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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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alarmiert und blickte seine Frau an, die in ruhigem Ton antwortete.
    »Sie hatte sich neulich an der Hand verletzt. Meinen Sie das?«
    »Was genau ist passiert?«, wollte Pia wissen.
    »Sie hat sich mit einem Brotmesser in den Zeigefinger geschnitten, hat sie mir erzählt.«
    »War sie damit beim Arzt?«
    »Nicht, dass ich wüsste. So schlimm war es wohl nicht.«
    »Weißt du noch, wie es passiert ist?«
    »Sie sagte mir, sie hätte beim Abwaschen aus Versehen in das Spülwasser gegriffen, in dem das Messer zum Einweichen lag. Ein unangenehmer Schnitt nah am Fingernagel, der ziemlich geblutet haben soll. Aber das ist bestimmt schon zwei, wenn nicht drei Wochen her.«
    Pia wechselte einen kurzen Blick mit Heidmüller. Zu Marlenes Eltern sagte sie: »Wir benötigen noch mehr Hintergrundwissen über Marlene. Alles kann wichtig sein, ihre Kindheit, Hobbys, ob es irgendwelche besonderen Vorkommnisse gab?«
    »Wo soll man da denn anfangen?«
    »Am besten am Anfang ...«
    Friedhold blickte zu seiner Frau hinüber, als erteile er ihr das Wort. Inge Brinkmann strich über eine Falte in der Gartentischdecke und begann zu erzählen. »Als Marlene geboren wurde, lebten wir in der Nähe von Hannover. Wir sind beide Lehrer und haben uns an der Schule, an der wir unterrichtet haben, kennen gelernt. Ich war 37, als unsere Tochter geboren wurde, und sie blieb unser einziges Kind. In Barsinghausen, so hieß der Ort, wo Marlene aufgewachsen ist, hatten wir eine Wohnung in einer kleinen Wohnanlage gemietet.
    Marlene hatte eine wunderschöne Kindheit, nicht wahr, Frieder, kann man doch sagen? Als Marlene vormittags in den Kindergarten kam, fing ich wieder an zu unterrichten. Sie hatte immer viele Freundinnen. Zu der Wohnanlage, wo wir lebten, gehörte ein Garten mit Kinderspielplatz, alles sehr gepflegt. Später konnten die Mädchen im nahe gelegenen Wald spielen oder mit dem Fahrrad überall hinfahren. Es war noch nicht so wie heute, so überbehütet. Die Kinder wurden noch nicht von einer Freizeitveranstaltung zur nächsten kutschiert.«
    »Aber Marlene hat trotzdem alles geboten bekommen. Sie hat Ballettstunden gehabt, Klavierunterricht und später den Segelschein gemacht ...«, beeilte sich ihr Mann hinzuzufügen.
    »Jedenfalls war sie ein ausgeglichenes Kind, das uns nie besondere Probleme bereitet hat.«
    »Wer waren ihre Freundinnen und Freunde?«, fragte Heidmüller.
    »Das wechselte natürlich. Aber ein Mädchen aus dem Nachbarhaus war längere Zeit ihre beste Freundin. Die beiden verbrachten sehr viel Zeit zusammen, was ich teilweise nicht gutheißen konnte. Ich hätte mir für Marlene gewünscht, dass sie mehr Zeit mit Mädchen aus unseren Kreisen verbringt.«
    »Was tut das zur Sache, Inge? Als wir weggezogen sind, hatte sich das Thema sowieso erledigt.«
    »Ich bin mir nicht sicher, Frieder. Du hast doch gesagt, dass wir der Polizei nach Kräften helfen müssen ...«
    Pia wurde hellhörig, denn Friedhold Brinkmann sah aus, als unterdrücke er eine unangenehme Erinnerung. Wir nähern uns einem emotionalen Minenfeld, dachte sie, und ihr Jagdinstinkt erwachte. Jetzt nur nichts verderben!
    »Wie hieß diese Freundin? Und warum sollte Marlene nicht so viel Zeit mit ihr verbringen?«
    Friedhold Brinkmann verdrehte ungeduldig die Augen, als seine Frau die Fragen beantwortete.
    »Sie wurde Doro gerufen. Es war abzusehen, dass dieses Mädchen auf Dauer nicht der richtige Umgang für unsere Tochter war. Frieder wollte ihr den Kontakt damals schon verbieten, aber ich habe immer gesagt: Lass nur, das erledigt sich von ganz allein, wenn sie älter wird. Verbote machen alles nur noch schlimmer bei Kindern, nicht wahr?«
    »Weshalb hieltst du diese Freundin für keinen guten Umgang für Marlene?«, beharrte Pia. Inge wand sich ein bisschen, ihr Mann brachte es in seiner ungeduldigen Art auf den Punkt.
    »Ihre Mutter war Kellnerin in einer zweifelhaften Kneipe, der Vater unbekannt. Die Tochter schlug in die gleiche Richtung. Ein frühreifes Kind mit einem Hang zum Ordinären. Marlene war zwei Jahre jünger als dieses Mädchen und leicht beeinflussbar. Sie war natürlich neugierig, wollte sich plötzlich schminken ... wie das so ist in dem Alter.«
    »Wie hieß die Kneipe, in der die Mutter des Mädchens gearbeitet hat?«
    Erstaunen. »Rosies Eck«, sagte Brinkmann verächtlich. Inge starrte wütend zu ihm hinüber.
    »Warum seid ihr aus Barsinghausen weggezogen?«
    »Frieder wollte Schulleiter werden, doch an der Schule, an der wir waren,

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