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Blaufeuer

Titel: Blaufeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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nicht, solange eine Waffe auf ihn gerichtet ist. Ein verständlicher Wunsch. Janne zögert trotzdem, ihn zu erfüllen.
    »Was machen Sie überhaupt hier?«, fragt sie.
    »Was ich hier mache? Was ich hier mache, willst du wissen? Na, du bist gut. Ich rette Paul Fleckers Töchterchen den Arsch, das mache ich hier. Falls sie mich nicht vorher abknallt.«
    »Sie sind doch nicht extra deswegen hergekommen.«
    »Natürlich bin ich das. Bei dem schönen Wetter gehe auch ich lieber überirdisch spazieren, das kannst du mir glauben.«
    Janne lässt die Walther in der Jackentasche verschwinden.
     
    Ohne weitere Zwischenfälle erreichen sie den öffentlichen Teil der Bunkeranlagen. Sie müssen dazu weder vorwärtsrobben nochSteine aus dem Weg räumen, nur zum Schluss wird es ein wenig eng, als sie einen Luftschacht durchqueren. Hinter einem rostigen Gitter, das der Spirituosenhändler für sie beiseiterückt, liegt ein Vorratsraum. Diesen hat Janne am Vortag besichtigt - ohne den Schacht und damit den Übergang zum geheimen Abschnitt des Stollensystems zu bemerken. Ihre Taschenlampen brauchen sie nicht mehr, die Deckenbeleuchtung ist eingeschaltet.
    Janne reibt sich die Augen. »Jetzt nichts wie raus aus diesem Sarg.«
    Aber der Spirituosenhändler hat es nicht eilig. »Erst haben wir zwei Hübschen einige Dinge zu klären.«
    Von einem Augenblick zum nächsten ist alles ganz einfach. Sie gehen in den Raum, in dem während des Krieges die Großküche für die Schutzsuchenden untergebracht war, und setzen sich auf gegenüberliegende Bänke. Zwar hätte Janne für die Aussprache einen Ort über Tage vorgezogen, doch er besteht darauf, die Abgeschiedenheit des Bunkers zu nutzen. Sie versichern einander absolute Aufrichtigkeit, danach legt er los. Nein, die Tyne sei in jener Nacht nicht gesunken, sondern in einer Höhle an der Nordspitze umfrisiert und weiterverkauft worden. Auf diese Weise habe Paul Flecker für die Yacht doppelt abkassieren können, da die Versicherung für den Schaden der vermeintlichen Havarie aufgekommen sei. Er habe damals dringend Geld gebraucht, da die Flecker-Werft mit erheblichen Startschwierigkeiten zu kämpfen gehabt habe.
    »Wer war daran beteiligt?«, fragt Janne.
    »Dein Vater, Birger Harms und ich haben die Arbeiten an der Tyne durchgeführt. War ja nicht viel zu tun, nur Kosmetik. Außerdem mussten ein paar Fischer geschmiert werden, damit sie die richtigen Aussagen machen und zu gegebener Zeit die Wrackteile präsentieren.«
    Janne antwortet nicht. Die kriminelle Energie und das Draufgängertumihres Vaters haben ihr die Sprache verschlagen. Obwohl sie es geahnt hat. So ein Leichtsinn. Wenn er ertrunken wäre, gäbe es sie gar nicht. Und Meinhard und Erik wären als Halbwaisen aufgewachsen. »Da bist du platt, wie?«
    Sie nickt. »Was geschah mit Klaas Tegtmeyer?«, hakt sie nach.
    »Keine Havarie, keine Wasserleiche. Es gibt Leute, die zahlen viel Geld dafür, für tot erklärt zu werden. Und, wie gesagt, Paul hatte finanzielle Probleme ...«
    Janne kommt ein Gedanke, und sie unterbricht ihn forsch: »Sie sind Tegtmeyer, stimmt's?«
    »Mein Name ist Günter Oldenburg. Und um mich geht es hier nicht. Sei froh, dass ich überhaupt mit dir rede.«
    »Bin ich ja. Woher kommt eigentlich dieser Sinneswandel?«
    Er lacht in sich hinein. »Erst war ich mächtig gestresst, als du hier aufgekreuzt bist und angefangen hast, Fragen zu stellen. Heute Nacht ist mir aufgefallen: Die ganze Scheiße ist ohnehin verjährt. Egal welche Frist veranschlagt würde, bei Betrug sind nach dreißig Jahren sämtliche Ansprüche erloschen. Also was soll's?«
    »Ich hatte ohnehin nicht vor, etwas zu verraten«, sagt Janne verärgert. »Darum geht es mir überhaupt nicht.«
    »Sondern?« Er reibt sich die Hände. »Na, komm schon, Mädchen, jetzt bist du dran mit Reden.«
    Janne betrachtet den Spirituosenhändler, die hohe Stirn, die schmalen Lippen. Er hat Ähnlichkeit mit einer Kobra. Nicht gerade die Sorte Mensch, mit der sie freiwillig ein Bier trinken gehen würde. Aber sie sitzen ja nicht in einer Kneipe, und Janne ist nicht freiwillig hier.
    »Woher wussten Sie überhaupt, wo ich bin?«, fragt sie.
    »Deine Kegelfreunde waren besorgt, weil sie dich aus denAugen verloren hatten, und haben überall nach dir gefragt. Und ich hatte gehört, dass du mit diesem Schwachkopf Hansen im Bunker warst und ihn wegen der Tyne ausgehorcht hast, da habe ich mir den Rest zusammengereimt. Du bist genauso durchgeknallt wie dein Vater,

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