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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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Geschäft zu führen … Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Mom dich als ihre künftige Nachfolgerin betrachtet.«
    Ich habe mich mit dieser Tatsache schon vor langer Zeit abgefunden, aber wenn es jemand anderes ausspricht, fühlt es sich anders an. »Ich werde nicht für immer den Puppenladen führen.«
    »Dann solltest du das vielleicht auch mal klar sagen. Und zwar sofort.«
    »So einfach ist das nicht.« Ich kann ihr nicht einfach den Rücken kehren und etwas anderes machen. Sie ist auf mich angewiesen.
    »Das verstehe ich.«
    Jetzt bin ich an der Reihe zu lachen. Überhaupt nichts versteht er. Wenn er dem »Familienunternehmen«, was immer sich dahinter verbergen mag, den Rücken kehrt, wird es das überleben, davon gehe ich jedenfalls aus, wenn ich ihn so ansehe. Die Familie wird weiterhin ihre Rechnungen bezahlen können und er hat eine Zukunft mit unendlichen Möglichkeiten vor sich.
    »Was willst du denn stattdessen machen?«, fragt er.
    »Keine Ahnung. Ich interessiere mich für Naturwissenschaften, aber was, bitte schön, soll ich damit machen?« Nur wenn ich in dem Wissen aufgewachsen wäre, dass ich eine Wahl hätte, würde ich diese Frage wohl beantworten können. »Und warum du?«
    »Warum ich?«
    »Ja, warum wird von dir erwartet, das Geschäft zu übernehmen? Warum nicht deine Brüder?«
    »Weil ich bis jetzt einfach nichts gemacht habe. Nicht gezeigt habe, in was ich gut sein könnte. Deshalb hat das mein Dad für mich übernommen. Er behauptet, ich sei in vielen Gebieten begabt. Folglich müsste ich das Aushängeschild für die Firma sein. Und schwups haben sie mich hinaus in die Welt geschickt.«
    »Was für ein Familienunternehmen habt ihr denn?«
    Er legt seinen Kopf schief, als ob er noch nicht sicher wäre, ob die Frage ernst gemeint ist. »The Road’s End Hotel.«
    Ich versuche, aus dieser Antwort schlau zu werden. »Ihr habt ein Hotel?«
    »So in der Art.«
    »Was meinst du mit ›so in der Art‹? Entweder es gehört euch oder es gehört euch nicht.«
    »Es gibt fünfhundert davon.«
    »Okay.«
    »Alle zusammengenommen.«
    »Oh.« Langsam dämmert es mir. »Euch gehören alle …« Ach, du Scheiße. Dieser Typ ist nicht nur reich, er ist REICH. Mein ganzer Körper wird steif.
    »Ja. Und ich werde darauf vorbereitet, die Kette eines Tages zu übernehmen. Genau wie du.«
    Genau wie ich. »Wir sind praktisch Zwillinge.« Mittlerweile stehen wir vor meiner Schule. Ist das etwa der Grund, warum er angefangen hat, Zeit mit mir zu verbringen? Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er sich gewaltig irrt, wenn er sich einbildet, wir wären durch eine »ähnliche Situation« miteinander verbunden. Ich kann mich aber nicht dazu überwinden. Will ich damit ihn oder mich schonen?
    »Bis dann …« Diesmal gehe ich zuerst und drehe mich nicht um.

11.
    Z um ersten Mal, seit ich denken kann, sind zwei Kunden gleichzeitig im Laden. Und damit sind Kunden gemeint, die nicht zusammen gekommen sind und die beide bedient werden müssen.
    Ich kann nicht gut mit Kindern umgehen – wahrscheinlich der wahre Grund, warum ich bei den Kindergeburtstagen verbannt werde, am Tresen die Augen auszumalen. Also geht meine Mom, ohne zu zögern, auf die Mutter mit dem kleinen Mädchen zu, während ich die Dame mittleren Alters übernehme. »Hallo. Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie etwas Bestimmtes?«
    »Ja. Ich war vor ein paar Monaten hier – möglicherweise auch vor einem halben Jahr, da bin ich mir grad nicht mehr so sicher – und da war diese Puppe.«
    Als sie nicht fortfährt, sage ich: »Da werde ich mal nachforschen müssen. Wir haben es nicht gerne, wenn Puppen ungebeten in den Laden kommen.«
    Sie gibt ein halbherziges Lachen von sich. Oder eher ein nervöses Glucksen. »Ich weiß, ich sollte mich wohl genauer ausdrücken.« Sie geht an der hinteren Wand entlang und schaut sich eingehend jede Puppe an.
    Ich folge ihr. »Wenn Sie die Puppe beschreiben können, kann ich mit einer Aufstellung der Tatverdächtigen beginnen.«
    »Dunkle Locken, ein Grübchen auf der linken Wange.«
    Die Frau beschreibt sich selbst. Viele vergucken sich in Puppen, die aussehen wie sie. Ich betrachte die Frau also ein bisschen genauer und versuche, mir gleichzeitig alle unsere Puppen ins Gedächtnis zu rufen. »Tina«, sage ich schließlich. »War es eine sitzende Puppe?«
    »Ja.« Die Frau strahlt übers ganze Gesicht. »Ja, ich glaube, ihr Name war Tina.«
    »Sie sollte hier irgendwo sein. Ich sehe mal nach.« Ich begebe mich in

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