Blaubeertage (German Edition)
Tage ausleihen?«
»Na klar. Wozu?«
»Ich habe einen Porzellanpuppen-Fetisch. Dachte mir, ich könnte mal ein paar richtig gute Fotos von ihnen machen.«
Er schüttelt den Kopf. »Und noch einmal von vorne: Na klar. Wozu?«
»Irgendwie gefällt mir die Idee mit der Website. Vielleicht ist es an der Zeit, dass unser Laden auch eine hat.« Möglicherweise könnte uns das sogar vor dem finanziellen Ruin bewahren.
»Hmm. Das klingt aber nicht gerade wie die beste Methode, deiner Mom klarzumachen, dass du kein Interesse am Laden hast.«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich richte sie nur ein. Meine Mom kann sie dann verwalten. Führe sie sozusagen nur in die moderne Welt ein.« Vielleicht könnte eine Website irgendwann auch mal mich ersetzen. Die Kunden könnten eigenhändig bestellen, wir könnten mehr Geld verdienen … und dann könnte meine Mom es sich leisten, eine Halbtagskraft einzustellen. Ich versuche, mir nicht allzu große Hoffnungen zu machen, das alles kann noch Monate dauern, aber mir gefällt die Idee.
Er antwortet nicht, nimmt mir aber die Kamera aus der Hand und deutet mit seinem Kopf auf die Tür, hinter der sich sein Vater befindet. Was für einen schlechten Eindruck wird das nur machen, wenn wir rauskommen und Xander vollständig umgezogen ist?
Er muss mein Zögern mitbekommen haben, denn er sagt: »Mir ist es egal, was er denkt, Caymen.«
Na klar ist es ihm egal, was er denkt. Wahrscheinlich möchte er sogar, dass sein Dad denkt, dass irgendetwas zwischen uns läuft.
»Wie auch immer.« Ich öffne die Tür und bemühe mich, so natürlich wie möglich aus dem Schlafzimmer zu gehen. Mein Gesicht allerdings hat von meinem Plan offenbar nichts mitbekommen, denn es läuft rot an. Xanders Dad schaut sich immer noch die Aufnahmen auf dem Bildschirm in der Ecke an.
Ich drehe mich zu Xander um. Und was jetzt? Er hält die Kamera hoch und drückt ab. Ich hebe die Hand. »Bitte nicht.«
»Na los, jetzt bist du mal auf der anderen Seite der Kamera. Mal sehen, ob Modeln etwas ist, was dir Spaß machen könnte.«
»Nicht im Traum!«
»Mit den Augen?« Er schießt noch ein Foto. »Definitiv doch.«
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber er flirtet ziemlich auffällig. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter. »Diese Augen sind kurz davor, ›Redrum‹ zu begehen.«
Er lacht lauter, als ich ihn je lachen gehört habe, und bestätigt damit meinen Verdacht, dass er diese Show nur für seinen Dad abzieht. »Nicht so verkrampft, Caymen«, zitiert er mich.
Ich verschränke die Arme vor der Brust und starre ihn wütend an. Lachend schießt er noch eine Aufnahme, packt dann die Kamera in eine Tasche und reicht sie mir. »Tob dich mit deinen Puppen aus.«
»Danke.«
Xanders Blick flackert, er schaut auf einen Punkt irgendwo über meiner Schulter. Ich bin verblüfft, als ich mich umdrehe und seinen Dad hinter mir stehen sehe. »Ich dachte, Sie gehörten mit zum Team hier. Mir war gar nicht klar, dass Sie mit meinem Sohn befreundet sind.« Er streckt seine Hand aus. »Blaine Spence.«
Ich nehme seine Hand. »Caymen Meyers«, stammele ich mühsam. Ich stehe noch immer unter Schock, dass er sich überhaupt vorgestellt hat. Will er die Kamera wiederhaben?
»Nett, dich kennenzulernen«, sagt er und wirkt dabei sehr offen. Was soll das hier? Umgekehrte Psychologie? Dann dreht er sich wieder zu Xander um. »Alexander, eine ganze Menge dieser Fotos sind richtig gut geworden.«
Xanders Gesichtsausdruck verhärtet sich augenblicklich. »Gut. Dann bin ich also fertig.«
»Ich möchte, dass du mit dem Designer zusammen an einem Layout für die Homepage und einer Broschüre arbeitest.«
»Dazu hab ich nicht gerade viel Zeit, mit dem ganzen Schulkram und so, aber in ein paar Wochen lässt sich das vielleicht einrichten.« Er legt mir die Hand in den Rücken, als wollte er versuchen, mich schnell aus dem Raum zu schieben. Ich zucke zusammen, lasse mich dann aber von ihm in Richtung Tür lotsen.
»War schön, Sie kennenzulernen«, rufe ich über die Schulter.
»Alexander.«
Er bleibt stehen. »Jup?«
»Ja.« Mr Spence betont das Wort und Xanders Kiefermuskeln spannen sich an.
»Ja?« Xander legt noch mehr Betonung in seine Stimme.
»Die Benefizgala deiner Mutter findet in vier Wochen statt. Wir erwarten, dass du dort erscheinst. Und die Prospekte wirst du bis dahin fertig haben.«
Wir treten in den Flur und Xander sagt: »Ich hoffe, du machst dir Notizen. Ich bin viel besser als du, meine Familie vor
Weitere Kostenlose Bücher