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Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet

Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet

Titel: Bleep - oder wie man Spiritualität mit 3 Whisky-Cola verbindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Integral Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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anderen Bewusstsein. Zum Beispiel trinke ich nicht mehr, um möglicherweise meine Trauer zu betäuben, sondern um mich am Geschmack des Weines zu erfreuen. Auch trinke ich nicht mehr, bis ich lallend unter dem Tisch liege, sondern in Maßen in geselliger Runde. Schließlich lehrte der Buddha den »mittleren Weg« und die Vermeidung der Extreme.
    Gebote, die ja sehr schnell zu Verboten werden, verlocken uns doch nur dazu herauszufinden, warum bestimmte Dinge verboten sind. Was verboten ist, muss einfach gut sein, sonst wäre es ja nicht verboten, oder? Der sicherste Weg, das Interesse eines Menschen an etwas zu wecken, besteht darin, es ihm zu verbieten. Der sicherste Weg, dafür zu sorgen, dass der Mensch das Interesse wieder verliert, besteht darin, ihm das zu geben, was vorher verboten war. Meist merkt er dann nämlich sehr schnell, dass es eigentlich gar nicht so toll war. Jeden Tag Süßes wird mit der Zeit langweilig, ständig wechselnde Sexualpartner eben auch.
    Gebote, die sehr schnell zu Verboten werden, verlocken uns doch nur dazu herauszufinden, warum bestimmte Dinge verboten sind. Was verboten ist, muss einfach gut sein, sonst wäre es ja nicht verboten, oder?
    Warum soll ich der normalen Welt entfliehen? Warum soll ich der Partnerschaft entsagen, keinen Sex haben, keine Kinder zeugen, keine Familie haben, keinen Alkohol trinken, kein Fleisch essen? Was darf ich denn überhaupt noch? Bin ich denn in diese Welt hineingeboren worden, um ihr zu entsagen? Ist es nicht gerade meine Aufgabe, selbst herauszufinden, was ich kann und was ich darf, was mir guttut und was nicht? Ist es nicht meine Aufgabe, mich in dieser Welt und in den Umständen, in die ich geboren wurde, zurechtzufinden und nach den Dingen zu suchen, die mir wahrhaftige Erfüllung bringen?
    Bei meinen mehrmaligen Besuchen beim Dalai Lama habe ich erfahren, dass auch er, der Oberste überhaupt, Dinge tut, die laut den Schriften eigentlich nicht erlaubt sind. Wir müssen meiner Meinung nach besser verstehen, dass all die Dinge, die in den Büchern stehen, zwar Gebote sind, dass diese Gebote aber nicht fanatisch umgesetzt werden müssen, ohne uns auch nur den kleinsten individuellen Spielraum zu lassen. Schließlich hat jeder Mensch seinen eigenen Weg, den er gehen muss.
    Kann man nur im Lotossitz erleuchtet werden?
    Dass ich meinen eigenen Weg finden und gehen muss, habe ich auch sehr stark in meiner eigenen Meditationspraxis erfahren. Wenn man zuerst in ein Meditationszentrum oder an ein Meditationsseminar geht, dann wird man meistens vom Lehrer aufgefordert, sich auf den Boden zu setzen und die Beine zu verschränken. Dann kann man anfangen zu meditieren. Für mich war diese Haltung aber nie besonders bequem. Die meiste Zeit über habe ich nicht meditiert, sondern hauptsächlich darüber nachgedacht, warum mir die Beine so wehtun.
    Die meiste Zeit über habe ich nicht meditiert, sondern hauptsächlich darüber nachgedacht, warum mir die Beine so wehtun.
    Schon nach kurzer Zeit schlafen mir immer die Beine ein. Also bewege ich mich, lege mir ein Kissen unter das Gesäß, wodurch mein Becken etwas gekippt wird und das Sitzen mir etwas leichter fällt – aber nur etwa fünf Minuten lang. Dann tun mir die Beine wieder weh und wieder konzentriere ich mich nicht auf den Atem, sondern nur auf die Schmerzen in den Beinen. Ich komme mir vor wie ein Versager, zumal der Lehrer wieder darauf hinweist, dass die korrekte Haltung eines Meditierenden seit mindestens 2 500 Jahren nun mal der Lotossitz ist. Kann man den nicht, muss es mindestens der Halblotos sein. Kann man den auch nicht, dann ist die Sache wohl hoffnungslos. Mit Hüftarthrose anscheinend keine Er leuchtung!
    Die Menschen des östlichen Kulturkreises sind es von Kindesbeinen an gewöhnt, mit gekreuzten Beinen auf dem Boden zu sitzen oder zu hocken. Für sie ist diese Haltung vollkommen natürlich, für uns Menschen des westlichen Kulturkreises, die wir mit Stühlen, Sesseln und Sofas aufgewachsen sind, ist diese Haltung absolut unnatürlich und unbequem. Von daher ist es unsinnig, wenn wir zwar die äußere Form der Meditation nachahmen, aber aufgrund der Schmerzen, die wir dabei empfinden, nicht zum eigentlichen Wesen der Meditation vordringen können.
    Ich dachte mir: »Das kann doch alles nicht wahr sein« und fläzte mich auf meine Couch. »Was für eine angenehme Position«, dachte ich und beschloss in dieser zu meditieren. Und siehe da: Es klappte! Ich probierte es mehrere Male aus, schlief

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