Bleib nicht zum Frühstück
Serviererin erspart, die Kevin geradezu mit den Augen verschlang, was er allerdings, da er nebenbei die Speisekarte las, gar nicht zu bemerken schien. »Wir nehmen ein paar Burger, Pommes und Bier. Red Dog.«
»Okay.«
»Und zweimal Kohlsalat.«
Beinahe hätte Jane angesichts seiner Dominanz mit den Augen gerollt. »Ich hätte gerne einen gemischten Salat, ohne Schinken, mit wenig Käse, die Sauce daneben, und ein Glas fettarme Milch.«
Kevin verzog angewidert das Gesicht. »Ist das Ihr Ernst?«
»Nahrung fürs Gehirn.«
»Ach, du grüne Neune!«
Die Serviererin verließ den Tisch, und während sie auf ihr Essen warteten, lauschte Jane einem Monolog, dessen Hauptthema absolut Kevin Tucker hieß. Als die Bestellungen serviert wurden, sah sie ihn fragend an. »Was genau haben Sie vor?«
»Was meinen Sie?«
»Warum sind Sie nach Salvation gekommen?«
»Es ist eine hübsche Stadt.«
»Hübsche Städte gibt es überall.« Sie bedachte ihn mit ihrem Lehrerinnenblick. »Kevin, legen Sie Ihre Fritten auf den Teller zurück und packen Sie aus.« Sie merkte, daß sie Cal beschützen wollte. Wie seltsam, vor allem, wenn man bedachte, wie böse sie auf ihn war.
»Warum denn?« Er zuckte mit den Schultern, aber trotzdem legte er die Handvoll Pommes in den blauen Plastikkorb zurück. »Ich will einfach ein bißchen Spaß haben, sonst nichts.«
»Was wollen Sie von ihm, außer seinem Job?«
»Wie kommen Sie denn auf so eine Idee?«
»Sonst wären Sie nicht hier.« Sie rieb mit dem Daumen über ihr Milchglas. »Früher oder später muß er sowieso aufhören, und dann haben Sie seinen Job. Warum können Sie sich nicht einfach in Geduld üben?«
»Weil ich ihn jetzt schon haben sollte!«
»Was Ihre Trainer offenbar anders sehen.«
»Das sind doch alles Anfänger!«
»Sie geben sich ziemlich viel Mühe, ihm das Leben schwerzumachen. Warum? Nur weil Sie Rivalen sind, brauchen Sie doch nicht auch noch Feinde zu sein.«
Er verzog schmollend seine Miene, wodurch er noch jünger wirkte als zuvor. »Weil ich ihn nicht ausstehen kann.«
»Wenn ich jemanden so sehr hassen würde, würde ich mein möglichstes tun, um seine Nähe zu meiden.«
»Sie verstehen das nicht.«
»Dann erklären Sie es mir.«
»Ich – er ist einfach ein Arschloch, basta!«
»Und?«
»Er ist – ich weiß nicht…« Er senkte den Blick und stupste seinen Teller an. »… ein ziemlich guter Coach.«
»Aha!«
»Was soll das heißen?«
»Nichts. Einfach nur aha.«
»Sie haben es so gesagt, als hätte es etwas zu bedeuten.«
»Und, hat es das?«
»Bilden Sie sich allen Ernstes ein, ich wollte, daß er mich trainiert, mir die ganze Zeit im Nacken sitzt und mich anbrüllt, daß mein Arm wertlos ist, weil mir das dazugehörige Footballhirn fehlt? Glauben Sie mir, das wäre das letzte, was ich brauche. Ich bin auch ohne sein Geschrei ein verdammt guter Quarterback.«
Aber mit Cals Hilfe könnte er noch besser sein, dachte Jane. Deshalb also war Kevin hier. Es ging ihm nicht allein um Cals Job, darüber hinaus wollte er seine Unterweisung.
Aber wenn sie sich nicht irrte, hatte er nicht den blassesten Schimmer, wie er ihn darum bitten sollte, ohne sein Gesicht zu verlieren. Sie speicherte diese neue Erkenntnis.
Kevin seinerseits schien auf einen Themenwechsel geradezu versessen zu sein, denn er sagte: »Das mit dem Abend in dem Hotel in Indianapolis tut mir wirklich leid. Ich dachte, Sie wären eins der üblichen Groupies, da er von Ihnen noch nie gesprochen hatte.«
»Schon gut.«
»Auf alle Fälle haben Sie aus der Beziehung ein ganz schönes Geheimnis gemacht.«
Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, was Junior und die anderen Spieler, die sie Cal als Geburtstagsüberraschung zugeschanzt hatten, von der Sache hielten. Und konnte sie sich denn auch darauf verlassen, daß die Jungs diesbezüglich ihren Mund hielten?
Sie beschieß, möglichst unauffällig zu erforschen, wie bekannt ihre Geschichte inzwischen war. »Ein paar Leute wußten Bescheid.«
»Welche aus dem Team?«
»Hm!«
»Davon haben sie mir nie etwas erzählt.«
Also hatten Cals Freunde dichtgehalten. Wunderbar.
»Auf alle Fälle sind Sie vollkommen anders als die Mädchen, mit denen er normalerweise durch die Gegend zieht.«
»Vielleicht kennen Sie Cal nicht so gut, wie Sie denken.«
»Oder ich will ihn gar nicht so gut kennen.« Er vergrub seine Zähne in seinem Hamburger und schob sich einen so riesigen Bissen in den Mund, daß es schon nicht mehr schicklich war. Aber
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