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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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zuletzt gesehen wurde. Aber ich hoffe sehr ... dass sie es nicht ist.«
    »Ja, hoffen ist immer gut«, meinte Broders dazu.
    Als sie den Fischkutter erreicht hatten, drehte die Fehmarn bei, und die Besatzung des Seebootes machte an dem Kutter fest. Die Fischer waren sofort in einen erregten Disput mit den Leuten von der Wasserschutzpolizei vertieft. Pia und Broders folgten den anderen an Bord des Fischkutters.
    Die Leiche befand sich noch in den Fangnetzen. Die Fischer hatten das Einholen ihrer Netze gestoppt, als sie den menschlichen Körper erblickt hatten. Pia starrte hinunter. Halb im schäumenden Wasser, zwischen Algen und ein paar noch zappelnden Fischen, lag der unförmig aufgequollene Körper eines Menschen.
    Der Scheinwerfer der Fehmarn wurde auf den Fund in den Netzen gerichtet und leuchtete die leblose Gestalt an, deren Arme von den Wellen hin und her bewegt wurden. Fast sah es so aus, als würde der Leichnam ihnen zuwinken. Neben dem Geruch nach Algen, Fisch und Diesel hing ein unmissverständlicher, süßlicher Fäulnisgeruch in der Luft.
    Pia beugte sich über die Reling, um die Leiche dort unten genauer zu mustern. Broders hatte Recht gehabt, das Gesicht war fast unkenntlich, ebenso die Statur ... Aufgebläht wie ein Michelin-Männchen lag der tote Körper im Wasser und sah aus, als wären seine Kleidungsstücke aus einem Sack der Altkleidersammlung gezogen worden. Keine Schuhe, eine derbe graue Hose, ein kariertes Hemd und eine Art Parka darüber, ähnlich wie der, den Broders heute trug. Graues, dünnes Haar ... graues Haar. Es war nicht Marlene!
    Was sie gesehen hatte, reichte ihr. Pia trat einen Schritt zurück, um dem Polizeifotografen aus Kiel Platz zu machen. Sie stolperte über einen an Deck liegenden Tampen und wäre, hätte sich nicht direkt hinter ihr die Kajüte befunden, wegen dieses Stücks Tau zu Boden gefallen.
    Es war nicht Marlene! Wer immer dieser arme Mensch dort unten gewesen sein mochte, sie war sich sicher, dass es sich nicht um ihre vermisste Schwägerin handelte.
    Broders trat zu ihr und hielt sie mit verspäteter Reaktion am Oberarm fest.
    »Hoppla«, sagte er, »der beißt doch nicht mehr.«
    Pia machte sich von ihm los. »Es ist nicht Marlene. Ich bin mir sicher«, sagte sie aufgeregt. Dann ein wenig ruhiger: »Danke, dass du mich mitgenommen hast. Zumindest habe ich nun Gewissheit.«
    »Einen Schönheitswettbewerb gewinnt der jedenfalls nicht mehr«, meinte Broders mit der zynischen Art, die ihn wohl davor rettete, häufiger als einmal im Jahr in Tränen auszubrechen. Dann zählte er auf: »Männlich, circa 50 bis 70 Jahre alt, Freizeitklamotten. Wahrscheinlich der Angler, der seit ein paar Wochen auf Fehmarn vermisst wird. Könnte einfach ins Wasser gefallen und ertrunken sein.«
    »Also ein Fall für die Kieler Truppe.«
    »Frage eins, ist das meins? Antwort: nein! Man sollte ja auch meinen, dass wir zurzeit mit Arbeit eingedeckt sind. Lass uns wieder rübergehen, wir können hier an Bord des Kutters nichts mehr ausrichten, sondern stehen den anderen nur im Weg rum.«
    Mit einem plötzlichen Anfall von Galanterie reichte er ihr die Hand, als sie zurück auf die Fehmarn kletterten. Als Pia an Bord gesprungen war, rieb sich Broders die Hand.
    »Du bist ja so kalt wie unsere Wasserleiche. Willst du auch so enden? Komm mit rein, die haben bestimmt irgendein Wiederbelebungsmittel da drinnen.«
    Pia musste grinsen, aber sie merkte auch, dass sie in ihren nassen Klamotten zitterte.
    »Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich heute noch auf große Fahrt gehen würde. Ich hatte eigentlich geplant, mir zu Hause gleich die durchnässten Sachen vom Leib zu reißen und unter die heiße Dusche zu springen.«
    »Du hättest nicht mitfahren müssen ...«
    »Geschenkt, Broders. Ich musste Gewissheit haben. Nun geht es mir besser.«
    Sie ließen sich in einer kleinen Sitzgruppe unter Deck nieder, und Broders organisierte zwei Becher Kaffee, die unverkennbar nach Alkohol rochen.
    »Was hast du da denn reingetan?«, fragte Pia.
    »Irgend so ein Brillenputzmittel ... Korn, wie ich vermute«, brummte Broders.
    Pia war so erleichtert darüber, nicht Marlene im Wasser treibend gesehen zu haben, dass sie jetzt beinahe laut herausgelacht hätte. Sie griff dankbar nach dem Becher Kaffee, und der Alkohol darin wärmte sie, als hätte gerade jemand ein kleines Feuerchen unter Deck entfacht. Broders trank in großen Schlucken und verzog anschließend sein Gesicht zu einer Grimasse.
    »Ich genieße

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