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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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Straße gab es ein paar urige alte Geschäfte, unter anderem eine Eisenwarenhandlung voller Schrubber und Metallkübel und einen seltsamen Klamottenladen, in dem nur Kleidung für Omas hing, lauter altmodische Strickjacken und Tweedmäntel. Bestimmt fragen Sie sich, warum ich Ihnen das alles erzähle?« Frieda gab im keine Antwort. »Jedenfalls stand ich gerade vor einem weiteren Krimskramsladen, vollgestopft mit altem Krempel, bei dem normalerweise kein Mensch auf die Idee käme, ihn zu kaufen oder zu verkaufen. Ich weiß noch, dass ich eine ausgestopfte Eule anstarrte, die auf einer Art künstlichem Ast saß, und schon halb überlegte, ob Carrie wohl einen weiteren toten Vogel im Haus dulden würde. Während ich da so stand und starrte, kam eine Frau auf mich zu. Anfangs schenkte ich ihr gar keine Beachtung. Sie marschierte einfach nur durch mein Gesichtsfeld, wenn Sie wissen, was ich meine. Sie trug eine Jacke in einem knalligen Orange, einen sehr kurzen, engen Rock und dazu diese hochhackigen Stiefel.«
    Alan wechselte verlegen die Sitzposition und senkte den Blick. Dann erzählte er weiter, sah Frieda dabei aber nicht mehr an.
    »Plötzlich begriff ich, dass sie mit mir redete. Sie sagte: ›Wen haben wir denn da?‹, und drängte sich an mich.« Alan stockte einen Moment. »Sie schlang die Arme um mich und küsste
mich. Sie… es war ein richtiger Kuss. Mit Zunge und allem Drum und Dran. Wissen Sie, wie das ist, wenn man im Traum seltsame Dinge erlebt und sie einfach geschehen lässt, ohne sich dagegen zu wehren? So war das in dem Moment auch. Deswegen habe ich die Frau auch nicht weggeschoben. Ich kam mir vor wie in einem Film oder so. Als würde das gar nicht wirklich mir passieren, sondern einer anderen Person.« Er schluckte krampfhaft. »Dabei hatte ich schon blutige Lippen. Nach einer Weile ließ sie von mir ab. Sie sagte: ›Ruf mich an. Wir haben uns lange nicht gesehen. Habe ich dir denn gar nicht gefehlt?‹ Dann war sie weg. Ich stand da wie angewurzelt und beobachtete, wie sie in ihrer orangeroten Jacke davonstöckelte.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    »Geht es noch weiter?«, fragte Frieda schließlich.
    »Reicht Ihnen das denn noch nicht? Eine Frau, die ich nicht kenne, kommt auf mich zu und küsst mich! Was wollen Sie mehr?«
    »Wie haben Sie sich danach gefühlt?«
    »Am liebsten wäre ich ihr hinterhergelaufen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte dieser Film nicht so schnell zu enden brauchen. Aber ich bin stehen geblieben, und dann war sie weg, und ich wurde wieder ich selbst – der langweilige alte Alan, der nie etwas wirklich Aufregendes erlebt.«
    »Wie hat die Frau ausgesehen?«, fragte Frieda. »Oder haben Sie nur Jacke, Rock und Stiefel wahrgenommen?«
    »Sie hatte langes Haar. Rötlich blond. Und klimpernde Ohrringe.« Alan fasste an seine eigenen Ohrläppchen. Er hüstelte und lief rot an. »Einen großen Busen. Und sie roch nach Zigaretten und irgendetwas anderem.« Er rümpfte die Nase. »Hefe oder so was in der Art.«
    »Und ihr Gesicht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie haben ihr Gesicht nicht gesehen?«
    Er starrte sie bestürzt an. »Ich kann mich nicht daran erinnern.
Ich glaube, sie war …« – er musste husten – »… recht gut aussehend. Es ist alles so schnell gegangen. Außerdem hatte ich die meiste Zeit die Augen zu.«
    »Sie hatten also eine erotische Begegnung auf der Straße. Mit einer wildfremden, quasi gesichtslosen Frau.«
    »Ja«, antwortete Alan. »Dabei bin ich eigentlich gar nicht der Typ für so was.«
    »Ist das Ganze wirklich passiert?«
    »Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Womöglich bin ich einfach nur auf der Parkbank eingeschlafen und habe es geträumt.«
    »Haben Sie es genossen?«
    Alan überlegte einen Moment. Dabei sah er aus, als müsste er sich ein Grinsen verkneifen. »Ich war erregt, falls Sie das meinen. Doch, ja. Und das ist ziemlich schlimm, ganz egal, ob es wirklich passiert ist oder nicht. Schlimm ist es so oder so, auf die eine oder andere Weise. Stellen Sie sich vor, was Carrie dazu sagen würde!«
    »Sie haben es ihr nicht erzählt?«
    »Nein! Nein, natürlich nicht. Wie kann ich ihr erzählen, dass ich mich, obwohl wir beide schon seit Monaten keinen Sex mehr haben, von einer attraktiven Frau mit großem Busen habe küssen lassen, nun aber nicht mehr weiß, ob es wirklich passiert ist oder nur ein Wunschtraum von mir war?«
    »Können Sie sich irgendeinen Reim auf die ganze Geschichte machen?«
    »Ich habe

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