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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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herauszukristallisieren, dass sie das Rätsel um Marlene ohne Marlene kaum würden lösen können. Dabei würde es auf makabere Weise nicht einmal einen großen Unterschied machen, ob sie Marlene lebend fanden oder nur ihre Leiche.
 
    Moritz Barkau sah noch immer aus wie ein Komparse in einem Zombiefilm. Er saß mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf vor seinem Bildschirm, und als er aufblickte, hatte seine Haut einen ungesunden Farbton, weißlich und feucht glänzend wie Mozzarella-Käse.
    Auf Pia wirkte er nicht gerade voll einsatzfähig, trotzdem war er zur Arbeit gekommen. Jeder krallt sich heute bis zum Letzten an seinen Arbeitsplatz, dachte sie bei seinem Anblick. Es war überhaupt nicht verwunderlich, dass sich der statistische Krankenstand seit einiger Zeit auf niedrigstem Niveau befand. War seine Position hier gefährdet aufgrund von Marlenes Fernbleiben?
    »Ich habe sehr viel zu tun, dauert es lange?«, fragte er besorgt, als Pia ihn begrüßte und ihren Kollegen Heidmüller vorstellte. Barkau warf einen kurzen Blick durch die Glastrennwände in Richtung von Mitaks Büro.
    »Herr Mitak weiß Bescheid, dass wir noch mal hier sind. Wir müssen noch einmal mit Frau Liebigs Kollegen reden. Sie können ruhig sitzen bleiben ...«
    Da er allein in seinem kleinen Kabuff saß, war es unnötig, ihn in das Besprechungszimmer zu schleppen. Pia hockte sich auf die Kante des geräumigen Schreibtisches, während Heidmüller sich auf einen der Stühle platzierte.
    Barkau stieß sich von seinem Tisch ab, rollte mit dem Bürostuhl ein Stück zurück und presste seine Fingerkuppen gegeneinander.
    »Ist Ihnen in der Zeit vor Frau Liebigs Verschwinden etwas Ungewöhnliches an ihrem Benehmen aufgefallen?«, fragte Pia ohne weitere Einleitung.
    »Das haben Sie mich im Krankenhaus, glaube ich, auch schon gefragt.«
    »Nein, da irren Sie sich.« Pia hatte sich das letzte Gesprächsprotokoll mit Barkau zuvor noch einmal durchgelesen.
    »Also gut: Ich hatte jetzt ja einige Zeit zum Nachdenken. Es kann sein, dass sie in den Wochen vorher manchmal etwas komisch war. Sie klagte immer mal wieder über Bauchschmerzen und Kopfweh, einmal ist sie sogar früher gegangen deswegen. Ich habe mir aber nichts weiter dabei gedacht. Das kann schließlich jedem mal passieren.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sich Frau Liebig aus irgendeinem Grunde Sorgen machte?«
    »Im Nachhinein kann man viel in seine Erinnerungen hineininterpretieren, aber nein, eigentlich nicht.«
    »Könnte es sein, dass sie sich verfolgt gefühlt hat von irgendetwas oder irgendwem?«, ergänzte Heidmüller die Frage.
    »Nein, ist mir nie aufgefallen.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass sie eine Affäre hatte, die sie vor ihrem Ehemann geheim halten wollte?«
    Moritz Barkau presste seine Finger so stark aneinander, dass es knackte. Er löste seine Hände voneinander und fing an, mit seiner Maus herumzuspielen.
    »Eine schwierige Frage. Es könnte sein, aber es könnte auch nicht sein. Gesagt hat sie nie etwas. Manchmal ging sie in der Pause raus. Ich habe einmal gesehen, wie sie von einer Telefonzelle aus telefoniert hat, obwohl sie ein Handy hat. Das fand ich merkwürdig.«
    »Haben Sie den Namen Holger Michaelis schon einmal gehört?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was haben Sie an dem Freitagabend, dem Tag von Marlenes Verschwinden, zwischen sieben Uhr und Mitternacht gemacht?«
    Barkau legte die Maus behutsam auf die dazugehörige Unterlage. »Ich ... äh, ich habe ferngesehen. Zusammen mit meinem Mitbewohner. Wir waren beide groggy. Hinnerk hatte Dienst gehabt und keine Lust, noch etwas zu unternehmen. Ich war auch den ganzen Tag auf den Beinen gewesen.«
    »Was haben Sie geguckt?«
    »Videos. Alle Folgen von Das Boot hintereinander. Nicht die gekürzte Version des Kinofilms. Hinnerk hat das irgendwann mal aufgenommen. Es gab nichts im Fernsehen, also haben wir uns das reingezogen. So von halb acht bis kurz nach elf Uhr. Danach bin ich ins Bett gegangen.«
    Ein Scheißalibi, dachte Pia genervt, und warum muss Hinnerk darin verwickelt sein?
    »Wie heißt Ihr Mitbewohner mit vollem Namen?«, kam es von Heidmüller. Barkau warf einen schnellen Blick zu Pia – er wusste anscheinend Bescheid –, sagte aber nichts dazu, sondern gab Hinnerk Joosts Namen an.
    Pia ließ missmutig ihre Schultern kreisen. Hinnerk Joost gab demnach Moritz Barkau für den fraglichen Zeitraum ein Alibi. Und was für ein bescheuertes.
    Sicherlich konnte man sich mal so eine Videonacht antun, aber

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