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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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zu überbrücken.
    Viel erstaunlicher war in diesem Moment aber etwas anderes: Sie
waren nicht mehr zu zweit. Damian trug in seinen Armen ein Baby.
    Â»Das ist ja eine Überraschung«, sagte Stefan, und wir erfuhren, dass
ihr Baby Katy hieß und sechs Monate alt war.
    Â»Und hast du dein Kind in der Karibik zur Welt gebracht?«, fragte
ich Nora.
    Nora schüttelte den Kopf: »Nein, ich bin für die Geburt nach England
geflogen. Und als ich wieder einigermaßen fit war, das ging eigentlich relativ
schnell, kehrte ich mit Katy zurück auf die Dark Star .«
    Wir verbrachten die Tage mit Nora und Damian mit Surfen, Schnorcheln
und Volleyballspielen. Katy war überall dabei, quietschte vergnügt, wenn sie mit
uns im Wasser war, und schlief ruhig, wenn wir abends am Strand ein Lagerfeuer
machten und grillten, eingecremt mit Babyöl gegen Sandfliegen.
    Die Kleine war dabei, die Welt im Krabbelmodus zu erobern.
    Â»Ist das nicht gefährlich, wenn ihr segelt?«, fragte ich.
    Â»Keine Spur«, meinte Nora. »Aus England habe ich einen Spezialsitz
aus Gummi mitgebracht, da kommt Katy rein, wenn wir segeln. Der rutscht nicht
von der Stelle, kann also nicht über Bord gehen.«
    Der Sitz sah schon etwas merkwürdig aus, fast wie ein Toilette, aber
wenn er seinen Dienst erfüllte und sich das Baby darin wohlfühlte, war es
bestimmt eine ideale Lösung. Katys Bett hatten Damian und Nora rundum mit
Kissen ausgestopft, sodass sie bei hohem Wellengang nirgendwo hart anstoßen und
sich wehtun konnte. Die Windeln wurden mit auf den Müllpartys verbrannt, die
Segler immer wieder veranstalteten, um den angesammelten Abfall zu vernichten.
Mir gefiel, dass die beiden Briten so locker mit ihrem Kind umgingen.

    Kurze Zeit später hörten wir von einem schrecklichen
Vorfall in der Bucht Bahía del Diamante. Ursprünglich hatten wir dort ankern
wollen, bevor wir auf eine Warnung vor Raubüberfällen hin entschieden, das
Festland von Honduras zu meiden. Ein Segler war dort ums Leben gekommen,
erschossen von Piraten. Vater und Tochter waren auf einem Segelboot zu den Bay
Islands unterwegs gewesen. Wir kannten sie nicht, aber viele der Segler, so
auch Zlatan, mit denen wir darüber sprachen. Wahrscheinlich fehlte ihnen die
Kraft, den Weg fortzusetzen. Die Segelstrecke zu den Bay Islands war eine gegen
den Wind und gegen die Strömung. Vielleicht hatten sie aber auch Probleme mit
dem Schiff gehabt und damit keine andere Wahl.
    Ihre Entscheidung kostete den Vater das Leben – er wurde vor den
Augen seiner Tochter erschossen. Stefan sagte: »Ohne die Warnung hätten wir die
Bucht angelaufen …« Nie wurde geklärt, warum man den Vater tötete und die
Tochter nicht und wie es zu dieser Eskalation überhaupt kam.
    Unser nächstes Ziel war Bocas del Toro. Diese Provinz im Nordwesten
von Panama mit ihren vorgelagerten Inseln sollte ein Backpacker-Dorado sein.
Und das war es auch. Die Naturstrände der Isla Bastimentos waren die schönsten
Strände, die wir auf unserer Reise ansteuerten. Es gab dort nicht nur weißen,
naturbelassenen Strand und Palmen – ohne Hotels und Liegestühle –, sondern auch
hohe Wellen sowie einen Dschungel mit seinen vielen unbeschreiblichen
Geräuschen und dem typischen Urwaldgeruch.
    Stefans 40. Geburtstag nahte, und wir feierten ihn in diesem
Meeresnationalpark mit einer rauschenden Party. Freunde und Bekannte segelten
herbei, und natürlich war auch Zlatan mit von der Partie. Pünktlich war er
eingetroffen, im Schlepptau hatte er einige Backpacker, über die Hälfte davon
weiblichen Geschlechts. Vanessa war darunter, mit Sicherheit auch die
Argentinierin.
    Unser nächstes Ziel waren die San-Blas-Inseln – einen von den
Insulanern selbst verwaltetes Archipel. Über diese autonome Inselgruppe, die
auch Kuna Yala genannt wird, hatte ich schon viel gelesen. Bewohnt wird sie von
den Kuna-Indianern. Einst hatten sie kaum Kleidung getragen, sehr zum Unmut der
europäischen Missionare, die auf Kuna Yala ihre Botschaften unters Volk bringen
wollten. Die Ureinwohner, die ihre Körper bemalten, überlegten, was sie tun
konnten, um ihre Tradition aufrechterhalten zu können und gleichzeitig die
Missionare zufriedenzustellen. Ihre Lösung: Sie zogen sich Kleider an, auf
denen sie ihre Körperbemalungen in Form von Stickereien appliziert hatten, ihre
Molas. Und an dieser neuen

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