Blauer Montag
erste Platte an Ort und Stelle. Dann hörte Frieda von dort, wo sie nicht mehr hinsah, lautes Gehämmer. »Wie wird es hier aussehen, wenn Sie fertig sind?«, fragte sie, während sie neben den bereits stehenden Teil der Trennwand trat und in den kleinen Bereich des Raums blickte, der schon halb abgeteilt war.
Josef schlug gegen die Platte, um ihre Stabilität zu prüfen. Er wirkte zufrieden. »Erst wird das Loch gefüllt«, erklärte er, »dann kann die Trennwand wieder weg. Auf die ausgebesserte Decke kommt eine Schicht Tapete, die ich anschließend noch streiche. Für das Tapezieren und Malern brauche ich nur einen Nachmittag. Wenn Sie wollen, streiche ich auch den Rest des Raums. Am selben Nachmittag.« Er blickte sich um. »In einer richtigen Farbe.«
»Das ist die richtige Farbe.«
»Ihre Entscheidung. Meinetwegen auch in einer langweiligen Farbe. Die Leute oben bezahlen. Ich mogle es ihnen auf die Rechnung.«
»Ich weiß nicht, ob das richtig ist«, meinte Frieda.
Josef zuckte mit den Achseln. »Die lassen mich an einem gefährlichen Ort arbeiten, wo man durch den Boden fällt. Dafür können sie ruhig ein bisschen was bezahlen.«
»So ganz überzeugt mich diese Argumentation nicht«, entgegnete Frieda.
»Ich hole jetzt die zweite Platte, dann haben Sie Ihren Raum zurück. Nur ein bisschen kleiner. Vorübergehend.«
»In Ordnung.«
Frieda warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Bald würde sie in diesem verkleinerten Zimmer sitzen, und Alan würde ihr erzählen, was für grimmige Sachen er träumte und wie traurig er sich fühlte, wenn er wach war.
11
A lso ehrlich, Alan, ich verstehe nicht, wieso du plötzlich so ein Geheimniskrämer bist.«
Sie hatten zu Abend gegessen, und danach hatte Carrie eine Weile mit der Fernbedienung durch die Programme gezappt. Nun aber schaltete sie den Fernseher aus und wandte sich mit verschränkten Armen ihrem Mann zu. Da sie den ganzen Abend über gereizt und empfindlich gewesen war, hatte Alan schon mit so etwas gerechnet.
»Ich bin kein Geheimniskrämer.«
»Du erzählst mir überhaupt nicht, was bei diesen Sitzungen vor sich geht. Immerhin war ich diejenige, die dich ermutigt hat hinzugehen, und jetzt schließt du mich aus.«
»So ist das nicht.« Alan versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie Frieda es ein paar Stunden zuvor formuliert hatte. »Das Zimmer, in dem die Sitzungen stattfinden, ist ein besonderer Ort«, erklärte er, »wo ich alles sagen kann.«
»Kannst du das hier denn nicht?«
»Es ist nicht dasselbe. Du bist meine Frau.«
»Du kannst also einer Fremden Sachen sagen, die du deiner eigenen Frau nicht sagen kannst?«
»Ja«, antwortete Alan.
»Was denn für Sachen? Oh, entschuldige, ich vergaß. Das kannst du mir ja nicht verraten, weil es ein großes Geheimnis ist.« Sie hatte keine Übung darin, sarkastische Bemerkungen zu machen. Ihre Wangen waren gerötet.
»Es ist nichts Schlimmes. Kein Geheimnis, wie du es dir vielleicht vorstellst. Ich erzähle ihr nicht, dass ich eine Affäre habe oder so etwas in der Art – falls es das ist, was du denkst.«
»Ach, mach doch, was du willst!« Carries Stimme klang gepresst und hoch. Achselzuckend schaltete sie den Fernseher wieder ein.
»Sei doch nicht so.«
»Wie denn?«
»So beleidigt. Als hätte ich absichtlich etwas getan, um dich zu verletzen.«
»Ich bin nicht beleidigt«, widersprach sie, immer noch in gereiztem Ton.
Er nahm ihr die Fernbedienung aus der Hand und schaltete den Fernseher wieder aus. »Wenn du es unbedingt wissen musst: Wir haben heute darüber gesprochen, dass wir beide schon so lange vergeblich versuchen, ein Baby zu bekommen.«
Sie wandte sich ihm zu. »Geht es dir deswegen so schlecht?«
»Ich weiß nicht, ob das der Grund ist«, antwortete er, »ich erzähle dir nur, worüber wir heute gesprochen haben.«
»Das betrifft mich genauso.«
»Ich weiß.«
»Ich bin diejenige, in deren Körper dauernd herumgestochert wird und die jeden Monat warten muss, ob die Periode kommt oder nicht.«
»Ich weiß.«
»Dabei ist es nicht mal meine …« Sie brach ab.
»Es ist nicht deine Schuld«, führte Allen ihren Satz mit müder Stimme zu Ende, »sondern meine . Ich bin derjenige mit der niedrigen Spermienzahl. Und neuerdings auch noch impotent.«
»Ich hätte das nicht sagen sollen.«
»Das ist schon in Ordnung. Du hast ja recht.«
»Ich habe es nicht so gemeint. Das ist keine Frage der Schuld. Schau nicht so.«
»Wie denn?«
»Als würdest du gleich zu weinen
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