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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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und seiner Hakennase sieht er genauso aus wie jemand, der mitten auf einem Friedhof wohnt. Ich frage mich immer, ob er einen Friedhof besitzt, weil er so aussieht, oder ob er so aussieht, weil er einen Friedhof besitzt.
    »Hey Caymen.« Er hält zwei Spaten in der Hand. »Bist du dir sicher, dass ihr das durchziehen wollt?«
    »Klar doch.« Ich greife nach den Spaten.
    »Okay, ich hab schon einmal angefangen, damit ihr wisst, wie groß es werden soll. Es ist hinter dieser Eiche da unten.« Er zieht ein Walkie-Talkie aus seiner Hosentasche und reicht es mir. »Sag Bescheid, falls du irgendwelche Fragen hast.«
    Ich reiche Xander einen Spaten. »Okay.«
    »Totengräber?«, fragt er, als wir auf die Eiche zugehen. »Wirklich? Du glaubst, das kommt ernsthaft infrage?«
    »Es geht ja nicht nur darum, Gräber auszuschaufeln, Xander. Es geht um diesen Ort. Ein ruhiges Leben zu führen, umgeben vom Frieden des Todes.«
    »Du bist morbide.«
    Erde klebt in seinen Haaren und seine Wange ist mit Dreck verschmiert. Aber selbst das hier kann sein Selbstvertrauen und seine Lässigkeit nicht wirklich erschüttern. »Wir schaufeln hier nicht gerade unser eigenes Grab, oder?«
    »Du hast es erfasst.«
    »Du hast nicht geglaubt, dass ich das hier durchziehen würde, oder?«
    Nicht in einer Million Jahre. »Ich hatte meine Zweifel.«
    »Ich wünschte, ich hätte Handschuhe mitgebracht.« Er öffnet eine seiner Hände und ich erhasche einen flüchtigen Blick auf eine blutige Blase in seiner Handfläche.
    Ich schnappe nach Luft. »Xander!«
    »Was?«
    Ich greife nach seiner Hand, schaue sie mir näher an und berühre dabei vorsichtig die verletzte Haut. »Es war nie die Rede davon, dass du dir die Hände dabei kaputt machen sollst.« Ich hatte beim Schaufeln die Ärmel meines Sweat-shirts über meine Hände gezogen. Sein Sweatshirt hingegen ist ein bisschen zu klein geraten.
    »Ist nicht so schlimm.«
    Ich hole das Walkie-Talkie aus meiner Jeans. »Mr. Lockwood, ich glaube, wir sind fertig.«
    »Das Loch hier ist nicht annähernd tief genug«, sagt Xander.
    »Ich weiß. Ich meine damit bloß, dass wir fertig sind.«
    Das Walkie-Talkie gibt ein Rauschen von sich, als würde es gleich explodieren, und dann sagt Mr. Lockwood: »Kann ich jetzt den Trecker rüberschicken?«
    »Ja.«
    »Moment«, sagt Xander. »Ein Traktor erledigt den Rest?«
    »Klar, Gräber werden schon seit Jahren nicht mehr von Hand ausgehoben. Ich hatte bloß gedacht, dass es Spaß machen würde.«
    »Ich bring dich um.«
    »Hier wäre der perfekte Ort dafür.«
    Er geht auf mich zu, reißt mich herum, fängt mich aber auf und lässt mich vorsichtig zu Boden gleiten. Ich lache und will mich befreien, doch er presst mit einer Hand meine Handgelenke auf den Boden und hält meine Beine mit seinen fest. Mit der anderen Hand greift er eine Handvoll Erde und pfeffert sie mir in die Haare.
    Ich lache und kämpfe, aber dann merke ich, dass er sich nicht mehr rührt. Plötzlich wird mir jede Stelle, an der sein Körper meinen berührt, ungeheuer bewusst. Unsere Blicke treffen sich und sein Griff um meine Handgelenke wird locker. Panik erfasst mich und ich greife eine Handvoll Erde und werfe sie ihm gegen die Wange. Er stöhnt, rollt sich von mir weg auf die Seite und stützt sich auf seinem Ellenbogen auf.
    Für einen Moment liege ich einfach nur auf der weichen Erde. Sie fühlt sich kühl in meinem Nacken an. Habe ich verhindert, dass etwas passiert, oder habe ich mir das alles nur eingebildet?
    Xander stößt einen langen Seufzer aus. »Das war genau das, was ich gebraucht habe nach der Woche mit meinem Dad.«
    »Ist er sehr streng mit dir?«
    »Er ist mit jedem streng.«
    »Das tut mir leid.«
    »Braucht es nicht. Ich weiß, wie man mit ihm umgehen muss.«
    Ich habe gesehen, wie Xander mit ihm umgeht . Er macht dicht, wird eiskalt, verschließt sich. Aber wenn er damit Erfolg hat – ich werde mich ganz sicher nicht deswegen mit ihm anlegen. Wie ich mit meiner Mom umgehe, ist schließlich auch nicht gerade normal.
    Mein Rücken schmerzt und es tut richtig gut, auf dem Boden zu liegen. Ich schließe die Augen. Es ist friedlich hier zwischen den Wänden aus Erde, die Stille scheint sich an mich zu schmiegen. Vielleicht gelingt es mir ja an diesem Ort, den ganzen Stress zu vergessen. Vergessen, dass ich eine Siebzehnjährige bin, die das Leben einer Vierzigjährigen führt. Allein der Gedanke daran, gibt mir das Gefühl, als hätte mir plötzlich jemand zwei Tonnen Erde auf meine

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