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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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Womöglich sogar vier. Ja, es müssen wohl vier gewesen sein. Du solltest auch mehr trinken. Du magst ja ein helles Köpfchen sein, aber gleichzeitig bist du unsäglich blöd. Das muss bei euch Kleins in der Familie liegen. Wie hat es Freud noch mal ausgedrückt? Ich werde dir sagen, wie er es ausgedrückt hat. Er hat sich gefragt: ›Was wollen Frauen?‹ Und weißt du, wie er die Frage beantwortet hat?«
    »Ja.«
    »Ich werde es dir sagen. Seine Antwort lautete: ›Sie wollen Liebe und Arbeit.‹«
    »Nein. Er kam mehr oder weniger zu dem Schluss, dass sie Männer sein wollen. Seiner Meinung nach müssen sich Mädchen damit herumschlagen, dass sie missglückte Jungs sind.«
    »So ein Wichser. Jedenfalls… wo war ich gerade?«
    »Wer macht denn da so einen Lärm?«
    Olivia stürmte aus dem Zimmer, stieß ein lautes Kreischen aus und kehrte dann mit glasigen Augen zurück. »Den Lärm«, erklärte sie, »macht Chloë. Sie kotzt gerade draußen in der Diele auf die Fußmatte.«

21
    A ls Frieda den Taxifahrer bezahlte, sah sie Josef vor ihrer Haustür stehen.
    »Was machen Sie denn schon wieder hier?«, fragte sie. »Ich kann mich nicht erinnern, eine Dauereinladung ausgesprochen zu haben. Sie können nicht einfach hier auftauchen, wann immer Ihnen nach Gesellschaft zumute ist.«
    Wortlos hielt er eine Flasche hoch, als wäre das Erklärung genug. »Das ist guter Wodka«, sagte er. »Kann ich jetzt reinkommen ?«
    Frieda schloss auf. »Wie lange stehen Sie denn schon hier?«
    »Ich habe einfach auf Sie gewartet. Weil ich mir dachte, dass Sie bestimmt irgendwann zurückkommen.«
    »Ich werde nicht mit Ihnen schlafen. Ich hatte einen beschissenen Tag.«
    »Nix schlafen!« Josef bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick. »Nur einen Drink.«
    »Einen Drink könnte ich schon vertragen«, räumte Frieda ein.
    Während Josef sich um das Feuer kümmerte, stöberte Frieda in einem Schrank und entdeckte ganz hinten ein Päckchen Chips. Sie füllte sie in eine Schüssel, nahm zwei Gläser und ging damit ins Wohnzimmer, wo bereits ein Feuer knisterte, sodass Josef sie nicht hereinkommen hörte. Der Gesichtsausdruck, mit dem er in die Flammen starrte, unterschied sich sehr stark von dem Lächeln, mit dem er sie begrüßt hatte.
    »Sind Sie traurig, Josef?«
    Er drehte sich zu ihr um. »Nur weit weg«, antwortete er.
    »Warum kehren Sie nicht nach Hause zurück?«

    »Vielleicht nächstes Jahr.«
    Frieda setzte sich. »Brauchen wir zu diesem Gesöff Saft?«
    »Schmeckt auch so«, meinte er. »Guter Wodkageschmack.«
    Er schraubte den Deckel ab und goss die beiden Gläser so voll, dass nur noch wenige Millimeter Rand übrig waren. Vorsichtig reichte er eines davon Frieda. »Trinken Sie das erste auf einen Schluck«, riet er ihr.
    »Gute Idee«, antwortete sie.
    Nachdem sie beide ihren Drink hinuntergekippt hatten, grinste Josef. »O Gott!«, keuchte Frieda. Sie griff nach der Flasche und studierte das Etikett. »Was ist denn das für ein Teufelszeug?«
    »Russisch«, gab er zurück, »aber gut.« Er schenkte ihnen nach. »Was war schlimm an Ihrem Tag?«
    Frieda nahm einen weiteren Schluck von Josefs Wodka. Er brannte in der Kehle und breitete sich dann warm in der ganzen Brust aus. Sie erzählte Josef, wie sie auf Olivias Badezimmerboden gesessen hatte, während Chloë neben ihr über der Badewanne hing und selbst dann noch vor sich hin röchelte und würgte, als ihr Magen längst nichts mehr enthielt, was sie noch hätte erbrechen können. Frieda hatte nicht viel gesagt, sondern sich nur hin und wieder zu ihr hinübergebeugt und ihr die Hand in den Nacken gelegt. Hinterher hatte sie Chloë mit einem kalten Waschlappen das Gesicht abgewischt.
    »Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich habe mir vorzustellen versucht, wie es sich wohl anfühlt, wenn einem speiübel ist und man sich dann auch noch von einer älteren Frau einen Vortrag über vernünftigen Umgang mit Alkohol anhören muss. Also habe ich den Mund gehalten.«
    Josef sagte nichts dazu, sondern starrte nur in sein Glas, als leuchtete mitten im Wodka ein schwaches Licht, das seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Frieda fand es irgendwie tröstlich, mit jemandem zu sprechen, der nicht versuchte, besonders schlaue oder witzige oder beruhigende Antworten
zu geben. Deswegen berichtete sie Josef auch noch von ihrem Besuch bei Alan. Zu ihrer eigenen Überraschung hörte sie sich sagen, dass sie vorher wegen Alan zur Polizei gegangen war.
    »Wie denken Sie

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