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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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von oben bis unten. Es ärgert mich, dass Xander so früh am Morgen schon so … wach zu sein scheint. Wenn ich ihn mitten in der Nacht mit verwuschelten Haaren und verschlafenen Augen antreffen würde, sähe er dann immer noch so perfekt aus?
    »Dein starrer Blick kann einen ganz schön verunsichern.«
    »Ich habe keinen starren Blick. Ich betrachte dich.«
    »Wo liegt da der Unterschied?«
    »Der Zweck einer Betrachtung ist, Daten zu sammeln, eine Theorie aufzustellen oder zu einer Schlussfolgerung zu kommen.«
    Er neigt seinen Kopf. »Und was für eine Theorie soll das sein?«
    Dass du nicht gerade gewöhnlich bist . Ein fetter schwarzer Ring an seinem kleinen Finger stößt gegen einen Schaukelstuhl, als er sich umdreht, um sich im dunklen Laden umzusehen. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. Vielleicht sogar alles andere als gewöhnlich .
    »Dass du ein Frühaufsteher bist.«
    Er breitet seine Arme aus, als fühlte er sich ertappt. »Ich bin auch zu einer Feststellung gekommen.«
    »Und die wäre?«
    »Deine Haare sind extrem nass.«
    Oh. Das stimmt. »Na ja, du hast mich ja auch nicht vorgewarnt. Ich wache nicht perfekt gestylt auf.« Wie einige andere unter uns.
    So etwas wie eine Erkenntnis huscht über sein Gesicht und ich warte darauf, dass er sie ausspricht. Er schaut über die Schulter nach hinten. »Du wohnst hier?«
    »Ja, unsere Wohnung ist oben.« Jetzt bin ich verwirrt. »Aber wenn du gar nicht wusstest, dass ich hier wohne, wieso hast du dann vor Ladenöffnung an die Tür geklopft?«
    »Weil ich davon ausgegangen bin, dass du schon früher hier bist, um alles vorzubereiten.«
    »Ein gewisses Maß an Beobachtungsgabe kann manchmal ganz nützlich sein.«
    Er lacht.
    »Du hast ja keine Ahnung, wie viele Albträume einem dieser Porzellanpuppenladen bescheren kann. Über all die Jahre bin ich schon von diversen engelsgleich lächelnden Puppen gekillt worden.«
    »Das ist echt … krank.«
    Jetzt lache ich. »Was machst du eigentlich hier?«
    »Ich hab Frühstück bei Eddie’s geholt. Sieht man das nicht? Und da du mich überhaupt mit dieser Sucht angesteckt hast, dachte ich, geteiltes Leid ist halbes Leid.«
    »Du magst die Puppen, gib’s zu! Sie fehlen dir, wenn du nicht hier bist.«
    Er schenkt mir eins seiner seltenen Lächeln. »Ja, ich vermisse den Laden furchtbar, wenn ich weg bin.«
    Ich lege das Telefon auf die Ladentheke, umfasse mit beiden Händen den warmen Becher und gehe vor in den Lagerraum. Er folgt mir. Ich setze mich auf das alte Sofa und lege meine Füße auf den Couchtisch.
    Er stellt die Eddie’s-Tüte und seinen Kaffee neben meinen Füßen ab, zieht seine Jacke aus und setzt sich neben mich. »Also, Caymen …«
    »Also, Xander …«
    »Wie die Inselgruppe.«
    »Was?«
    »Dein Name. Caymen. Wie die Cayman Islands. Ist das der Lieblingsurlaubsort deiner Mom oder so?«
    »Nein, dieser Ort kommt an dritter Stelle. Ich habe einen großen Bruder namens Paris und eine große Schwester, die Sydney heißt.«
    »Wow.« Er macht die Tüte auf, nimmt einen Muffin mit glänzendem Zuckerguss heraus und reicht ihn mir. »Echt jetzt?«
    Vorsichtig ziehe ich die Papierhülle ab. »Nein.«
    »Moment. Was nun? Hast du keine älteren Geschwister oder heißen sie anders?«
    »Ich bin Einzelkind.« Hauptsächlich, weil ich ein uneheliches Kind bin und keinen Kontakt zu meinem Vater habe. Würde dieser Kommentar ihn vergraulen? Wahrscheinlich. Warum habe ich es dann nicht laut ausgesprochen?
    »Ich notiere: Caymens Sarkasmus ist nicht schlecht.«
    »Falls das Notizen für einen offiziellen Bericht sein sollen, möchte ich die Worte ›nicht schlecht‹ durch ›brillant‹ ersetzt haben.«
    Ein Lächeln lässt seine Augen aufleuchten. Es erreicht nicht ganz seine Lippen, aber offenbar findet er mich wirklich lustig. Meine Mutter hat mich immer gewarnt, dass ich Jungs mit meinem Sarkasmus abschrecken würde.
    »Du bist dran«, sagt er.
    »Womit?«
    »Stell mir eine Frage.«
    »Okay … äh … Zwingst du Mädchen öfter, dich bei sich zu Hause einzuladen?«
    »Niemals. Normalerweise laden sie mich von selber ein.«
    »Und wie sie das tun.«
    Er lehnt sich zurück und beißt in seinen Muffin. »Okay, Mrs Beobachtungsgabe, was ist Ihr erster Eindruck von mir gewesen?«
    »Als du in den Laden kamst?«
    »Ja.«
    Das ist einfach. »Arrogant.«
    »Echt jetzt? Wieso denn das?«
    Überrascht ihn das? »Ich dachte, ich bin mit der Frage dran.«
    »Was?«
    »Sind das nicht die Spielregeln? Jeder darf abwechselnd

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