen, und vielleicht lohnte es sich allein dafür zu sterben. Aber er würde nie einen der Gefangenen befreien können.
Blair hatte ihn gewarnt, aber er hatte ihr nicht geglaubt.
Der Junge hatte die Hand seiner Mutter losgelassen und schlenderte jetzt, mit den Händen auf dem Rücken, an den Käfigen vorbei. Ein Kind, das sich die Auslagen beim Bäcker anschaut, dachte Larkin.
Davey blieb stehen und musterte mit geschürzten Lippen eine junge Frau, die in einer Käfigecke zusammengekauert hockte. Sie schien zu singen oder vielleicht betete sie auch, die Worte waren nicht zu verstehen. Aber Larkin konnte sehen, dass ihre Augen bereits tot waren.
»Die hier zu jagen würde überhaupt keinen Spaß machen.« Die Frau rührte sich nicht, als Davey die Hand durch das Gitter steckte, sondern blieb teilnahmslos sitzen. »Sie hat keine Angst mehr.«
»Manchmal werden sie wahnsinnig. Ihr Geist ist genauso schwach wie ihre Körper.«
Lilith wies auf einen anderen Käfig. »Was hältst du von der hier?«
Im Käfig saß ein Mann, der eine Frau wiegte, die entweder schlief oder bewusstlos war. Sie hatte Blut am Hals, und ihr Gesicht war bleich wie Wachs.
»Du Schlampe. Du Schlampe, was hast du mit ihr gemacht? Ich bringe dich um.«
»Na, der hat ja noch Leben in sich!« Breit grinsend warf Lilith ihre goldene Mähne zurück. »Was meinst du, Sü ßer?«
Davey überlegte einen Moment, dann schüttelte er den
Kopf. »Er wird nicht weglaufen. Er wird das Weibchen nicht allein lassen.«
»Ach, Davey, du bist ja so gescheit.« Sie hockte sich vor den Jungen und küsste ihn mit offensichtlichem Stolz auf beide Wangen. »So ein großer Junge und so klug.«
»Ich will die da.« Er zeigte auf eine Frau, die sich in die hinterste Ecke des Käfigs gedrückt hatte. Ihre Augen schossen ängstlich hin und her. »Sie hat Angst und glaubt, vielleicht entfliehen zu können, wenn sie nur schnell genug läuft. Und er.« Davey zeigte auf einen anderen Käfig. »Er ist böse, er will kämpfen. Sieh nur, wie er an den Gitterstäben rüttelt.«
»Ich finde, du hast eine hervorragende Wahl getroffen.« Sie schnipste mit den Fingern, und eine der Wachen, die alle leichte Rüstungen und Helme trugen, trat vor. »Hol diese beiden heraus und sag Bescheid, dass sie nicht angefasst werden dürfen, außer, um ihre Flucht zu verhindern. Sie gehören dem Prinzen.«
Davey hüpfte auf und ab und klatschte begeistert in die Hände. »Danke, Mama. Willst du mit mir spielen? Ich teile sie mit dir.«
»Das ist so lieb von dir, aber ich muss jetzt etwas erledigen. Und denk daran, dass du saubermachst, wenn du fertig gegessen hast.« Wieder wandte sie sich an eine der Wachen. »Sag Lady Lora, sie soll zu mir kommen, in die Höhle des Zauberers.«
»Die da zuerst.« Davey zeigte auf die Frau.
Sie schrie und wehrte sich, als die Wache sie aus dem Käfig zerrte und diejenigen zurückdrängte, die sie wieder hineinzuziehen versuchten.
In Larkin tobte ein Kampf. Er wollte unbedingt etwas tun. Irgendetwas.
Davey beugte sich herunter und schnüffelte an der zitternden
Frau, um ihren Geruch aufzunehmen. »Du gehörst jetzt mir, und ich darf so lange mit dir spielen, wie ich will. Das stimmt doch, Mama, oder?«
»Ja, das stimmt, mein Liebling.«
»Lass sie los«, befahl Davey der Wache. Seine Augen blitzten rot auf, als er die Frau ansah. »Lauf, lauf, lauf. Wir spielen Verstecken!«, schrie er, als sie hinaustaumelte.
Er sprang an die Wand und klammerte sich grinsend dort fest. Dann war er in der Dunkelheit verschwunden.
»Es ist so schön zu sehen, wenn er seinen Spaß hat. Lass den anderen in einer Viertelstunde frei. Ich bin in der Zwischenzeit beim Zauberer.«
Er könnte ja zurückkommen, sagte sich Larkin. Wenn er seine Aufgabe hier erst einmal erledigt hätte, könnte er wieder hierher zurückkehren, einen Tumult verursachen und die Käfige aufsperren. Damit gab er den Gefangenen zumindest die Chance, zu entkommen und zu überleben.
Aber zunächst einmal verdrängte er das Schreien und Stöhnen und folgte Lilith.
Das
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