Bleib für immer!: Roman (German Edition)
überhaupt ein richtiges Hochzeitskleid will. In diesen Dingern hier würde ich doch nur albern aussehen. Das bin nicht ich.«
»Du hast doch noch nicht mal eins anprobiert.« Jetzt mache ich mir langsam Sorgen. »O Gott, Mum, du willst doch wohl nicht in deiner üblichen Kluft erscheinen, oder? Eins sag ich dir, wenn du einen von deinen lila Mohairpullis und dazu handbemalte Clogs anziehst, dann boykottiere ich diese Hochzeit.«
»Sei nicht so garstig«, schimpft sie, grinst aber dabei.
»Du brauchst etwas ganz Besonderes «, beharre ich.
»Es wird auf jeden Fall besonders sein, egal was ich trage. Wen interessiert schon, was ich anhabe, mal ehrlich? Außerdem habe ich zu lange getrödelt. Wahrscheinlich könnten sie nicht mal mehr rechtzeitig eines für mich fertig machen.«
»Das könnten sie bestimmt«, sage ich. »Mach schon, probier doch einfach mal ein paar an. Für mich. Bitte.«
Sie verzieht das Gesicht wie ein Teenager, dessen iPod und Handy gleichzeitig konfisziert wurden. Dann greift sie sich eine Handvoll Bügel von der Stange und trottet damit in eine Umkleidekabine. Die Verkäuferin schenkt mir den gleichen mitleidigen Blick, mit dem Grace oft versehen wird, wenn Polly verrücktspielt.
Meine Mutter probiert fünf Kleider an, und als sie das sechste schon vor dem Anziehen verwirft, glaube ich allmählich, dass sie recht hatte. Auf den Bügeln sehen sie alle hübsch aus, aber an ihr wirken sie einfach nicht richtig.
Sie sehen alle seltsam aus. Womit ich normal meine. Und normal ist nun mal einfach nicht ihr Stil.
»Sollen wir nicht eine kleine Pause machen?«, schlägt sie hoffnungsvoll vor. »Ach komm schon, Evie. Bitte? «
32
A US PRAKTISCHEN GRÜNDEN entscheiden wir uns für eines der Cafés im Nobeleinkaufszentrum Met Quarter, obwohl ich zugeben muss, dass wir zwischen all den dicht gedrängten trendigen Managern und Fußballerehefrauen und Designjunkies etwas deplatziert wirken.
Ich nehme meinen üblichen Cappuccino, während Mum sich einen Kräutertee bestellt, der aussieht und riecht, als hätte jemand seine Socken darin gewaschen. Sie schlägt ihre Zeitung auf, den Guardian , den sie jeden Tag kauft, obwohl sie sich seit fünfzehn Jahren darüber beschwert, dass er »zu weit nach rechts abdriftet«. Zudem erwirbt sie auch gewissenhaft den Daily Echo , wenn ich auch nach ihrer Frage neulich, ob wir einen frisch veröffentlichten afghanischen Gedichtband rezensiert hätten, den Verdacht hege, dass sie ihn nicht unbedingt so häufig liest.
Ich selbst ziehe eine von Graces alten Hochzeitszeitschriften aus der Tasche und schlage die hintere Innenklappe auf. Dort befindet sich eine Liste von Dingen, die wir schon erledigt haben sollten.
Der Empfang ist organisiert, da können wir wenigstens schon mal einen Haken machen. In gewisser Weise jedenfalls. Die Feierlichkeit findet auf einer Wiese in der Nähe von Mums Wohnung statt, und ihre Freundin Wendy, Inhaberin eines Bioladens, kümmert sich um das Catering. Es wird ein üppiges Festmahl aus Nesselsuppe und Mungbohnenfalafel werden. Ich kann es kaum erwarten.
»Ich vermute mal, es ist Zeitverschwendung, dich zu fragen, ob du die Blumen schon bestellt hast?«, sage ich.
»Das ist doch noch viel zu früh, es sind ja noch drei Monate hin.«
»Zweieinhalb«, korrigiere ich. »Und dieser Checkliste nach müsste man das jetzt erledigen. Allerdings soll man um diese Zeit auch bereits Karten verschickt haben, auf denen man eine baldige Einladung ankündigt. Was soll das denn bringen? Warum lädt man die Leute nicht einfach ein?«
»Kapitalismus«, antwortet sie wissend. »Sie wollen, dass man zweimal Karten kauft. Auf jeden Fall brauchen wir keine Karten. Ich dachte mir, ich sage den Leuten einfach Bescheid, wenn ich sie gerade treffe.«
Mein Mut sinkt, nicht zum ersten Mal heute.
»Mum.« Ich bemühe mich, ganz ruhig zu bleiben. »Das kannst du nicht machen. Ich weiß, dass du es gern nicht zu förmlich hast, aber ich war schon in der sechsten Klasse auf besser organisierten Partys.«
»Du machst dir viel zu viele Gedanken«, sagt sie. »Alles wird gut laufen. Wenn du Einladungskarten verschicken willst, dann bitte. Aber mir ist es egal und Bob sicherlich auch.«
Es ist jetzt schon klar, dass auf dieser Hochzeit Brautjungfer zu sein deutlich mehr Aufwand sein wird als bei Graces Hochzeit. Wobei ich ausreichend Mitstreiterinnen habe, um die Last mit mir zu tragen.
Neben mir selbst hat meine Mutter neun weitere Menschen gebeten,
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