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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Vergewaltigung eines Mädchens am helllichten Tag ist dabei eines der schwersten Vergehen, mit denen sich die Polizei in Barsinghausen auseinandersetzen muss.
 
    Hannoversche Allgemeine Zeitung
    2. September 1982
    Vergewaltiger auf freiem Fuß
 
    Trotz zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung, unter anderem von einer Freundin des Opfers, die sich, wie erst kürzlich bekannt wurde, zur Tatzeit unentdeckt in der Nähe des Tatortes aufgehalten haben soll, ist es der Polizei bisher nicht gelungen, den Vergewaltiger der Barsinghausener Schülerin(12) aufzuspüren. »Wir geben die Hoffnung aber trotzdem nicht auf«, sagt Wolfgang N.(38) Kriminalbeamter, »Verbrechen dieser Art klären sich oft noch nach Monaten oder Jahren auf, wenn die Täter sich in Sicherheit wähnen und einen Fehler machen.« Falls das bedeutet, dass der brutale Kinderschänder erneut zuschlagen muss, bevor er gefasst werden kann, dann sollten die Kinder und Jugendlichen den Deister und seine Umgebung in Zukunft wohl besser meiden.
 
    »Dieses zwölfjährige Mädchen war Marlene Liebig.« Oswald Heidmüller hatte die Zeitungsausschnitte, die sich in dem braunen Umschlag befunden hatten, der Reihe nach durchgelesen und schob sie Pia über den Schreibtisch zurück.
    »Frieder und Inge haben diese Zeitungsausschnitte 20 Jahre lang aufgehoben. Ich glaube, nicht einmal Tom ahnt etwas davon ...«, sagte Pia. Sie war erschüttert. Nicht nur wegen des Verbrechens, das den unpersönlichen Zeitungsartikeln zu Grunde lag. Auch die Art und Weise, wie Marlenes Eltern es zu verbergen gesucht hatten, verursachte ihr Beklemmungen. Als ob es ein Makel war, ein stummer Vorwurf gegen das Kind, dem dies wiederfahren war.
    Oder war es tatsächlich nur eine Frage des Schutzes für das Opfer? Auch nach so vielen Jahren noch? Und hatte das Verbrechen von damals mit ihrem heutigen Fall zu tun? War Marlene ermordet worden, weil sie nach dieser langen Zeit eine Gefahr für den Vergewaltiger darstellte? Hing der Tod von Holger Michaelis ebenfalls mit dieser Sache zusammen?
    Oder bedeutete das alles nichts, gab es gar keinen Zusammenhang zwischen diesen Zeitungsartikeln und den Ermittlungen, mit denen sie sich aktuell beschäftigten.
    »Wir gehen sofort zu Gabler«, sagte Pia bestimmt und schob die Zeitungsausschnitte wieder in den Umschlag.
    »Meinst du, dass das Einfluss auf die Ermittlungen gegen deinen Bruder hat?«, fragte Heidmüller hellsichtig.
    »Ich weiß es nicht. Aber Friedhold Brinkmann hat mir diese Zeitungsausschnitte bestimmt nicht zufällig zu diesem Zeitpunkt überlassen«, sagte Pia bestimmt. Noch während sie das sagte, hakte sich ein winziger Zweifel an dieser Geschichte in ihrem Unterbewusstsein fest. Ein unbestimmter Gedanke, der an dem verworrenen Gespinst aus Vermutungen und Verknüpfungen zu zupfen begonnen hatte.
 
    Aus der großen Dienstbesprechung, zu der der Leiter des Kommissariats eine halbe Stunde später zusammenrief, ergaben sich nach Stunden erregter Diskussionen vier neue Theorien über den möglichen Tathergang. Vier neue Ermittlungsteams, vier neue Verdächtige und diverse Sachverhalte und Spuren, die die Mitarbeiter überprüfen mussten.
    Zunächst hatte Gabler versucht, Friedhold und Inge Brinkmann zu erreichen, um weitere Informationen zu den Zeitungsartikeln zu erhalten. Damit hatte er keinen Erfolg gehabt. Bei den Brinkmanns war niemand ans Telefon gegangen, und auch die Besatzung eines Streifenwagen, die er über Funk hatte verständigen lassen, hatte im Brinkmann’schen Haus niemanden angetroffen.
    Daraufhin hatte sich Gabler die vorliegenden Artikel aus den Zeitungsarchiven bestätigen lassen und Kontakt zu der Kriminalpolizei in Barsinghausen aufgenommen. Diese musste die Akten zu dem alten Fall erst wieder heraussuchen. Der dienstälteste Kommissar vor Ort erinnerte sich aber noch, dass es einen derartigen Fall gegeben hatte und versprach, sich persönlich um die Beschaffung der alten Akte zu kümmern.
    Die erste Theorie war, dass das Opfer von damals Marlene Liebig war und sie durch Zufall oder auch nach vorheriger Suche, den Täter von damals wiedererkannt oder ausfindig gemacht hatte. Wilfried Kürschner, der schon mal einen ähnlich liegenden Fall bearbeitet hatte, wusste, dass die Vergewaltigung höchstwahrscheinlich noch nicht verjährt war, da bei bestimmten Sexualdelikten gegen Minderjährige die Verjährungsfrist bis zur Volljährigkeit des Opfers ruhte. Da das Opfer zur Tatzeit 12 Jahre alt gewesen war, hatte die

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