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Blaulicht

Blaulicht

Titel: Blaulicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacke
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weiblichen Sturkopfausgabe am Küchentisch sitzt, wahrscheinlich hätte es ihn aber auch nicht gestört. »Den Ausschlag gab eine ungewöhnlich symmetrische Anordnung von Hämatomen, die ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Todeszeitpunkts entstanden sein mussten. Sie waren nicht ausgeprägt, mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, aber sie waren da und sie waren, wie gesagt, merkwürdig symmetrisch angeordnet.« Häckel ascht in seine leere Kaffeetasse. »So etwas kann kein Zufall sein, hat sich der gute alte Eddi da gedacht.«
    »Und daraufhin noch einmal eine Analyse des Wassers in Rißmanns Lunge vorgenommen«, ergänzt Zoe.
    »Hoho, das Leben hat seine Hausaufgaben gemacht!« flötet Häckel anerkennend. »Dann kennen Sie ja auch das Ergebnis: kein Chlor, keine Leitungswasserrückstände, stattdessen jede Menge Süßwasseralgen. Der Junge ist weder in einem Schwimmbecken noch in einer Badewanne ertrunken. Trotzdem ...«, Häckel trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte und knurrt irgendetwas in seinen Dreitagebart.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts, gar nichts, meine Liebe«, ganz kurz legt sich seine Stirn in Grübelfalten, bevor das berühmt-berüchtigte Häckelgrinsen sich wieder frettchenhaft über sein Gesicht legt. »Und jetzt erzähle ich Ihnen, was Sie da gerade Besonderes getrunken haben!«
     
    *
     
    Kalz behält mit verbissener Miene die Tachonadel im Auge, die exakt 130 km/h anzeigt. Als erfolgreich wird er seinen Ausflug nach Tschechien erst dann werten, wenn es ihm gelingt, dieses Land zu verlassen, ohne ein weiteres Strafmandat zu kassieren.
    Noch will er nicht davon ausgehen, dass Gerlach sich tatsächlich in Pilsen aufgehalten hat. Der Mann hat ohne Frage ein unverwechselbares Aussehen mit seiner hohen, vorgewölbten Stirn, den stark ausgeprägten Augenbrauen und dem dunklen, etwas stechenden Blick darunter, doch Kalz zweifelt an der Wahrnehmungs- und Merkfähigkeit von solchen Gestalten wie diesem Punk hinter der Theke und hat die Simaková gebeten, noch heute in Hotels und Lokalen recherchieren zu lassen, die ein Gerlach frequentiert haben könnte. Sollte sich aber herausstellen, dass der Musiklehrer sich tatsächlich mehrmals in Pilsen herumgetrieben hat, so wäre er erstmals bereit, einzuräumen, dass der Fall möglicherweise doch nicht so eindeutig ist, wie er ursprünglich dachte.
    Hingegen ist er sich jetzt schon so gut wie sicher, dass die Kollegen vom Labor den Inhalt des Plastiktütchens, in dem sich eine Probe des beschlagnahmten Stoffs befindet, als PepZero identifizieren werden. Doch die Vernehmung von diesem Dealer namens Jáchym musste vorerst ergebnislos abgebrochen werden.
    »Dein russischer Kumpel sitzt schon in Nürnberg in der U-Haft, Jáchym.«
    »Wir wissen auch, dass alle zwei Wochen eine Ladung rüberkommt. Und die nächste schnappen wir uns, das garantiere ich dir.«
    »Du kannst es dir überlegen. Früher oder später lässt sowieso einer die ganze Bande hochgehen, da kannst du dich drauf verlassen. Noch hast du was davon, wenn du dich kooperativ zeigst.«
    Ivana übersetzte und Jáchym schwieg. Irgendwann hatte Kalz die Beherrschung verloren und dem Kerl ins narbige Gesicht gebrüllt, was der mit einem dünnen Grinsen quittierte.
    »Martin, was regen Sie sich so auf? Ist nicht anders als Konversation mit Ihnen«, bemerkte die Simaková beim zweiten Kaffee an diesem Morgen süffisant. Kalz hatte seinen Ohren nicht getraut.
    Die Nacht war qualvoll gewesen. Ab vier Uhr morgens waren die ausrückenden Straßenbahnen fast im Minutentakt am   U Salzmannu   vorbeigerattert, und da die Heizung defekt war und sich nicht abstellen ließ, hatte er wohl oder übel das Fenster offenlassen müssen, um nicht in dieser Sauna von Hotelzimmer zu verenden. Und der Frühstückskaffee hatte ihm den Rest gegeben.
    »Seit zwanzig Jahren«, hatte er zur Büfettdame gesagt, »könnt ihr Kaffee aus dem Westen bekommen. Habt ihr denn die Vorräte aus eueren sozialistischen Atombunkern immer noch nicht aufgebraucht?«
    Ivana rührte im Kaffee, der dem, was Kalz unter Kaffee verstand, zumindest etwas näher kam als die fade Brühe im Hotel, und sagte:
    »Er müsste über den   Kniže   etwas sagen. Und das wird er nicht tun. Sie wissen, wer das ist?«
    »Natürlich.«
    »Es gab welche, die haben sich lieber in Zelle erhängt, als auch nur ein Wort zu sagen, was könnte den   Kniže   belasten. Aber wir bekommen ihn. Genauso, wie wir haben den albanischen Paten bekommen vor zehn

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