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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Tagesordnung über.«
    »Danke, Ma.« Wyatts Füße bewegten sich zurück zum Bett und verschwanden dann aus meinen Augen, als die Matratze unter seinem Gewicht einsank.
    Als sich die Tür hinter Seras Doc Martens schloss, kroch ich unter dem Bett hervor.
    Wyatt saß wie ein dünner, verärgerter Buddha im Schneidersitz am Kopfende. »Ich hab es so satt, dass sie mir ständig mit Oma kommt, als wäre sie eine Heilige.«
    Ich setzte mich neben ihn, zog das Medaillon aus seinem Shirt und öffnete es. Das Foto zeigte eine junge Frau, aber das Bild war alt, vielleicht aus den Sechzigerjahren, wenn man nach der Frisur urteilte. Auf der Rückseite war mit klarer, tiefer Schrift etwas eingraviert: Ojos que no ven, corazón que no siente . »Was bedeutet das?«
    Wyatt rupfte mir das Medaillon aus den Fingern und schloss es, dann stopfte er es zurück unter sein Shirt. »Was die Augen nicht sehen, kann das Herz nicht fühlen. Wenn du die schlechten Dinge in der Welt nicht siehst, fühlst du dich deswegen auch nicht schlecht. Das ist so albern. Wenn du meine Oma gekannt hättest …« Seine Stimme brach ab, und er war eine ganze Weile still.
    »Es gab nichts, was ihr leid tat«, flüsterte er. »Nichts.«
    »Warum?«
    »Oma war eine Mortmaine«, sagte er, als würde das alles erklären. Vermutlich tat es das.
    »Sie musste einmal zu dem Haus von so einem Mann gehen«, fuhr Wyatt fort. »Dieser Typ hatte einige Menschen umgebracht, aber nicht absichtlich. Niemand wusste, was da los war, aber jeder, der von ihm berührt wurde, starb innerhalb von drei Tagen. Also musste sich jemand um ihn kümmern, weil keiner wusste, ob er eine seltene Spezies war oder eine komische Krankheit hatte. Es hätte alles sein können, und um sicherzugehen, schickten ihm die Mortmaine Oma vorbei. Die Söhne des Mannes waren zu Hause, als Oma vorbeikam, und diese beiden kleinen Jungs flehten sie an, ihrem Dad nichts zu tun. Aber sie tat es trotzdem. Sie stach ihm mitten ins Herz. Und sie tötete auch die kleinen Jungs, nur für den Fall, dass das, was der Mann gehabt hatte, erblich war. Drei Tage später starb sie. Als Heldin. Verstehst du? Das bedeutet es, Mortmaine zu sein.«
    Er fing an zu weinen, und obwohl er alles versuchte, es zurückzuhalten, gelang es ihm nicht. »Scheiße.«
    »Du kannst ruhig weinen.« Ich legte meine Arme um ihn. »Wen interessiert es?«
    »Mich! Die Mortmaine. Ma. Ich darf so nicht sein. Ich … warte nur, bis ich mich kalt und teilnahmslos fühle, aber dann fällt mir ein, dass ich überhaupt nichts fühlen soll. Ich soll nur meinen Job machen.«
    »Woher willst du wissen, dass deine Oma nicht geweint hat, nachdem sie die Familie umgebracht hat? Oder als sie merkte, dass sie nur noch drei Tage zu leben hatte? Vielleicht hat sie sich genauso gefühlt wie du. Vielleicht hat sie es einfach runtergeschluckt und getan, was sie tun musste.«
    Ich hatte eine Idee.
    Während sich Wyatt an meiner Brust ausheulte, hatte der größte Teil meines Gehirns eine Lösung für Rosalees Problem gefunden. Vielleicht. Ich musste erst noch eine Sache herausfinden.
    »Poppa?«
    Er kam durch Wyatts Tür, als hätte er darauf gewartet, dass ich ihn rief. Er setzte sich an das Fußende des Betts. Sein eiscremefarbener Anzug passte genau zur Bettwäsche. Er wartete geduldig darauf, dass ich etwas sagte.
    »Kann man sich noch auf andere Weise als mit dem Ortiga- SCHLÜSSEL etwas wünschen?«
    »Alle fünf SCHLÜSSEL erfüllen Wünsche«, sagte er. »Das habe ich dir schon gesagt.«
    »Welches ist der schnellste und …« – ich ballte meine frisch verheilte linke Hand zur Faust – »ungefährlichste Weg, sich etwas zu wünschen?«
    Ich hörte zu, wie Poppa mir erklärte, was ich zu tun hatte, aber nachdem er mir alles gesagt hatte, was ich über Wet William und Evangeline Park wissen musste, runzelte er über mich die Stirn, wenn auch recht ungeschickt – die angefressene Seite seines Gesichts war nicht mehr so beweglich, wie sie es einmal gewesen war.
    »Du kannst auch nach mir rufen, wenn du einfach nur reden willst«, sagte er. »Und nicht nur, wenn du was brauchst.«
    Schuldgefühle machten sich sofort in meiner Brust breit. »Sei nicht böse auf mich, Poppa. Du weißt, dass du nicht warten musst, bis ich dich rufe. Komm einfach.«
    Er lächelte und zwickte mir in den großen Zeh. »Es läuft besser für uns, seit wir hierhergezogen sind. Findest du nicht?«
    Ich wackelte ihm mit meinen Zehen zu. »Doch, find ich auch, Poppa.«
    »Was sagst

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