Blaubeertage (German Edition)
überrascht, als seine Lippen auf meinen landen. Sie fühlen sich überraschend weich an. »Oh, äh … wow«, sage ich und löse mich von ihm.
Er weicht keinen Schritt zurück und unsere Blicke treffen sich.
»Danke, dass du heute Abend gekommen bist.« Seine rauchige Stimme lässt mein Herz auflodern und schon wieder fasse ich es nicht, was für eine Reaktion er in mir auslöst.
»Okay, bis bald.«
Skye grinst mich an, als sei das die Sensation des Jahres.
Ich will nur noch weg.
8.
D er Laden öffnet erst um neun, aber meine Augen klappen am Samstagmorgen ganz automatisch um sechs Uhr auf. Ich versuche, wieder einzuschlafen, doch mein Körper macht mir einen Strich durch die Rechnung. Also starre ich eine Weile an die Decke und denke über den gestrigen Abend nach. Was war passiert? Hat Mason mich wirklich küssen wollen? Habe ich mich tatsächlich zu ihm gedreht, als er mich umarmt hat? Mein Hirn hat das Bedürfnis, den Abend auseinanderzunehmen und so wieder zusammenzusetzen, dass es einen Sinn ergibt.
Es bietet mir zwei logische Schlussfolgerungen an: a) es war ein Versehen und er ist zu nett, um mir das ins Gesicht zu sagen, oder: b) er ist einfach nur nett und küsst alle. Jetzt, mit den zwei Erklärungen, die nachvollziehbar scheinen, fühle ich mich besser. Ich hoffe bloß, dass wir uns eine Weile nicht über den Weg laufen.
Nachdem ich eine Stunde erfolglos versucht habe, wieder einzuschlafen, wälze ich mich aus dem Bett und dusche, bevor meine Mom das Badezimmer in Beschlag nimmt. Ich ziehe eine Jeans an und ein T-Shirt und lasse meine Füße in ein paar flauschige schwarze Hausschuhe gleiten. Mit nassen Haaren hole ich mir die Liste mit Bestellungen von unten, die darauf warten, in den Computer eingegeben zu werden.
Ich muss sie mit der Liste vergleichen, die meine Mom erstellt hat. Bis der Laden öffnet, bleibt uns noch eine ganze Stunde, ich habe also jede Menge Zeit, um mich nachher in Ruhe fertig zu machen. Deshalb stopfe ich die Liste in die Hosentasche und will wieder hoch zum Computer. Noch bevor ich die unterste Stufe erreicht habe, höre ich, dass es an der Ladentür klopft.
Kurz darauf klingelt das Telefon im Laden.
Mason hat doch nicht die Telefonnummer des Ladens, oder? Hat Skye sie ihm vielleicht gegeben? Ich hebe ab, bevor meine Mom die Gelegenheit hat, oben ans Telefon zu gehen. »Guten Tag, Puppen und mehr.«
»Letzte Woche hat mich jemand gewarnt, bloß nicht die Blaubeermuffins bei Eddie’s Bakery zu kaufen, aber ich wollte ja nicht hören und hab es trotzdem getan. Und nun habe ich zu den seltsamsten Tageszeiten Heißhunger darauf.«
Ich bin so erleichtert darüber, wer am Apparat ist, dass mir so etwas zwischen einem Lachen und Seufzen entschlüpft, aber ich räuspere mich schnell. »Die mischen etwas drunter, das süchtig macht.«
»Jetzt glaube ich dir.«
Ich lächele.
»Also, lässt du mich rein? Hier draußen ist es ziemlich kalt. Ich geb dir auch was ab.«
Mein Blick schießt zur Tür.
»Ich glaube, auf einem dieser Muffins könnte sogar dein Name stehen … Oh, sorry, doch nicht, das ist meiner.«
»Ich …«
»Du willst doch nicht etwa, dass ich vor Kälte hier draußen sterbe, oder?«, sagt er.
»Ich glaube kaum, dass es hier kalt genug dafür wird.« Ich gehe in Hausschuhen zur Tür, um sie aufzuschließen und Xander hereinzulassen.
»Hi.« Seine Stimme hallt im Telefon wider, das ich immer noch am Ohr halte. Ich drücke auf Beenden.
Es ist so lange her, dass ich fast schon vergessen hatte, wie gut aussehend … und reich er ist. Und das ist ein Teil von ihm, der Reichtum haftet an ihm genau wie der Schwall kalter Luft, die er mit hereinbringt. Ich schließe die Tür wieder ab, drehe mich um und stehe ihm gegenüber. Er hält eine braune Papiertüte von Eddie’s in der Hand, dazu zwei Styroporbecher mit Deckel. »Heiße Schokolade.« Er hebt den Becher in seiner rechten. »Oder Kaffee.« Er hebt den in seiner linken. »Ich hab nur einen winzigen Schluck aus beiden probiert, mir ist egal, welchen du nimmst.«
Wie nett. Vielleicht ist Reichsein ja eine ansteckende Krankheit. Ich zeige auf seine rechte Hand. »Heiße Schokolade.«
»Ich dachte mir schon, dass du zu den Mädchen gehörst, die auf heiße Schokolade stehen.«
Ich nehme ihm die heiße Schokolade ab und gebe mir dabei Mühe, das Zittern in meinen Händen zu ignorieren. Er soll bloß nicht mitbekommen, dass mich sein plötzliches Auftauchen völlig aus der Fassung bringt.
Ich mustere ihn
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