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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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zu verbringen. Er stellte sich vor, wie seine Kinder, ganz hektisch vor Aufregung, einen Mince Pie für Santa vor die Tür stellten. Ohne ihn.
    »Hat sie etwas gesagt?«
    »Nein. Zumindest nichts über Kathy.«
    Frieda betrat den Verhörraum. Eine junge Polizistin saß in einer Ecke und rieb sich verstohlen die Augen. Terry lümmelte auf ihrem Stuhl am Tisch. Unter ihrem wasserstoffblonden Haar wirkte ihr Gesicht fleckig und müde. Bei Friedas Anblick verzog sie keine Miene.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Er ist tot. Daran sind nur Sie und die Bullen schuld. Außerdem haben Sie den Jungen doch schon. Was wollen Sie noch? Ich musste die Leiche identifizieren. Reicht Ihnen das nicht? Lassen Sie mich doch einfach in Ruhe!«
    »Ich bin nicht hier, um über Dean zu sprechen.«

    »Ich habe es dem da schon gesagt.« Sie machte eine Kopfbewegung zu Karlsson hinüber, der mit verschränkten Armen neben der Tür stand. »Von mir erfahren Sie nichts mehr. Ich habe nichts getan, genau, wie es in dem Brief steht.«
    »Bestimmt sind Sie froh, dass Matthew am Leben ist.« Frieda betrachtete Terrys ungepflegte Nägel, ihre schlaffe weiße Haut.
    Terry zuckte mit den Achseln.
    »Es muss schwer für Sie gewesen sein zu wissen, dass er in dem Grab gefangen war und Sie ihm nicht helfen konnten.«
    Terry gähnte demonstrativ. Dabei riss sie den Mund so weit auf, dass Frieda die Nikotinflecken an ihren Zähnen sehen konnte. Hinter ihrem Rücken hörte sie Karlsson ungeduldig mit den Füßen scharren.
    »Ist es für Sie nicht ein tröstlicher Gedanke, dass Sie ihn gewissermaßen gerettet haben, indem Sie auf den Friedhof zurückgekehrt sind?«
    »Lassen Sie es gut sein, Frieda.« Karlsson trat neben sie. Sie merkte, dass er sich zwingen musste, leise zu sprechen. »Das haben wir doch alles schon durchgekaut. Wenn sie uns im Hinblick auf Kathy nicht weiterhelfen kann, was soll das dann noch bringen?«
    Frieda ignorierte ihn. Sie beugte sich über den Tisch und starrte in Terrys braune, glanzlose Augen. »Ein kleines Kind, seinem Zuhause entrissen und weggesperrt. Aus Matthew wäre Simon geworden. Er hätte seine erste Mutter ebenso vergessen wie seinen ersten Vater und all die Tage, die er erlebt hatte, ehe er aus dem einen Leben gerissen und in ein anderes verpflanzt wurde. So ein armer Wurm. Ein armes Kind. Was wird nach einer solchen Verpflanzung aus einem Menschen? Wie kommt man mit sich selbst zurecht, wenn man es dabei mit einem derart verlorenen und veränderten Selbst zu tun hat? Vielleicht fühlt sich das ein bisschen so an, als wäre man für den Rest seiner Tage lebendig begraben. Haben Sie mir wirklich nichts zu sagen, Terry? Dean ist tot. Er kann Ihnen nichts mehr tun,
und Sie können auch nichts mehr für ihn tun. Sie müssen sich jetzt um sich selbst kümmern, um jenes Selbst, das Sie damals begraben mussten. Nein? Sie haben nichts dazu zu sagen? Na schön.«
    Frieda stand auf. Sie sah ein paar Augenblicke auf Terry hinunter. »Ich wollte Sie nur darauf vorbereiten. Draußen wartet Ihre Schwester.«
    Einen Augenblick herrschte in dem kleinen Raum eine spannungsgeladene Stille. Frieda spürte, dass alle Augen auf sie gerichtet waren.
    »Was, zum Teufel …?«, stieß Karlsson hervor.
    »Terry?« Friedas Stimme klang sanft.
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Ich rufe sie herein, ja?«
    Frieda ließ Terry nicht aus den Augen, doch Terry verzog nach wie vor keine Miene. Sie starrte Frieda nur teilnahmslos an. Frieda öffnete die Tür und eilte durch den menschenleeren Gang zum Wartezimmer. »Sie können jetzt kommen, Rose.«
     
    »Das ist hier keine gottverdammte West-End-Show! Sie führen hier nicht Regie!«, schrie Karlsson sie an.
    Er tigerte in seinem Büro auf und ab und machte seinem Ärger lautstark Luft. Sein Gesicht war vor Wut ganz weiß.
    »Was fällt Ihnen ein, das einfach so zu verkünden wie ein Zauberer, der plötzlich ein Kaninchen aus dem Hut zieht?«
    »Ich wollte nicht, dass sie es von der Polizei erfährt. Ich wollte es ihr schonend beibringen.«
    »Das ist Ihnen ja wunderbar gelungen!«
    »Warum sind Sie so wütend?«
    »Lieber Himmel, wo soll ich da nur anfangen?« Karlsson brach sein Gerenne durch den Raum abrupt ab, ließ sich auf einen Stuhl fallen und rieb sich heftig das Gesicht. »Wie sind Sie darauf gekommen?«
    »Das weiß ich selbst nicht so genau«, antwortete Frieda.
»Ich musste bloß die ganze Zeit daran denken, dass sie einfach nach Hause gegangen ist und ihr dieses Zuhause wohl sehr viel

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