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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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verrückt? Ich trinke doch nichts in diesem Haus! Dieser Gestank ! Das ist wie …« Mir fiel kein Vergleich ein.
    Wyatt sah mich fassungslos an. »Du hast noch nie eine Leiche gerochen?«
    Ich sah mich in dem Wohnzimmer um, in dem sogar das Licht zu verrotten schien. »Eine Leiche, hier drin?«, flüsterte ich. »Bei uns?«
    » Leichen .« Er nahm zwei schwarze Karten aus seinem Stapel. »In den hinteren Zimmern. Und in der Küche. Soll ich sie dir zeigen?«
    »Nein!« Der Horror in meiner Stimme ließ ihn kichern.
    Kichern!
    »Warum sitzen wir hier eigentlich mit einem Serienkiller?«
    »Weil du beweisen willst, dass du es wert bist«, erinnerte er mich und zog die Folie von einer der Karten ab.
    Ich dachte an die Jagd und warum ich bei einer dabei sein musste. Warum ich es schaffen musste. Der Drang abzuhauen legte sich langsam.
    Wyatt schien beeindruckt zu sein von meiner Fähigkeit, mich in den Griff zu kriegen. Er lächelte mir aufmunternd zu, während er seine Hand vorne in mein Kleid schob.
    Es ging so schnell, wie er mir eine der schwarzen Karten auf die Haut unter meiner linken Brust klebte, dass ich kaum Zeit hatte, nach Luft zu schnappen. Ich wollte mich in diesem Horrorhaus nun wirklich nicht befummeln lassen, nicht einmal unabsichtlich, aber bevor ich ihn wegstoßen konnte, war er schon fertig. Er wiederholte es bei sich, schob die Hand unter sein Hemd und klebte die andere Karte über sein Herz.
    »Hier sind die Getränke!« Der dicke Mann kam gut gelaunt und pausbackig herbeigewatschelt und stellte uns zwei Gläser auf den Couchtisch. Er lächelte , als wüsste er nicht, dass er ein Haus voller Leichen hatte.
    Die kalten Getränke sahen grausig aus, in ihnen schwammen fiese kleine Brocken. Ich wollte meins nicht anrühren, ich wollte nicht einmal so tun als ob. Wyatt auch nicht.
    »Also, was gibt’s?«, fragte der dicke Mann mit der Stimme einer Frau und platzierte seine Körperfülle auf dem Zweiersofa uns gegenüber. »Warum besuchen wohl die mächtigen Mortmaine mich alten, unbedeutenden Kerl?«
    Wyatt beugte sich vor. Er scheuchte eine Fliege von seinem Ohr und schob ein Foto über den Tisch. »Unterhalten wir uns doch mal über John, Melissa.«
    Der dicke Mann knickte das Bild leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wurde traurig und wehmütig, als er das Foto in seinen Mund steckte und langsam aß. Er genoss es, als sei es ein Schmorbraten. »Er schmeckt sogar als Foto gut.«
    »Ist es das, was mit John passiert ist?«, fragte Wyatt mit leiser, neugieriger Stimme. »Sie haben ihn gegessen?«
    Der dicke Mann wurde rot. »Ich musste es tun. John war kein guter Ernährer, und ich esse für zwei. Eine Mutter hat ihre Bedürfnisse.«
    Als ich dieser teuflischen Bauchrednernummer zusah, verstand ich es endlich: Ich starrte keinen Mann mit Frauenstimme an, sondern eine Frau in einem Männerkörper.
    Normalerweise hätte ich es sehr spannend gefunden, eine Person zu treffen, die so seltsam war wie Melissa. Aber meine freudige Erregung verlor sich in einem Meer von Ekel, als sie das Foto mit einem großen Schluck aus ihrem widerlichen Glas runterspülte.
    »Wo ist John jetzt?«, fragte Wyatt.
    »Im Schlafzimmer«, sagte Melissa. »Ich weiß nicht, warum ich ihn von Haus zu Haus mitschleppe. Es ist kaum noch etwas übrig, dass es wert ist, mitgeschleppt zu werden.«
    »Es ist auch kaum noch etwas von dir übrig, Melissa. Oder deinem Baby.«
    Der Mann streichelte sanft seinen Bauch. »Dem Baby geht’s gut. Ich ernähre es.«
    »Du ernährst es nun schon seit zwei Jahren. Hast du dich nie gefragt, warum du es noch nicht geboren hast?«
    Als Melissa ihren zärtlichen Blick von dem Bauch des dicken Mannes hob und Wyatt direkt in die Augen sah, verwandelte sich die Zärtlichkeit in etwas Beunruhigendes. Wyatt schien das nicht zu kümmern. Er hob sein Kinn, damit sie ihn richtig ansehen konnte.
    »Woran denkst du, Melissa?«
    »An dich.« Der Hunger in Melissas Stimme rann mit Nadelstichen über meinen Körper. »Daran, wie gut du schmecken würdest. Wie gut du für das Baby wärst.«
    Als Antwort erschien ein Dolch, der wie ein umgedrehtes T geformt war, in Wyatts Hand. Seine Faust umschloss den Elfenbeingriff, und zwischen Mittel- und Ringfinger ragte die Klinge empor wie ein böser Metalldorn.
    Wyatt sprang über den Couchtisch und stieß dem dicken Mann seinen handlichen kleinen Dolch in die Nase.
    Der dicke Mann wurde steif. Dann ließ er seine Beine wie bei

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