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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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mit dem Rücken an ihn und zwang ihn so in eine Löffelchenstellung. Der größte Teil meines Gehirns forderte mich auf zu fragen: »Können Geister … Haben Geister schon mal freiwillig eine Person verlassen?«
    »Die besessen war?« Seine Stimme war heiser vom Schlaf. »Teufel, nein.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, den Geist zu vertreiben, ohne die Person zu töten?«
    »Man muss den Wirt töten. Das hab ich dir doch gesagt.«
    »Warum?«
    Er gähnte, und sein warmer Atem schlug gegen meinen Hals. »Weil, selbst wenn du den Geist vertreibst, was so gut wie unmöglich ist, sodass man gleich sagen kann, dass es unmöglich ist, dann lässt der Geist immer ein Stück von sich selbst zurück. Wie ein Virus, der wieder ausbrechen kann. Der Körper hat keine Möglichkeit, das, was der Geist zurückgelassen hat, zu bekämpfen. Das Immunsystem kann nicht dagegen vorgehen, also wird derjenige krank und stirbt sowieso.«
    »Wenn es nur ein Virus ist, kannst du ihn dann nicht heilen?«
    Er schwieg eine lange Zeit, als wäre ihm diese Idee noch nicht gekommen.
    »Wyatt, wenn du eine Karte machen kannst, die Egel und Lockvögel platzen lässt, warum dann nicht auch eine Karte, die jemanden heilt?«
    »Jemanden heilen und die Hinterlassenschaft von einem Geist vertreiben … das ist nicht mal dasselbe Universum … es sei denn …« Er schwieg wieder. Ich konnte fast hören, wie das Getriebe in seinem Kopf ratterte.
    »Ich muss darüber nachdenken.« Er umarmte meinen Bauch. » Nach dem Aufstehen.«

    »Wyatt Reynaldo Ortiga!«
    Ich drehte mich um und rumste schläfrig in Wyatt, der hellwach und nervös neben mir saß. Das frühe Morgenlicht leuchtete in seinen braunen Augen. Ich schob mir das Haar aus dem Gesicht. »Reynaldo?«
    Er drehte sich zu mir. »Versteck dich! Schnell!« Aber noch bevor ich mich bewegen konnte, riss er mich auf den Boden und rollte mich unter sein Bett. Sekunden später, als ich zwischen Wollmäusen und dreckigen Socken lag, hörte ich Seras Stimme und sah ihre Füße, die in schwarzen Doc Martens steckten. »Warum bist du noch im Bett? Du weißt doch, du musst die Mortmaine treffen.«
    Wyatt antwortete nicht.
    »Hier oben rumlungern ändert auch nichts daran, was mit diesem Mädchen passiert ist.«
    »Ihr Name war Petra .«
    »Du weißt, dass die Mortmaine nicht daran glauben, nach …«
    »Erzähl du mir nicht, woran sie glauben. Zum Teufel mit ihnen. Sie lassen mich nicht mal um sie trauern.«
    »Lass ihre Familie um sie trauern. Du kannst dir diesen Luxus nicht leisten.«
    »Weil ich sie getötet habe.«
    Es gab einen lauten dumpfen Knall außerhalb meiner eingeschränkten Sicht. Sera schrie: »Ich bin diesen selbstmitleidigen Scheiß so leid, Wyatt. Petra war in der Sekunde tot, in der sie diesen Brüter näher als einen halben Meter an sich rangelassen hat. Das hatte mit dir nichts zu tun. Das Einzige, was du zu tun hast, ist deine Pflicht gegenüber dieser Stadt zu erfüllen.«
    »Wenn das noch einmal jemand zu mir sagt« – es klang, als hätte er die Zähne zusammengebissen – »ich schwöre bei Gott …«
    »Glaubst du, deine Oma hätte ihre Pflichten vernachlässigt, um sich in ihrem Zimmer zu verstecken und Trübsal zu blasen?«
    »Natürlich nicht. Ein Miststück bläst kein Trübsal.«
    Sera knallte ihm eine. Es gab ein unverkennbares Geräusch, so laut wie ein Schuss. »Du verdienst es nicht, ihre Locke zu tragen.«
    »Das hab ich auch nie behauptet!« Wyatts nackte Füße knallten auf den Boden, als er aus dem Bett sprang. Sera trat zurück. Weg von ihm. »Du willst sie zurück, nimm sie! Ich bin ganz und gar nicht wie sie, und ich will es auch nicht sein. So eine hartherzige, gefühllose …« Ich zuckte zusammen, als etwas zerbrach. Scherben flogen quer durch den Raum auf den Boden.
    Ich hielt die Luft an während der unheimlichen Stille, die folgte.
    »Wyatt«, sagte Sera beruhigend. Ihre Füße bewegten sich näher zu seinen. »Es ist okay. Beruhige dich. Es tut mir leid. Ich weiß, die Mortmaine nehmen dich hart ran, aber es ist nur …«
    »Ich weiß, Ma.« Er klang, als gäbe er sich geschlagen. »Bitte, hör einfach … auf.«
    Sera seufzte tief. »Ich spreche mit deinem Ältesten. Ich werde ihm sagen, dass du einen Tag brauchst. Feiert Carmin nicht morgen seine Party? Warum gehst du nicht hin und hast ein bisschen Spaß mit deinen Freunden? Um auf andere Gedanken zu kommen. Hört sich das gut an?«
    »Denke schon.«
    »Also heute und morgen, und dann gehen wir wieder zur

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