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Blaulicht

Blaulicht

Titel: Blaulicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacke
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heraus. »Auch?«
    Mattusch schüttelt den Kopf. »Du rauchst? Ich hab dich noch nie rauchen sehen.«
    »Kann schon sein. Normal reicht mir eine Packung pro Woche.« Sie zündet sich eine Zigarette an und inhaliert. »Der Gerlach ist raus. Na, bravo. Dann ist er also direkt nach unserem Gespräch abgezischt.«
    Mattusch spürt, wie sich eine Batterie in seinem Inneren mit schlechter Laune auflädt. Was ist da bloß los? Sind das die heißen Luftmassen aus Afrika, die überall Sandkörnchen ins Getriebe streuen?
    »Was habt ihr denn bloß die ganze Zeit mit dem Scheiß Gerlach? Kascha, ich hab dich doch hergeholt, damit du der Kovács auf den Zahn fühlst und über ihren Zustand Klarheit bekommst!«
    »Dann schau dir mal das hier an.« Sie fördert ein Blatt Papier in einer Plastikhülle aus ihrer Handtasche zutage.
    »Was ist das?«
    »Lies doch einfach. Ein Brief vom Gerlach, den ich bei Sandra Kovács im Zimmer gefunden hab.«
    »Wie ist der zu ihr gekommen?«
    »Der Gerlach hat einen Zivi als Kurier eingespannt.«
    »Hm. Also, wenn ich mir das so durchlese … ein bisschen komisch, der Brief, aber wohl doch ganz nett gemeint.«
    »Komisch finde ich vor allem, dass die Kovács auf den Brief mit einer Panikattacke reagiert hat, weswegen ich noch einmal ins Klinikum beordert wurde. Vielleicht solltest du mal mit dem Gerlach ein bisschen über Bach plaudern und ihn fragen, welche Worte am Anfang der Kaffee-Kantate gesungen werden.«
    »Klar. Ich ruf ihn gleich auf seinem Handy an. Hast du mal die Nummer da?«
    »Helmut, so kommen wir nicht weiter.«
    Mattusch knetet nervös seine Hände.
    »Da hast du völlig recht – so kommen wir wirklich nicht weiter. Kascha, ich hab grad eine halbe Stunde im Stau hinter mir. Den ganzen Ring entlang. In glühender Sonne.« Aus der Ferne hört man den vielstimmigen Beweis für Mattuschs Leiden. »Und jetzt gibst du mir irgendwelche Bachrätsel auf? Das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Was glaubst du denn, was  ich  hinter mir hab?« Sie drückt die Zigarette aus und zündet sich die nächste an. »Angefangen hat der Tanz ja schon gestern. Als ich ins Klinikum kam, war sie sediert – Dr. Weller sagte mir, sie sei wegen einer Wasserkaraffe in ihrem Zimmer ausgerastet, und er vermute, dass bei ihr eine schwere posttraumatische Belastungsstörung vorliege. Das halte ich mittlerweile auch für ziemlich sicher – die erkennbaren Symptome sprechen eindeutig dafür. Im Grunde kennt sie nur noch zwei psychische Zustände: Betäubung bis zur völligen Gleichgültigkeit sich selbst und anderen gegenüber – und das Erwachen daraus, das in grelle Panik führt, und die wiederum wird durch bestimmte Auslöser noch einmal potenziert.«
    »Also in ihrem Fall Wasser?«
    »Ja. Aber nicht nur. Kurz bevor das geschah, hatte ihr nämlich – laut Dr. Weller – eine Pflegerin gesagt, sie müsse sich keine Sorgen machen, der Gerlach sei nicht tot und auch nicht allzu schwer verletzt. Diese Botschaft hat leider die beabsichtigte Wirkung völlig verfehlt. So, wie die Kovács darauf reagiert hat, muss man annehmen, ihr wäre es lieber gewesen, sie hätte den Gerlach umgebracht. Und heute Nachmittag war ich nach meinem ersten Besuch kaum zu Hause, als ich einen Anruf vom Klinikum bekam: Sandra befinde sich in einem neuen Schockzustand, und ich müsse sofort noch einmal kommen. Zuerst dachte ich natürlich, ich selbst hätte in ihr etwas ausgelöst, eine Erinnerung hochgespült, die sie nicht verkraftet. Aber dann fand ich in ihrem Zimmer eben diesen Brief, den du gerade gelesen hast.« Kascha greift nach dem Blatt in der Plastikhülle. »Und ich kann dir die Lösung gern verraten. ›Schweigt stille, plaudert nicht.‹«
    »Bitte?«
    »Mit diesen Worten fängt die Kaffee-Kantate an: ›Schweigt stille, plaudert nicht.‹«
    »Du willst mir also sagen, der Brief bedeutet in Wirklichkeit was ganz anderes als das, was auf dem Papier steht.«
    »Ich halte es für sehr naheliegend, und ich bin sicher, er enthält die Botschaft, dass sie die Klappe halten soll.«
    »Mhm. Was hat denn der Gerlach selber zu dem Brief gesagt?«
    »Was soll er schon gesagt haben? Er hat beteuert, dass er den Brief in allerbester Absicht geschrieben hat, ist doch klar. Sandras Wohlergehen läge ihm immer noch am Herzen et cetera, und wenn sie durchdreht, dann müsse das an ihrem Drogenkonsum liegen.«
    »Dann gehen wir jetzt noch mal zurück zur Kovács. Was ist denn da heute passiert?«
    Kascha wechselt auf ihrem Sofa vom Sitzen

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