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Blaulicht

Blaulicht

Titel: Blaulicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacke
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hinter dicken Brillengläsern schaut ihn reichlich verdutzt an.
    »Ich versteh nicht.«
    »Na ja, ich dachte, es würde Sie interessieren, was dieser Menzel so erzählt hat«, antwortet Kalz bissig, wobei das glatt gelogen ist, wegen so einer Lappalie hätte er nicht noch mal zurückkommen müssen. Tatsächlich musste er noch einmal ins Büro, um eines seiner beiden Reservehemden aus dem Schrank zu holen und sich umzuziehen, aber das wird er der Neuen natürlich nicht auf die Nase binden. Ist schon ärgerlich genug, dass sie ihm gerade jetzt über den Weg läuft. Aber da es nun schon passiert ist, erzählt er ihr eben, was er bei Fabian Menzel erfahren hat.
    »Der Gerlach hat sich nach Sandra erkundigt? Dann war es also kein Zufall, dass er gleichzeitig mit ihr in Pilsen war.«
    »Kann schon sein«, knurrt Kalz zurück, »aber das ist reine Spekulation, Sie sollten sich nicht daran festbeißen! Ich mach mich jetzt jedenfalls endgültig vom Acker, sonst verpass ich noch die Nudelparty.«
    »Ach bitte, noch einen Moment. Ich glaub, ich hab da was!«
    Kalz schnaubt, es geht ihm ganz gewaltig auf die Nerven, in den ganzen letzten Tagen zu einem Spielball der Weiber zu werden.
    Aber schon hat Zoe den Rechner hochgefahren und sich ins Ballettforum eingeloggt.
    Hallo Petruschka! Du hast 25 Nachrichten, 0 davon ungelesen.
    Zoe klickt sich in den Posteingang.
    Am 27. Juni 2010 um 2:01 MEZ schrieb Schwarzer Schwan:
    petruschka glaub mir endlich! du musst da raus weg vom g
     
    Am 16. Juni 2010 um 23:34 MEZ schrieb Schwarzer Schwan:
    nein ich kanns dir nicht erzaehlen
     
    Am 12. Juni 2010 um 4:50 MEZ schrieb Schwarzer Schwan:
    sie dreht sich nicht sie kippt jede minute in eine andere richtung
     
    Am 4. April 2010 um 2:13 MEZ schrieb Schwarzer Schwan:
    petruschka du spinnst meld dich sofort wieder ab
     
    Am 16. März 2010 um 22:15 MEZ schrieb Schwarzer Schwan:
    ich hab den g gesehen woher weiss der dass ich in p bin?
     
    »Und was ist jetzt das Interessante daran?« Zoe zuckt zusammen. Kalz hat sich hinter ihr aufgebaut und blickt über ihre Schulter auf den PC-Monitor.
    »Der heiße Draht zwischen Sandra und Leonie Kovács. Die haben sich über die Nachrichtenfunktion in einem Ballettforum ausgetauscht.«
    Auf Kalz’ Gesicht zeichnen sich ungute Vorahnungen ab, die mutmaßlich eher die unmittelbar bevorstehenden Lebensjahre seiner Töchter zwischen Ballett, Ponyhof und »Jugend musiziert« als das Schicksal der Kovács-Schwestern betreffen, denn seine Stimme wirkt skeptisch, als sei ihm soeben ein unglaubwürdiges Alibi vorgebracht worden.
    »So. Und was entnehmen wir daraus – Ihrer Meinung nach?«
    In manchen Augenblicken genügt ein ganz bestimmtes Wort, ein Blick, eine Nuance im Tonfall, um Theorien und Überzeugungen ins Wanken zu bringen, und Zoe könnte sich ohrfeigen dafür, wie kleinlaut ihre Antwort kommt.
    »Na ja – damit wissen wir, dass Sandra ihre Schwester in Gefahr sieht – und dass –«
    »Frau Kamaloros«, Kalz nimmt halb auf der Schreibtischkante Platz und verströmt herablassende Väterlichkeit, »das kann einem leicht einmal als Anfänger passieren. Vor allem dann, wenn man sich in zu vielen Überstunden förmlich festgebissen hat in so einer Sache. Aber wenn Sie genauer hinsehen, werden Sie höchstens Bestätigungen finden für das, was wir ohnehin schon wissen – insbesondere auch dafür, dass die Kovács nicht ganz richtig tickt.« Kalz tippt mit dem Ende seines Kugelschreibers auf die Botschaft vom 12. Juni. »Deshalb ist alles andere mit Vorsicht zu genießen. Wenn wir großzügig annehmen wollen, dass ›g‹ für ›Gerlach‹ und ›p‹ für ›Pilsen‹ steht, haben wir hier eine Bestätigung dafür, dass Gerlach und die Kovács zeitgleich in Pilsen waren, aber das war sowieso schon klar. Und worauf bezieht sich das mit dem Abmelden?«
    Zoe klickt auf den Postausgang.
    »Da hat sie von Leonie die Nachricht bekommen, dass der Gerlach sie für eine Sopranrolle beim Schuljahresabschlusskonzert ausgewählt hat.«
    »Und was wollen wir daraus für Schlüsse ziehen? Das lässt alle Möglichkeiten offen. Vielleicht hätte die selber gern gesungen und ist jetzt eifersüchtig auf ihre kleine Schwester, oder neidisch, dass sie sich offenbar nicht so ruiniert hat. Nein, dieses Pferdeforum bringt uns nicht weiter.«
    »Ballett«, will Zoe korrigieren, aber der sonst so wortkarge Kalz hat sich in Fahrt geredet.
    »Moment, Frau Karamelos. Ich weiß schon, was Sie sagen wollen – dieser Verdacht,

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