Bleib cool Samantha
Kampagne hier in unserer Schule vorzustellen und dass sich von unseren Mitschülern keiner dafür interessiert. Hoffentlich glaubt er nicht, wir wären alle politikverdrossen und apathisch. Ich möchte echt, dass er einen guten Eindruck von uns bekommt. Und Random Alvarez auch. O Gott, der Typ sieht ja wohl so was von heiß aus…«
Plötzlich guckte sie mir auf die Haare. »Was hast du denn mit deinen…?« Sie beendete den Satz aber nicht, sondern biss sich auf die Unterlippe. »Ach, nicht so wichtig.«
»Meinst du meine Haare?« Ich kämmte mir mit den Fingern durch die mitternachtsschwarzen Locken. »Ich hab sie mir gefärbt. Gefällt’s dir etwa nicht?«
Natürlich wusste ich auch so, dass Kris meine Haare nicht gefielen. Spießerinnen wie Kris stehen nicht auf blauschwarz gefärbte Haare. Ich hatte bloß Lust, sie ein bisschen zu quälen.
»Doch, absolut. Sieht echt cool aus.« Kris hatte sich rasch wieder von ihrem Schock erholt. »Wäscht sich das wieder raus?«
»Na ja, nicht so schnell«, antwortete ich. »Wieso?«
»Nur so.« Sie schenkte mir ein breites Colgate-Lächeln. »Sieht toll aus!«
Ich wusste genau, dass sie log, und zwar nicht nur, weil ihre Mundwinkel zuckten. Ich hatte mich morgens im Bad einer gründlichen und objektiven Betrachtung unterzogen und war zu dem Schluss gekommen, dass Lucy recht hatte. Ich sah mit den neuen schwarzen Haaren ziemlich bescheuert aus. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich mir die Augenbrauen auch mitgefärbt hätte.
Aber ich hatte mir die Haare ja auch nicht schwarz gefärbt, um gut auszusehen, sondern um damit ein Statement abzugeben. Und das lautete: »Lebwohl, brave, rothaarige, Präsidenten rettende Samantha Madison, auf Nimmerwiedersehen! – Hallo aktzeichnende, bald-nicht-mehrjungfräuliche Sam!«
Dass ich mir die Haare gefärbt hatte, bevor ich wusste, was es mit dem Aktzeichnen wirklich auf sich hat, und bevor ich beschlossen hatte, meine Jungfräulichkeit zu verlieren (möglicherweise), bewies nur, dass ich wirklich ein anderer Mensch geworden war, seit ich mich von der rothaarigen Samantha verabschiedet hatte.
»Übrigens«, sagte Kris, die offensichtlich entschieden hatte, meine gefärbten Haare ostentativ (Wort aus dem Fremdwörterlexikon, das so viel wie »betont, geflissentlich« heißt) zu ignorieren, »finde ich es eine total gute Idee von unserem Präsidenten, dass wir alle zu den traditionellen Familienwerten zurückkehren sollen, und ich hoffe, du sagst ihm, wie begeistert wir hier an der Adams Highschool alle von seiner Aktion sind und dass wir mehr als hundertzehn Prozent hinter ihm stehen. Ich meine, eine funktionierende Familie ist ja wohl das Allerwichtigste im Leben.«
»Klar«, sagte ich. »Das findet wahrscheinlich jeder.« Das ist der Satz, den ich sagte. Der Satz, den ich gleichzeitig
dachte, lautete: Warum fällst du nicht einfach tot um, Kris Parks?
»Vielleicht hättest du ja auch mal Lust, zu einem Treffen vom ›Richtigen Weg‹ zu kommen?« Kris warf Catherine einen flüchtigen Blick zu, als hätte sie erst jetzt gemerkt, dass ich nicht allein in der Schlange stand. »Du und deine… äh, Freundin, meine ich.«
Kris wusste natürlich ganz genau, wie Catherine heißt. Sie bewies damit nur mal wieder, dass sie eine versnobte, arrogante Zicke ist.
Was sie kurz darauf gleich noch einmal demonstrierte, als Debra Mullins von der Tanzformation unserer Schule in ihrem schwingenden lila Miniröckchen vorbeitänzelte. »Hast du das von Debra schon mitgekriegt?«, flüsterte Kris mir zu. »Ich hab gehört, dass sie nach dem Spiel gegen die Trinity Highschool letzte Woche unter der Zuschauertribüne mit Jeff Rothberg gevögelt hat. O Gott, das ist echt so eine Schlampe!« Worauf sie sich fröhlich von mir verabschiedete: »Wir sehen uns dann nächsten Montag in der Turnhalle, okay?«
»Klar, wir kommen«, sagte ich, nur damit sie endlich abhaute.
Es funktionierte. Sie verzog sich und wir konnten in aller Ruhe unseren doppelten Cheeseburger bestellen.
»Ich hasse sie«, sagte Catherine düster.
»Wem sagst du das?«
»Nein, ich hasse sie wirklich.«
»Willkommen in meiner Welt.«
»Ja, aber dich schleimt sie wenigstens an. Weil du mit David zusammen bist. Dich würde sie nie eine Schlampe nennen. Ich meine, falls du und David… falls ihr je… du weißt schon, miteinander schlafen würdet. Und falls sie es herausfinden würde.« Dann fügte sie noch lachend hinzu. »Was ja wohl total unrealistisch ist.«
Ich
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