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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Lockvogel vertrieben …«
    » Wer hat den Lockvogel vertrieben?«, fragte Wyatt.
    »Sei doch nicht so eine Rampensau, Wyatt«, sagte Lecy. »Die Mortmaine haben kein Patent auf Mut. Na los, Carmin, schreib Hannas Namen auf die Liste.«
    Mit fast schon sündhafter Befriedigung sah ich zu, wie Carmin meinen Namen in seine bereits überfüllte Liste quetschte.
    Ich wurde ins Rudel aufgenommen.
    »Was soll das überhaupt mit der Gästeliste?«, fragte Wyatt. »Feierst du etwa im Country Club?«
    »Jetzt sei nicht so«, sagte Petra. »Das ist eine große Sache. Carmins Sweet-Sixteen-Party. Er wird ein Krönchen tragen und alles.«
    Carmin zeigte Petra den Mittelfinger, und jemand schrie.
    Der Schrei kam von der anderen Seite des Amphitheaters, aber ich konnte kaum an der Wasserquelle vorbeisehen. Die vielen Menschen, die oben auf dem Platz standen, versperrten zusätzlich die Sicht.
    »Habt ihr das gehört?«, fragte ich vorsichtig, weil ich mir nicht sicher war, ob ich mir den Schrei nicht nur eingebildet hatte.
    »Was?«, sagte Carmin. »Den Schrei?« Er winkte ab. »Das ist nur eine Selbstmordtür. Die Kiddies drehen bei denen immer total durch.«
    »Das ist so siebte Klasse«, höhnte Lecy.
    »Selbstmordtür?«
    »Ich hab dir doch von den Türen erzählt«, sagte Wyatt. »Aber Selbstmordtüren sind was Besonderes. Nur die Bürgermeisterin kann sie öffnen, und sie öffnet sie nur für Feiglinge.« Er lachte. »Es dauert nicht mehr lange, dann öffnet sie eine für Pet.«
    Petra schlug Wyatt ins Gesicht.
    Während der folgenden Stille schien Petra noch schockierter von ihrer Ohrfeige als wir. Auf jeden Fall schockierter als Wyatt.
    Er lächelte sie an. Lächelte . »Wenn du das doch nur öfter machen würdest.«
    Petra wurde knallrot und blinzelte ihn mit ihren Kinderaugen an. »Echt?«
    »Tut gut zu sehen, dass du mal etwas Mut beweist«, sagte er ihr in demselben Ton, der mir Gänsehaut gemacht hatte. Aber er sprach nicht mit mir.
    Exfreundin, so ein Scheiß.
    Ich sprang auf und folgte der Menge in Richtung des Schreis.
    Ich bezweifelte, dass meine Abwesenheit irgendwem auffallen würde.
    Bei den Kolonnaden zwischen dem Hotel und dem Gerichtsgebäude schwebte eine Mahagonitür mit einer silbernen Klinke ungefähr dreißig Zentimeter frei über dem Boden. Ich schob mich durch die Menge, weil ich diese Merkwürdigkeit von allen Seiten betrachten wollte. Aber ganz egal, von wo aus ich schaute, es blieb eine Tür, die frei in der Luft hing.
    Ein paar elf- oder zwölfjährige Jungs schubsten und schoben sich gegenseitig vor die Tür. »Mach du auf.«
    »Du zuerst.«
    »Nein, du!«
    »Ich mach sie auf«, sagte ich.
    Die Menge wurde auf der Stelle still und teilte sich, bis ich allein vor der schwebenden Tür stand, wie ein Mädchen in einem surrealen Gemälde. Die silberne Klinke fühlte sich trotz der Hitze eisig an, und ich musste mich sehr anstrengen, um die Tür in ihren unsichtbaren Angeln zu bewegen.
    Ein Mann hing in einem grauen Raum, der die Größe eines Sargs hatte. Sein Gesicht war blau, die Zunge hing heraus, als wollte er mir eine Grimasse schneiden. Als hätte ich ihm die Schlinge um den Hals gelegt. Der Strick war nirgendwo festgemacht. Er verschwand einfach jenseits des Türrahmens.
    Ich fühlte mich auch, als würde ich gleich verschwinden. Als könnte mich der leichteste Windhauch mit sich reißen.
    Die Kids hinter mir kreischten. Ich knallte die Tür zu, weil ich dachte, ich hätte sie erschreckt, aber das Gekreische war ein fröhliches. Horrorfilmschreie. Viele von den Kiddies warteten ungeduldig hinter mir darauf, endlich an der Reihe zu sein und die Tür zu öffnen, als wäre alles nur ein Spiel.
    Ich ging zurück zum Amphitheater, als die Glocken der Kathedrale ertönten. Vier Uhr. Es war immer noch helllichter Tag, und doch fühlte es sich wie drei Uhr nachts an. Ich betrachtete die kleinen Kinder, die mit nackten Beinen im Springbrunnen unter mir planschten, nur wenige Meter von einer Leiche entfernt, die man in eine Tür geschoben hatte. Als wäre die Welt in Ordnung.
    Ich saß ein gutes Stück von Wyatt und seinen Freunden entfernt, aber plötzlich standen sie alle um mich herum. »Willst du was von meinem Smoothie?« Lecy bot mir einen kalten Plastikbecher mit Orangenpampe an. »Das beruhigt die Nerven.«
    »Warum?«, fragte Carmin neugierig. »Hast du Gin oder so was reingekippt?«
    »Klar, Carmin.« Lecy verdrehte die Augen. »Tonnenweise.«
    »Kann ich was davon haben?«
    »Sie hat dich

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